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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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will das Arschloch? Geld? Mein Gott, du schwimmst ja nun nicht gerade in Scheinen. Du bist nur einen Schritt von der Armutsgrenze entfernt. Du lebst in einem Drecksloch von einer Wohnung, genau wie wir anderen auch. Was kann er also bitte von dir wollen?«
    Ray zuckte mit den Schultern. »Das hat er nicht gesagt.«
    Jerry fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Oh, Mann. Was für ’ne Scheiße. Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert. Das war also wirklich er am Telefon? Jetzt gerade?«
    »Ja, verdammt noch mal«, brüllte Ray. Jerry war sein bester Freund, und das schon seit über 20 Jahren, aber manchmal konnte er wirklich ein debiler Idiot sein.
    »Denkst du, wir sollten die Bullen rufen?«
    »Auf keinen Fall«, antwortete Ray und ging zur Couch hinüber. Er setzte sich und ließ den Kopf hängen. »Er wird sie beide umbringen, wenn ich die Bullen rufe.«
    »Warum sollte er denn wissen, dass wir sie gerufen haben?«
    »Darum«, erwiderte Ray. »Gib mir ’n Bier, ja?«
    Jerry griff nach einer ungeöffneten Dose Melbourne Bitter und reichte sie Ray. Die Dose war nicht mehr eiskalt, aber es war auch die letzte. Ray hatte gerade losgehen und Nachschub holen wollen, als der Kidnapper angerufen hatte. Er öffnete die lauwarme Dose und nahm einen ausgiebigen Schluck. Es schmeckte furchtbar, aber es erfüllte seinen Zweck. »Wie spät ist es?«, fragte er Jerry.
    Rays Uhr war kaputt. Das Glas der Abdeckung war eines Tages zerbrochen, als er betrunken auf den Bürgersteig gestürzt war. Er war gerade dabei, für eine neue zu sparen.
    »9:38 Uhr«, antwortete Jerry.
    »Okay, dann hab ich noch ein bisschen mehr als 20 Minuten Zeit, um mich zu entscheiden«, murmelte Ray und trank einen weiteren Schluck.
    »20 Minuten, um was zu entscheiden?«, wollte Jerry wissen. Er setzte sich auf den Sessel gegenüber von Ray.
    Ray leerte den Rest seines Biers und schleuderte die Dose durchs Zimmer. Sie krachte mit einem dumpfen Scheppern gegen die Wand. Er sah Jerry an. »Er wird entweder Kim oder Rebecca umbringen. Ich muss entscheiden, wen.« Er begrub sein Gesicht in den Händen und begann erneut zu weinen.
    Diesmal gewann er seine Fassung schneller wieder.
    »Wir müssen die Polizei anrufen, Ray«, sagte Jerry vorsichtig.
    »Er ruft um zehn wieder an. Wenn ich nicht drangehe, dann bringt er sie alle beide um. Die Polizei hat überhaupt nicht genügend Zeit, um was zu unternehmen. Das reicht noch nicht mal, um eine Fangschaltung für meinen Anschluss einzurichten.«
    »Aber was willst du denn machen? Wir können doch nicht einfach hier sitzen und nichts tun. Scheiße! Er hat deine Frau und deine Tochter. Wir müssen doch irgendwas machen.«
    »Was können wir schon machen?«, fragte Ray. »Ich weiß nicht, wer er ist oder wohin er sie gebracht hat.«
    »Aber du kannst dich nicht auf dieses Spiel einlassen. Das steht fest.«
    »Doch, das muss ich«, erwiderte Ray.
    Jerry starrte ihn an und sein dürres Gesicht war so verzerrt, dass er aussah wie ein böser kleiner Gnom. »Warum? Er wird sie wahrscheinlich sowieso beide umbringen.« Er wimmerte. »Tut mir leid, Ray. Aber es ist die Wahrheit.«
    »Das Risiko darf ich nicht eingehen«, sagte Ray. »Er hat gesagt, wenn ich keine Wahl treffe, dann entscheidet er für mich.«
    »Na und? Immer noch besser, als wenn du eine Tote auf dem Gewissen hast.«
    Ray schüttelte den Kopf. »So einfach ist das nicht.« Er atmete tief ein. »Wenn ich keine Wahl treffe oder nicht ans Telefon gehe oder er das Gefühl hat, ich hätte doch die Bullen gerufen, dann wird er Kim und Rebecca auf die schmerzhafteste Weise töten, die man sich nur vorstellen kann. Folter in jeder Form, hat der Kidnapper gesagt.«
    »Und wenn du eine Wahl triffst?«
    »Dann bringt er diejenige, für die ich mich entscheide, ganz schnell um. Mit einem einzigen Kopfschuss. Und lässt die andere gehen.«
    Jerry nickte langsam. Allmählich schien ihm die ganze Situation klar zu werden. »Das ist echt krank«, sagte er.
    »Deshalb muss ich entscheiden, welche von beiden ich opfere, und zwar schon bald.«
    »Wie wär’s denn, wenn ich ein bisschen durch die Gegend fahre? Nachschaue, ob ich sie irgendwo finde. Oder wenigstens auf irgendeinen Hinweis stoße.«
    »Das wäre reine Zeitverschwendung«, entgegnete Ray. »Du würdest nichts finden. Schon gar nicht Kim und Rebecca.«
    »Aber ich kann’s doch wenigstens versuchen«, sagte Jerry und stand auf.
    »Ich hab gesagt, lass es gut sein.«
    »Warum denn,

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