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Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
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irgendein komisches Licht zu beobachten?
    Er kannte die Antwort, aber während er dort mit zum Klopfen erhobenem Arm im Korridor stand, erschien ihm die ganze Idee plötzlich furchtbar lächerlich und kindisch. Vielleicht würde jemand wie Geoff die Sache wirklich durchziehen können, aber Clayton war nicht wie Geoff und bis zu diesem Augenblick war er darüber eigentlich auch ganz froh gewesen.
    Bumm, bumm, bumm, bumm … Bumm, bumm, bumm, bumm …
    Die Schritte klangen gedämpft, hallten jedoch laut in Claytons Herz wider. Er wusste, dass er nie wieder zurückkehren würde, wenn er sich jetzt umdrehte. Dies war seine einzige Chance. Seine einzige Gelegenheit, mit jemandem zusammen zu sein, der so attraktiv war wie Rose. Verflucht, vielleicht würde er hinterher ja endlich wieder ein bisschen Schlaf finden.
    Es war im besten Interesse aller, wenn er jetzt anklopfte.
    Irgendwo unter ihm fiel eine Tür mit lautem Knallen ins Schloss.
    Clayton zuckte erschrocken zusammen.
    Es hatte wie die Haustür geklungen.
    Clayton stellte sich vor, wie Hal früher nach Hause kam und die sechs Treppen erklomm. Er stellte sich vor, wie Hal die Wohnung betrat und ihn mit Rose im Bett erwischte. Und er stellte sich das unvermeidbare Blutbad vor, das sich an die Szene anschließen würde.
    Sie geht immer noch auf und ab. Er hat noch nicht angerufen.
    Clayton kam der Gedanke, dass Hal sie womöglich überraschen wollte. Dass er irgendwo angehalten und Blumen und Pralinen gekauft hatte.
    Das war zu viel.
    Clayton ließ seinen Arm sinken und seufzte.
    Feigling.
    Lieber ein gesunder Feigling, als ein verprügelter, aber befriedigter Mann, dachte er.
    Clayton drehte sich um und eilte zurück ins Treppenhaus. Als er die Stufen hinunterstürzte, war ihm egal, wie viel Lärm er dabei machte.
    Er wollte wieder in seiner Wohnung sein, bevor sein imaginärer Hal den fünften Stock erreichte.
    Clayton begegnete niemandem, während er zu seiner Wohnung rannte. Er öffnete die Tür, trat in die vertraute Dunkelheit und fühlte sich sicher.
    Er keuchte, schwitzte heftig und stellte fest, dass es bereits 0:52 Uhr war.
    Bumm, bumm, bumm, bumm … Bumm, bumm, bumm, bumm …
    Oben waren noch immer die Schritte zu hören. Sie waren genauso laut wie vorher, aber nun erinnerten sie Clayton an eine verpasste Gelegenheit. Er wünschte sich mehr als je zuvor, sie würden endlich aufhören.
    Was die ganze Sache noch schlimmer machte, war, dass das Licht nirgends zu sehen war.
    Clayton trat ans Fenster und schaute zu dem alten Lagerhaus hinüber. Die Uhrzeit stimmte, aber nirgendwo blitzte ein Licht.
    Er fühlte sich traurig, so als habe er einen kleinen Teil von sich selbst verloren.
    Trotzdem wartete er am Fenster, bis die Schritte aufhörten und er Rose über sich reden hören konnte.
    Das Licht kehrte nicht zurück. Nun würde er niemals erfahren, was wirklich die Ursache dafür gewesen war.
    Zu allem Überfluss schien er auch noch falsch damit gelegen zu haben, dass Hal früher nach Hause gekommen war, um Rose zu überraschen.
    Ich hätte anklopfen sollen, dachte er.
    Clayton kam sich vor wie ein Narr und ein Feigling, als er sich, enttäuscht von sich selbst, auszog und in sein Bett stieg.
    Trotz allem, was passiert war – oder vielleicht gerade deswegen – schlief er beinahe sofort ein.
    Obwohl er sich am nächsten Morgen wie gerädert fühlte, schaffte Clayton es, rechtzeitig für das Vorstellungsgespräch aufzustehen. Er duschte und rasierte sich, trank zwei Tassen Kaffee zum Frühstück und zog seinen einzigen anständigen Anzug an. Als er kurz noch einen kontrollierenden Blick in den Spiegel an seinem Kleiderschrank warf, gefiel ihm, was er sah.
    Ich werd sie vom Hocker reißen.
    Er griff nach seiner Aktentasche und ging zur Tür.
    Er erlitt einen kleinen Schock, als er sah, dass der gesamte Flur voller Polizisten war. Einige von ihnen sprachen mit Bewohnern des Hauses, andere gingen die Treppe zum sechsten Stock hinauf oder hinunter und Clayton sah, dass am Treppengeländer ein gelbes Absperrband befestigt war.
    »Clayton!«
    Clayton drehte sich um und erkannte Herbert Jones. Herbert wohnte ebenfalls im fünften Stock und wusste immer gerne über alles Bescheid, was im Haus passierte.
    »Mein Gott, ist das ein Zirkus hier«, sagte der alte Mann mit einem schiefen Grinsen und schüttelte den Kopf. Er trug noch immer seinen Morgenmantel.
    Clayton starrte den kleinen, grauhaarigen Mann an. »Was zur Hölle ist denn hier passiert?«
    »Hast du’s etwa

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