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Die Sündenheilerin (German Edition)

Die Sündenheilerin (German Edition)

Titel: Die Sündenheilerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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gebrauchen, der erfahrener ist als Euer Hauskaplan. Zumindest in manchen Belangen.« Philip hielt kurz inne, um zu sehen, wie seine Worte auf den Grafen wirkten. Tatsächlich, das Funkeln war einer gewissen Nachdenklichkeit gewichen. »Ich kann sowohl lateinische als auch arabische Buchstaben lesen«, fuhr Philip fort.
    »Soll das heißen, Ihr bietet mir Eure Dienste an?«
    »Wenn Ihr sie wollt.«
    »Ihr seid ein Fuchs. Ich soll Euch Einblick in meine Geschäfte gewähren, ohne zu wissen, wer Ihr seid? Ihr könnt mir viel erzählen.«
    »O ja, aufs Erzählen verstehe ich mich.« Philip grinste.
    »Nun, wenn Ihr für mich tätig werden wollt, müsste ich mehr von Euch wissen. Warum habt Ihr Alexandria ausgerechnet jetzt verlassen? Warum nicht schon früher?«
    »Ich hatte ein paar … nun, nennen wir es Schwierigkeiten, die es erforderlich machten, für eine Weile zu verschwinden.«
    »Schwierigkeiten welcher Art?« Auf einmal war die Anspannung aus Dietmars Zügen vollständig gewichen. Fast schon vergnüglich lenkte er seinen Fuchs neben Philips Rappen.
    »Darüber spreche ich nicht gern.«
    »Das ist mir schon aufgefallen. Ihr redet viel, aber kaum etwas davon betrifft Eure Person.«
    Es war an der Zeit, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
    »Wie wollt Ihr die Räuber zur Strecke bringen, Herr Dietmar?«
    »Das lasst meine Sorge sein. Ich weiß, was ich den Dorfbewohnern schuldig bin. Wenn Ihr etwas wisst, dann solltet Ihr es mir sagen.«
    Da war es wieder, das gefährliche Funkeln, und auf einmal fragte Philip sich, ob er den Grafen wohl genauso falsch einschätzte wie dieser ihn selbst.

9. Kapitel
     
     
    I hr seid beharrlich.« Elise funkelte Lena aus ihren grünen Augen an, den Kopf leicht schief gelegt wie eine Katze. War das tatsächlich anerkennend gemeint? Für einen Moment zögerte Lena, ihren Platz gegenüber der Gräfin einzunehmen. Was war geschehen? Vorsichtig ließ Lena sich auf dem Stuhl nieder. Es hätte sie nicht gewundert, wenn sich ein Nadelkissen unter dem Lammfellpolster verborgen hätte. Doch es war alles in Ordnung.
    »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr mit Eurer Ausdauer ans Ziel kommt, Frau Helena?« Zum ersten Mal erkannte Lena Elises Seelenflamme, einen hellen gelben Schein, viel heller als alle Seelenflammen, die sie bis dahin gesehen hatte.
    »Was glaubt Ihr, Frau Elise?« Die plötzliche Wandlung der Gräfin verunsicherte sie. Wie von selbst rieben ihre Handflächen über den dunkelblauen Stoff des Kleides.
    Statt zu antworten, erhob Elise sich und ging zum Fenster. Ihr Schritt war erstaunlich schwungvoll. Ganz anders als in den Tagen zuvor. Als wäre sie eine geheimnisvolle Zwillingsschwester, der jeder Arg fehlte.
    Der Stoff wurde warm unter Lenas Händen. Eine dumme Angewohnheit! Hastig verschränkte sie die Hände hinter dem Rücken. Nur keine Unsicherheit zeigen.
    »Kommt her!«, forderte Elise sie auf. »Ist das nicht ein wundervoller Tag?« Die Gräfin beugte sich aus dem Fenster zur Bode hinunter. Zögernd kam Lena näher.
    Elise lächelte noch immer. »Seht Ihr die Felsen dort, auf der anderen Seite des Flusses? Die genauso hoch aufragen wie der Hügel, auf dem Birkenfeld steht?« Sie trat einen Schritt zur Seite, damit Lena neben ihr am Fenster Platz fand.
    Was plante die Gräfin? Diese Freundlichkeit, dieses banale Geplauder, das konnte nicht echt sein. Wann würde sie versuchen, ihr den nächsten Hieb zu versetzen?
    »Man sagt, dort öffne sich das Tor zur Hölle. Das Geistertor«, fuhr Elise fort. »Habt Ihr schon davon gehört?«
    »Es gibt überall solche Plätze, die die Menschen meiden. Warum zeigt Ihr mir Euren verbotenen Ort?«
    Die Gräfin stützte die Ellbogen auf das Fenstersims und den Kopf in die Hände. Ein zärtlicher, träumerischer Ausdruck legte sich über ihr Gesicht.
    »Als ich das erste Mal den Fuß in diese Burg setzte, erzählte mir ein alter Waffenknecht die Legende vom Geistertor. Es ist der Eingang zu einer finsteren Höhle. Angeblich sei niemals jemand ans Licht zurückgekehrt, der es gewagt hatte, sie zu betreten.« Elise lachte leise. »Vermutlich wollte er mich nur erschrecken. Das junge Ding, das sich anmaßte, Herrin über Burg Birkenfeld zu sein. Leider war ich nicht schreckhaft genug.«
    »Ihr seid in der Höhle gewesen?« Lena war ehrlich überrascht. So viel Mut hätte sie der zierlichen Gräfin nicht zugetraut.
    »Einmal war ich kurz davor, stand schon am Eingang. Der Felsüberhang bildet ein kleines Portal. Doch dann sah ich

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