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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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Augen wischte, bevor sie es entgegennahm und gegen das Licht hielt.
    »Was soll das?«, wollte Sebastian wissen, aber seine Stimme klang eher verblüfft als verärgert.
    »Was meinen Sie?«, fragte Julia zurück.
    »Ist das das Foto, das Sie hier gefunden haben?«
    Julia nickte.
    »Ich dachte, Sie hätten gesagt, es sei das Bild gewesen, das Amanda von uns gemacht hat, ein paar Wochen, bevor sie …« Heather senkte den Kopf und begann zu weinen.
    Claire und Julia sahen sich stirnrunzelnd an. »Ich verstehe nicht«, sagte Julia.
    Sebastian reichte ihr das Foto.
    Statt einer Familie, die lächelnd vor einem verwitterten Haus stand, war ein junger Mann darauf zu sehen. Ein behaarter Mann mit bösen, lüsternen Augen.
    »Das ist Geoff Campbell.«
    Julia blickte in das erschöpfte Gesicht von Sebastian Waters. »Wer?«
    »Geoff Campbell. Er ist der Hausmeister an Amandas Grundschule. Warum haben Sie ein Foto von ihm?«
    Julia öffnete die Jacke und schaute auf ihre Brust hinunter. Der Fleck war verschwunden. Komplett und restlos verschwunden – nicht einmal das winzigste Anzeichen des Fotos war noch zu erkennen. Ihr Körper war wieder makellos.
    Julia gab Sebastian das Foto zurück. »Das ist ein Geschenk für Sie. Von Amanda.«
    NOTIZEN ZUR ENTSTEHUNG:
    Ob Sie es glauben oder nicht, aber diese Geschichte ist durch den Film 8 Mile inspiriert worden. Ich habe mir die DVD eines Abends angeschaut. Eine Szene darin spielt in einem verlassenen Haus; vielleicht ist es auch ein Haus, das nach einem Brand vollkommen leer und ausgebrannt ist – es ist schon eine Weile her, seit ich ihn gesehen habe.
    Und wie das mit Ideen eben oft so ist, sie tauchen plötzlich in deinem Kopf auf, scheinbar aus dem Nirgendwo. Manchmal passiert es beim Autofahren, manchmal unter der Dusche … oder eben, während man sich einen Film ansieht. Diese eine Szene zu sehen, muss irgendeinen kreativen Funken in meiner Vorstellung entfacht haben, und in jenem Moment kam mir die Idee vom Geist eines ermordeten Mädchens.
    Auch wenn ich gerne glauben möchte, dass diese Idee sowieso in mir steckte und ohnehin eines Tages herausgekommen wäre, stelle ich mir trotzdem die Frage: Wenn ich diesen Film zu diesem Zeitpunkt nicht angeschaut hätte, hätte ich diese Geschichte dann jemals geschrieben? Und während Sie alle noch über diese mysteriöse Frage nachgrübeln, danke ich in der Zwischenzeit einfach schon mal Scott Silver, Curtis Hanson und Eminem, dass sie mich zu dieser Geschichte inspiriert haben.

Gestohlene Leben
    (Stolen Lives)
    »Wer war das am Telefon?«, wollte Jerry wissen.
    Ray, der neben der Wohnzimmertür stand, antwortete nicht. Er starrte seinen Freund nur an, der vor dem Fernseher saß und in der einen Hand ein Bier hielt, während er sich mit der anderen im Schritt kratzte.
    Nach einiger Zeit des Schweigens wandte Jerry seinen Blick schließlich doch von dem Footballspiel ab und schaute Ray an. »Also? Wer war dran? Kim?«
    Ray schüttelte den Kopf. »Nicht direkt.«
    Kim, Rays Frau, und seine 16-jährige Tochter Rebecca waren nicht zu Hause gewesen, als Ray und Jerry vor etwa einer Stunde in die Wohnung gekommen waren. Seither hatte Ray verzweifelt darauf gewartet, dass seine Frau sich meldete.
    »Was zur Hölle ist denn los mit dir? Geht’s dir nicht gut?«
    Jerry hatte ein albern wirkendes Lächeln im Gesicht. »Sie sind entführt worden«, sagte Ray.
    Jerry runzelte die Stirn und trank einen Schluck von seinem Bier. »Wer?«
    »Kim und Rebecca.«
    Jerry schüttelte den Kopf und sein langes, fettiges Haar wehte um sein mageres Gesicht. »Scheiße, du bist echt zum Brüllen, Ray«, kicherte er. »Entführt.«
    »Ich mach keine Witze«, sagte Ray und begann zu weinen. Er weinte nicht oft. Er hatte nicht geweint, als sein Vater gestorben war. Auch nicht, als sein Bruder gestorben war. Oder als seine erste Frau gestorben war. Nicht mal, als …
    Aber in diesem Moment konnte er nicht anders.
    Nach einem kurzen, aber heftigen Weinkrampf gewann Ray endlich die Kontrolle über sich zurück. Er wischte sich die Tränen und den Rotz ab und schaute zu Jerry hinüber.
    Jerry sah schockiert aus, wahrscheinlich eher aufgrund der Tatsache, dass er seinen besten Freund hatte weinen sehen, als über die Nachricht von der Entführung. Er erhob sich, stellte sein Bier auf dem Tisch ab und ging zu Ray hinüber. »Wer war das am Telefon?«
    »Der Entführer«, sagte Ray.
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass er meine Frau und meine Tochter hat.«
    »Und was

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