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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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Entscheidung getroffen?«
    »Ja«, antwortete Ray.
    »Gut. Und du hast auch niemanden angerufen, den wir nicht dabei haben wollen, oder?«
    »Nein. Ich schwöre es. Ich habe Wort gehalten.« Ray spürte heißen Atem an der Seite seines Gesichts. Er drehte sich um und stellte fest, dass Jerry sich ganz dicht zu ihm herangebeugt hatte und versuchte, die Unterhaltung mitzuhören. »Hau ab«, flüsterte Ray. Jerry wich zurück.
    »Wer war das?«, wollte der Kidnapper wissen. »Ist jemand bei dir?«
    »Nein. Hier ist niemand außer mir.«
    »Ich hatte den Eindruck, du hättest mit jemandem gesprochen.«
    »Nei… nein«, stotterte Ray und sein Herz zersprang beinahe in seiner Brust.
    »Ich hoffe, du lügst mich nicht an.«
    »Ich schwöre es. Ich bin ganz allein.«
    Stille. Dann: »Okay. Ich glaube dir. Jetzt zu deiner Entscheidung. Deine Frau und deine Tochter sterben beinahe vor Neugier.« Der Kidnapper lachte.
    »Woher weiß ich, dass Sie Ihren Teil der Abmachung auch einhalten?«, fragte Ray. »Woher weiß ich, dass Sie die andere gehen lassen?«
    »Weil ich dir mein Wort gebe, Ray.«
    »Und Sie versprechen, dass es nur ein Schuss sein wird? In den Hinterkopf? Kein unnötiges Leid?«
    »Ja. Es sei denn, du versuchst, mich irgendwie auszutricksen. Dann werden deine beiden Schätzchen erfahren, was wahrer Schmerz ist. Kapiert?«
    »Ja.«
    »Gut. Also … wer ist der glückliche Gewinner?«
    Ray nahm all seine Kraft zusammen, um zu sprechen. »Rebecca«, sagte er leise.
    »Eine überraschende Wahl«, erwiderte der Entführer. »Deine Tochter. Okay, so soll es sein. Mach’s gut.«
    »Nein, warten Sie. Wann werde ich meine Frau wiedersehen?«
    »Schon bald.«
    Die Verbindung wurde getrennt.
    Ray hielt den Hörer noch lange fest, bis Jerry ihn schließlich aus seiner Hand nahm und wieder auflegte.
    »Du hast getan, was du tun musstest«, sagte Jerry. »Es tut mir so leid, Ray.«
    Es war mit Abstand das Emotionalste, was Ray Jerry je hatte sagen hören.
    »Ich kann’s nicht glauben«, sagte Ray. »Meine Tochter ist tot. Ich werde sie nie wiedersehen.«
    Jerry packte Ray an den Schultern. Ray konnte nicht anders. Er ließ alles raus. Er weinte so lange, dass es ihm wie eine Ewigkeit vorkam.
    Sie saßen im Wohnzimmer und tranken kaltes Bier, das Jerry vor über einer Stunde im Laden besorgt hatte, als es kurz, aber lautstark an der Wohnungstür klopfte.
    Ray sprang auf, verschüttete dabei sein Bier auf dem Fußboden und rannte zur Eingangstür. Er riss sie auf und sah Kim.
    Kim, die alt, müde und schmutzig aussah. Weinend fiel sie in seine Arme.
    »Es ist okay. Jetzt bist du in Sicherheit. Alles ist gut.« Ray hob sie hoch und trug sie ins Wohnzimmer, wo er sie auf die Couch legte. »Hol ein Glas Wasser«, bat er Jerry.
    Jerry, der völlig verwirrt aussah, nickte nur und verschwand in die Küche. Kurz darauf kam er wieder und streckte Ray das Glas hin.
    Ray reichte es Kim. Sie leerte es mit einem Zug.
    »Ich kann’s nicht fassen«, sagte Jerry. »Dieses Arschloch hat die Wahrheit gesagt. Er hat sie gehen lassen.«
    Ray nickte. Er strich Kim eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie war blass, aber sie hatte aufgehört zu weinen.
    »Er hat mich gezwungen, sie zu erschießen«, sagte Kim mit rauer Stimme. »Dieses Schwein hat mich gezwungen, meine eigene Tochter zu erschießen. Er hat mir gesagt, ich müsste es tun, sonst …« Ihre Stimme brach und sie begann zu schluchzen.
    Ray hielt sie ganz fest. »Jetzt ist alles vorbei, Liebling. Mach dir keine Vorwürfe, es war nicht deine Schuld.«
    »Farm«, sagte sie zwischen zwei Schluchzern.
    »Farm? Was für eine Farm?«, fragte Ray.
    »Da hat er uns hingebracht. Da ist Rebecca.«
    Ray schaute zu Jerry hinüber. Das wilde Funkeln in Jerrys Augen sagte ihm, dass er dasselbe dachte. »Welche Farm? Wo ist die?«, hakte Ray nach.
    »In der Nähe der Taylor Road.«
    »Die kenn ich«, sagte Jerry. »Willst du, dass ich die Bullen anrufe?«
    »Scheiß auf die. Du bist schneller dort draußen als die.«
    Jerry lächelte ihn flüchtig an und rannte zur Wohnungstür. »Wenn ich ihn finde, bring ich ihn her. Dann können wir uns selbst um diesen Wichser kümmern.«
    »Tu das«, rief Ray ihm nach und dann war Jerry verschwunden. Ray hörte, wie Jerrys Van ansprang, die Reifen in der Einfahrt quietschten und er in die Nacht davonraste.
    »Er wird mindestens eine Stunde lang weg sein«, sagte Ray.
    Kim wischte sich die Tränen aus den Augen, setzte sich auf und lächelte. »Vollidiot.

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