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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Schopf, wie sie aus der Hütte unter ihm heraustrat, mit festen Schritten, die Hand am Schwertknauf. Irgendetwas hatte sie verärgert.
    »Alwin!«, brüllte sie. Ein stämmiger Mann mit einem Brustkorb wie ein Braunbär erhob sich von einer der Feuerstellen.
    »Was schreist du hier so rum?« Er musterte sie von oben bis unten. Ihr Zorn schien ihn zu belustigen, war er doch doppelt so breit wie sie und zwei Köpfe größer.
    »Ich hatte dir verboten, das Mädchen anzurühren!«
    Er lachte. »Was willst du? Du warst doch selbst nur hinter deinem schwarzen Hengst her. Außerdem sollte sie froh sein, sie starb nicht als Jungfrau.« Er lachte dreckig.
    »Ich hatte dir einen Befehl gegeben!«
    »Dein Vater befiehlt hier, nicht sein kleines Mädchen. Und wenn ich ein Weib will, dann nehm ich’s mir. Und wenn ich ihr danach die Kehle aufschlitze, dann tu ich das.« Alwin spuckte vor Thea aus. Der Speichel hatte den Boden noch nicht berührt, da hielt Thea ihr Schwert schon in der Hand.
    »Was zum Teuf…« Sein Satz blieb unvollendet. Mit einem bösen Lächeln zog Thea ihre blutige Klinge zurück.
    Der Hüne sank in die Knie, beide Hände auf den Bauch gepresst.
    »Niemand missachtet meine Befehle!«, brüllte sie und schlug ihm den Kopf ab.
    Auf einmal war es ganz still geworden. Alle starrten auf den Toten. Hinter Thea tauchte ein Schatten auf, ein ebenso feuriger Haarschopf, doch er gehörte einem wahren Riesen, gegen den selbst der tote Alwin nur durchschnittlich groß wirkte.
    »Was fällt dir ein?«, herrschte er Thea an. »Er war ein guter Mann.«
    »Er hat meinen Befehl missachtet. Dafür gibt es keine Entschuldigung.«
    »Du hast ihm die Beute überlassen, weil du dich gleich nach dem Überfall herumgetrieben hast. Wenn er das Mädchen wollte, warum nicht?«
    »Ich hatte es ihm verboten! Es geht nicht nur um das Mädchen, es geht darum, dass er sich weigerte, mir zu gehorchen.«
    Statt einer Antwort schlug Barbarossa seiner Tochter ins Gesicht.
    »Hier entscheidet nur einer! Hast du das verstanden?«
    Theas Augen funkelten zornig, als sie sich das Blut von der aufgeplatzten Lippe wischte.
    »Hast du das verstanden?«, brüllte Barbarossa. Thea schwieg. Als er sie zum zweiten Mal ohrfeigte, taumelte sie nach hinten.
    »Ja, Vater!«, zischte sie.
    »Gut«, donnerte Barbarossa. »Und ihr anderen merkt euch: Der Nächste, der es wagt, die Befehle meiner Tochter zu missachten, dem schlag ich höchstpersönlich den Kopf ab!«
    Philips Hände krampften sich um den kalten Fels, an dem er sich abstützte. Er hatte in seinem Leben einiges gesehen, schon manchen Kampf ausgefochten. Aber selten einen so gut gezielten Hieb gesehen wie den, mit dem Thea Alwin den Kopf abgeschlagen hatte. Zielsicher wie ein jahrelang geübter Henker. Gewiss, es hatte keinen Unschuldigen getroffen, dieser Mörder hatte es nicht besser verdient. Dennoch erschreckte Philip Theas Kaltblütigkeit, ihre Art, ein Leben auszulöschen, voller Genugtuung, ohne irgendeinen Zweifel. Wie oft mochte sie ihr Schwert schon auf diese Weise geführt haben?
    Häufiger als er, da war er sich sicher. Dreimal hatte er in seinem Leben einen Menschen getötet. Nein, eigentlich viermal …
    Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Etwas zu heftig, denn unter seinen Fingern löste sich ein winziger Stein und sprang auf das Schindeldach unter ihm. Sofort drückte Philip sich noch dichter an den Fels. Sein Herz pochte, denn er hatte den Blick des rotbärtigen Riesen gesehen, der sofort den Kopf in Richtung des Geräusches gewandt hatte.
    »Was war das?«, fragte er Thea.
    »Vermutlich der Wind«, fauchte sie. Sie hatte ihm die Demütigung noch nicht verziehen. Barbarossa brummte irgendetwas, dann hörte Philip, wie seine Schritte sich entfernten. Vorsichtig schob er sich zurück und atmete erst auf, als er den Abstieg hinter sich gebracht und wohlbehalten bei seinem Rappen angelangt war.
    Für einen Moment überlegte er, ob er sofort nach Burg Birkenfeld zurückkehren sollte, doch dann entschloss er sich, noch einmal nach Alvelingeroth zu reiten. Möglicherweise war seine Bestellung schon beim alten Eusebius eingegangen, obwohl die zehn Tage noch nicht verstrichen waren.
    Zweimal hatte er Alvelingeroth bislang besucht, stets waren die Menschen in dem verschlafenen Nest still ihrem Tagewerk nachgegangen. An diesem Tag war es anders. Lange bevor er das Dorf erreichte, hörte er schon aufgebrachte Stimmen, und unverständliche Wortfetzen drangen ihm ans Ohr. Frauen schrien und

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