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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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an.
    Während sie sich fertig machte, warf sie einen Blick auf den Schrankspiegel und sah, dass der blaue Fleck – oder was zur Hölle es auch sein mochte – größer geworden war.
    Unmöglich, dachte sie und trat näher an den Spiegel heran.
    Aber der dunkle Fleck war inzwischen tatsächlich doppelt so groß wie nach dem Duschen. »Toll, wirklich ganz toll! Warum bitte konnte mir das nicht wenigstens im Winter passieren?«
    Mit einem lauten Seufzen zog sie ihr weißes Trägertop wieder aus und tauchte auf der Suche nach einem Oberteil, das den Fleck erfolgreich kaschieren konnte, erneut in ihren Kleiderschrank ab.
    »Sie haben den Typ nie geschnappt.«
    »Was?«
    »Den Typen, der Amanda Waters umgebracht hat, meine ich.«
    »Oh, klar. Ja, das wusste ich. Na und?«
    »Ich hab noch mal alles über ihre Entführung und ihre Ermordung nachgelesen. Ich wollte meine Erinnerung auffrischen, weil, na, weil wir doch in dem Haus waren, in dem es passiert ist.«
    »Hast du nicht gesagt, jemand sollte das ganze Haus niederbrennen?«
    Claire nickte und schob sich eine Gabel mit Salat in den Mund. »Das sollte man auch«, murmelte sie. Sie schluckte. »Aber das heißt ja nicht, dass ich mich nicht ausgiebig über den Fall informieren kann.«
    Julia suchte das gut besuchte Café mit Blicken ab. Obwohl sie sich entschlossen hatten, draußen im Qualm und der heißen Luft zu sitzen – Julia hasste Klimaanlagen noch mehr als Zigarettenrauch –, fühlte sie sich eingesperrt und unbehaglich. Sie hatte ihr Sandwich kaum angerührt. »Hast du etwa die ganzen Artikel aufbewahrt?«
    Claires runde, käsige Schultern wackelten, als sie die Achseln zuckte. »Ja. Ist das seltsam?«
    Julia nickte. »Klar. Aber guck dir doch mal an, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene.«
    Claire grinste und widmete sich wieder ihrem griechischen Salat. »Jedenfalls hatte ich recht. Sie haben das kleine Mädchen wirklich dort gefunden. In dem Zimmer mit den ganzen Feen und so an den Wänden. Ich sag mir dauernd, dass ich solche Sachen lieber nicht lesen sollte. Die jagen mir ’ne Scheißangst ein. Ich kann nicht glauben, dass ich gestern Abend wirklich dort war. Wozu du mich aber auch immer überredest. Julia?«
    Als sie ihren Namen hörte, sah Julia hoch. »Hä?«
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?«
    »Ja, sicher.« Aber das hatte sie nicht.
    »Was ist denn mit dir los? Du hast dich schon am Telefon gar nicht gut angehört. Du sagst mir, dass du mal aus deiner Wohnung raus musst und dich mit mir zum Mittagessen treffen möchtest, aber seit wir hier sind, kommt’s mir so vor, als wärst du auf einem anderen Planeten unterwegs. Und was hast du da bitte an? Es ist heißer als in der Hölle und du sitzt da in einer Bluse? Normalerweise muss ich dich doch eher ermahnen, dir ein bisschen mehr anzuziehen.«
    »Es ist nur … das Schreiben. Ich hab bei dieser Hitze Schwierigkeiten damit. Es ist nichts.«
    »Von wegen. Es ist dieses Haus, stimmt’s? Es ist dir nahegegangen.«
    Manchmal hasste Julia es, dass ihre beste Freundin zugleich ihre Schwester war. Vor ihr konnte sie nichts verbergen. »Du bist ja wohl diejenige, der es nahegegangen ist. Du hast doch alles über den Mord gelesen.«
    »Da hast du recht, Süße. Aber wenigstens gebe ich zu, dass es mich mitnimmt.«
    Julia erhob sich ganz plötzlich. Claire wich ein Stück vor ihr zurück. »Was ist los?«
    »Lass uns gehen. Hier sind mir zu viele Leute.«
    »Okay«, erwiderte Claire und schaute auf Julias halb gegessenes Sandwich hinunter.
    »Ich lass es einpacken, okay?«, sagte Julia und holte ihren Geldbeutel aus der Handtasche.
    »Nein, lass mich das machen. Du hast gestern Abend schon die Drinks bezahlt.«
    »Ist schon okay, ehrlich …« Das Foto fiel vor ihr auf den Tisch.
    »Verdammt, Jules. Hast du das etwa immer noch?« Claire streckte eine Hand aus und griff danach. Sie sah sich das kleine, zerknitterte Bild genau an. »Hey, der Vater ist ziemlich süß«, sagte sie. Sie runzelte die Stirn. »Weißt du, die kommen mir irgendwie bekannt vor.«
    Julia schnappte sich die Aufnahme und beförderte sie wieder in ihre Handtasche.
    »Du trägst das also mit dir rum?« Claire kicherte. »Warum?«
    »Keine Ahnung«, blaffte Julia ihre Schwester an. »Nur so. Mein Gott, muss ich dir denn immer alles sagen? Es gefällt mir eben. Es …« Sie versuchte, eine möglichst plausible Erklärung aus dem Hut zu zaubern. »Es hilft mir beim Schreiben. Wie eine Muse, ein Andenken an das Haus.«
    Claire stand

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