Die Sünderinnen (German Edition)
Pielkötter Mark dabei ansah, ließ keinerlei Zweifel aufkommen, welche Schuld er meinte.
»Jetzt dürfen Sie gehen«, erklärte Pielkötter plötzlich.
Mark erhob sich und lief wie ein gebrochener Mann zur Tür.
»Dem haben Sie ja ganz schön eingeheizt«, sagte Barnowski, nachdem Mark das Büro verlassen hatte. »Spätestens jetzt ist dem klar geworden, in welch misslicher Lage er steckt.«
»Dabei ist das erst der Anfang. Seine Lage wird sich noch einmal drastisch verschlechtern, sobald der Staatsanwalt davon weiß.«
»Jedenfalls hat er Recht, was die fehlenden Beweise am Tatort betrifft«, wandte Barnowski ein.
»Trotzdem haben wir nun genug für einen Hausdurchsuchungsbefehl«, entgegnete Pielkötter und griff entschlossen zum Telefon.
Unruhig wartete der Mann in seinem Wagen und starrte auf die Haustür des gegenüberliegenden Wohnhauses. Nach dem, was er bisher über den Tagesablauf seines nächsten Opfers herausgefunden hatte, sollte die Frau das Haus schon längst verlassen haben. Am Anfang seiner Mission hatte ihn keine Eile angetrieben, aber jetzt kurz vor der Vollendung, saß ihm die Zeit im Nacken. Er musste seinen Rachefeldzug endlich zum Abschluss bringen, allein schon wegen der Polizei. Zweifellos hinterließ jeder neue Mord Spuren, die zu ihm führen würden. Eigentlich kannte er weder Angst vor der Polizei, noch vor einer Strafe. Nur vor einer frühzeitigen Verhaftung fürchtete er sich. Man durfte ihn auf keinen Fall überführen, ehe das Blut auch die letzten Sünden jungfräulich reingewaschen hatte.
Plötzlich fesselte die sich langsam öffnende Haustür seine Aufmerksamkeit. Ein älterer Herr mit Hut trat heraus. Enttäuscht wollte er sich schon abwenden, aber der Mann hielt die Tür weiter auf und schien mit einer Person im Inneren des Flures zu plaudern. Endlich kam eine junge Frau in sein Blickfeld. Sie lief zu einem roten Mazda, der wenige Meter vor seinem Wagen parkte. Als sie losfuhr, folgte er ihr. Sie bog einige Male ab, ohne Duisburg-Neudorf jedoch zu verlassen. Schließlich hielt sie vor einer Reinigung.
Erleichtert atmete er auf. Sein Vorhaben lief also nach Plan. Er brauchte nicht lange zu warten, bis sie zurückkehrte. Sobald sie in ihrem Wagen saß, wollte er einen kleinen Unfall inszenieren. Gleichzeitig mit ihr startete er den Motor, doch als sie vom Parkplatz auf die Fahrbahn wechselte, rauschte von hinten ein Sportwagen mit erhöhter Geschwindigkeit heran. Der Fahrer musste stark bremsen, um nicht auf den Mazda aufzufahren. Das hätte ihm gerade noch gefehlt. Er hasste es, spontan reagieren zu müssen. Missmutig fuhr er hinter dem Sportwagen her. Jetzt lief er Gefahr, die Frau im Verkehr zu verlieren. Zum Glück bog sein Vordermann an der zweiten Querstraße ab und er war wieder direkt hinter der Frau.
An der Mülheimer Straße hielt sie sich in Richtung Innenstadt. Er hoffte, dass sie nur einkaufen wollte und keine größere Fahrt eingeplant hatte. Soweit er in Erfahrung gebracht hatte, hatte sie in der letzten Zeit öfter mehrere Tage außer Haus verbracht, womöglich um einen entfernt wohnenden Liebhaber zu besuchen. Nervös riskierte er einen Blick auf seine Tankuhr, die nichts Gutes verhieß.
Plötzlich scherte die Frau auf die linke Spur und bog am Averdunk- Zentrum zum unterirdischen Parkhaus ab. Sein Puls raste. Während er ihr über die inzwischen rote Ampel folgte, bereitete er sich auf seinen Angriff vor. Als die Frau anhielt, um eine Parkkarte zu ziehen, fuhr er auf ihren Mazda auf. Aufgeregt lief sie um ihren Wagen herum und besah sich den Schaden. Nun stieg auch er aus.
»Tut mir schrecklich leid«, erklärte er. »Selbstverständlich komme ich für die Reparaturkosten auf. Auch für die Unannehmlichkeiten. Wenn wir die Angelegenheit ohne Polizei regeln könnten.«
Zu seinem Erstaunen erwiderte sie nichts. Schweigend starrte sie auf die Stoßstange ihres Mazdas, die leicht verbeult war. Soviel er erkennen konnte, hatte der Lack der Karosserie nicht einen einzigen Kratzer abbekommen.
»Ich stehe noch ganz unter Schock«, erklärte sie schließlich. »Vorhin wäre mir nämlich fast schon jemand in den Wagen gefahren. Das wäre dann nicht so glimpflich ausgegangen.« Mit einer fahrigen Bewegung strich sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. An ihrem Hals hatten sich hektische rote Flecken gebildet.
»Nur die Stoßstange hat es erwischt«, versuchte er, sie zu beruhigen.
Sie nickte.
»Am besten zahle ich den Schaden hier in bar. Falls Sie
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