Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition)

Titel: Die Sünder - Tales of Sin and Madness (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett McBean
Vom Netzwerk:
wissen schon, die große Odyssee. Ich versuche, das wahre Amerika zu finden, genau wie Peter Fonda und Dennis Hopper.« Craig griff nach seinem T-Shirt, entschied sich dann aber dagegen. Wenn der Typ noch nicht mal wusste, wie der amtierende Präsident seines eigenen Landes hieß, dann hatte er ganz sicher keine Ahnung, wer …
    »Meinen Sie wie in diesem Film Easy Rider? «
    »Ganz genau«, erwiderte Craig überrascht. »Nur dass ich in einem Jeep durchs Land fahre, nicht auf einer Harley. Längst nicht so romantisch, aber, Scheiße, ich will ja auch nicht sterben, bevor ich alles gesehen habe. Ich will ja nicht überfahren …« Craig schluckte. »Ich bin übrigens Craig.«
    »Almus«, erwiderte der Mann. »Haben Sie Hunger?«
    Craig hatte seit den Eiern mit Speck am Morgen nichts mehr gegessen. Er aß beides nicht besonders gerne, aber in dem Diner – Patty’s Good Eat In – hatte es kaum etwas anderes gegeben, das nicht frittiert war oder das er ohne Wörterbuch hätte identifizieren können.
    »Sicher«, antwortete er. »Haben Sie hier irgendwo was auf dem Grill liegen oder was?« Craig sah an dem Stand vorbei in die Wälder, konnte jedoch nirgendwo ein Haus erkennen.
    »Nein«, quiekte Almus beinahe. »Ich hab gemeint, ob Sie vielleicht eins von den überfahrenen Tieren kaufen wollen.«
    Craig drehte sich der Magen um. Meinte der Typ das etwa ernst?
    Ein Schrei in der Ferne unterbrach Almus’ kurzen Lachanfall. Es hatte nach einer Wildkatze oder nach einem Wolf geklungen. Almus warf einen Blick über seine Schulter. Als er sich wieder umdrehte, wirkte er verstört. »Tschuldigung«, sagte er schließlich. »Ich wollte Sie nicht auslachen.«
    »Vergessen Sie’s. Dann kaufen die Leute die toten Tiere hier also … um sie zu essen?«
    »Natürlich. Wozu denn sonst?«
    Craig dachte einen Augenblick lang darüber nach. »Um sie auszustopfen und irgendwo hinzustellen?«, bot er an.
    »Die kann man prima essen. Sie wären überrascht, wie schmackhaft die Viecher sind. Und sie sind ein gutes Geschäft. Ihre Anschaffung kostet mich überhaupt nichts. Ich warte einfach, bis irgendein Tier überfahren wird, dann kratz ich’s von der Straße ab, mach’s ein bisschen sauber und verkauf es.«
    »Verkaufen Sie viele davon?«
    »Ich bin zufrieden.« Er drehte sich zu den aufgereihten Kadavern um, jeder von ihnen flach wie ein Pfannkuchen mit schlaff herunterhängendem Schwanz, blutigem Fell und toten, starren Augen. »Also, ich hab hier ’nen Fuchs, ’nen Biber, ’ne Wildkatze, Rehe …«
    »Danke. Aber nein, danke«, unterbrach ihn Craig, dem die heiße Nachmittagsluft allmählich das Atmen erschwerte. Alles, was er riechen konnte, war bratendes Fleisch. »Ich bin auf einmal gar nicht mehr so hungrig.«
    Almus zuckte mit den Schultern. »Wie Sie meinen.« Ein funkelnder Glanz stahl sich in seine ansonsten eher glasigen Augen. Er stellte sich hinter den Tisch, der neben seinem Angebot an überfahrenen Tieren postiert war. Craig folgte ihm. »Hätten Sie dann vielleicht Interesse an einer von denen?«
    Blechdosen in den unterschiedlichsten Größen standen übereinandergestapelt auf dem abgesplitterten Tisch. Insgesamt waren es etwa 20: Die Kleinste hatte ungefähr die Größe einer Kaffeedose, die Größte erinnerte an eine Farbdose. Die meisten von ihnen waren verrostet und mit Dellen übersät. Auf einigen klebten noch immer die Etiketten, auch wenn die meisten Markennamen verblasst waren. Von denen, die Craig noch entziffern konnte, hatte er noch nie etwas gehört.
    »Sind das die Seelen?«, fragte Craig.
    Almus nickte und der Glanz in seinen Augen flackerte noch deutlicher auf.
    Dieser Mann hatte etwas äußerst Seltsames an sich – und es war nicht allein die Tatsache, dass er etwas schlicht wirkte oder irgendwo in Nirgendwo, USA, überfahrene Tiere und Seelen am Straßenrand verkaufte. Craig spürte, dass noch mehr dahintersteckte. Eine tiefere Intelligenz, die er verzweifelt zu verbergen versuchte.
    »Wenn ein Tier stirbt, dann entweicht seine Seele aus dem Körper und schwebt in den Himmel hinauf … oder hinunter in die Hölle, je nachdem, was Gott für richtig hält. Aber wenn man schnell genug ist, kann man die Seele der toten Kreatur einfangen. Aber man muss wirklich sehr schnell sein, sonst verpasst man den richtigen Moment. Und man muss genau wissen, wie man sie einfangen kann.«
    »Und Sie wissen das?«
    »Ich hab schließlich die hier, oder nicht?«
    Craig betrachtete erneut das Sortiment von

Weitere Kostenlose Bücher