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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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möchten, gebe ich Ihnen direkt dreihundert Euro oder auch mehr.«
    »Dreihundert Euro reichen mit Sicherheit aus«, erklärte sie, »auch wenn ich keine Ahnung von Ersatzteilen habe.«
    Während ein Autofahrer hinter ihnen hupte, zog er seine Brieftasche aus seiner Jacke und überreichte ihr sechs Fünfzig-Euro-Scheine.
    »Wir treffen uns gleich am Eingang vor dem Kaufhaus«, schlug er vor. »Bis dahin habe ich auch meine Visitenkarte gefunden.«
    »Okay«, erwiderte sie und stieg in den Mazda, ehe die ungeduldigen Fahrer hinter ihnen ein Hupkonzert anstimmen konnten.
    Zufrieden fuhr er hinter ihr ins Parkhaus. Die Sache lief besser an, als er erwartet hatte. Bestimmt würde er sie zu einem gemeinsamen Kaffee überreden können. Immerhin hatte sie nichts von einem Termin erzählt, den sie zu verpassen fürchtete.
    Langsam fuhr die Frau an der ersten leeren Parklücke vorbei. Wahrscheinlich zu eng für sie, dachte er, während er seinen Wagen in einem großen Bogen in die Lücke fuhr, ohne noch einmal zurückzusetzen. Eilig stieg er aus und spähte in die Richtung, in die sie weitergefahren war. Offensichtlich hatte sie einen Frauenparkplatz direkt gegenüber dem Ausgang ergattert. Während er auf sie zulief, gestand er sich ein, dass diese Frau ein wenig aus dem Rahmen fiel. Natürlich war sie jünger als seine bisherigen Opfer und sie hatte noch nicht alle Voraussetzungen geschaffen. Trotzdem war er sicher, dass sie ihren Weg konsequent verfolgen würde. Leider einen Weg der Sünde, der zwangsläufig die Sühne nach sich zog. Dennoch war sie anders als die anderen Frauen, ohne dass er sagen könnte, inwiefern eigentlich. Als er auf sie zukam, lächelte sie, und zum ersten Mal bedauerte er seine blutige Pflicht.
    »Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen?«, fragte er so liebenswürdig wie möglich. »Sie sehen so aus, als könnten Ihnen ein Platz zum Sitzen und ein heißes Getränk nicht schaden.«
    »Gerne«, erwiderte sie. »Gute Gelegenheit, alles in Ruhe zu besprechen. Dreihundert Euro sind wahrscheinlich viel zu viel.«
    »Darüber zerbrechen Sie sich mal nicht den Kopf«, erwiderte er und führte sie nach oben.
    Obwohl der Himmel am frühen Morgen vollkommen bedeckt gewesen war, empfing sie auf der Königstraße strahlender Sonnenschein. Sein Blick fiel direkt auf das Café Dobbelstein unweit des Gerichts. Wie passend, dachte er mit einer gewissen Genugtuung. Er zeigte darauf und erklärte: »Nur ein paar Schritte.«
    »Ich war schon öfter dort«, erwiderte sie. »Gediegene Atmosphäre und unübertroffener Kuchen.«
    Das finden andere wohl auch, dachte er, als sie den gut besetzten Gastraum betraten. Dennoch hatten sie Glück und bekamen einen Tisch am Fenster, der gerade frei geworden war. Sie hatten kaum Zeit, die Karte zu studieren, als auch schon die Bedienung erschien. Die Frau bestellte Apfelkuchen und ein Kännchen Kaffee, und er schloss sich dieser Bestellung an.
    »Dreihundert sind wirklich zu viel«, erklärte sie, als hätte sie, vielleicht auch wegen des Kuchens, ein schlechtes Gewissen.
    Lächelnd zog er seine Brieftasche aus der Jackentasche und suchte darin herum. Offensichtlich hatte er die Visitenkarte noch nicht gefunden. Als sie neugierig auf seinen Ausweis starrte, klappte er die Ledermappe schnell wieder zu. Sie hatte nur einen kurzen Blick auf sein Passfoto erhascht, aber sie hatte doch erkennen können, dass er mit dem Bild nicht viel Ähnlichkeit besaß. Allerdings traf das wohl auf die meisten Menschen zu. Seine kurze, verärgerte Reaktion, als sie einen Blick auf seinen Ausweis erhascht hatte, verunsicherte sie jedoch. Eilig strich sie eine Haarsträhne nach hinten, als könnte sie damit auch ihre merkwürdigen Gedanken beiseiteschieben. Dieser kleine Unfall und die Schrecksekunde, als der Sportwagen sie fast gerammt hätte, brachten sie offensichtlich ganz durcheinander. Der Mann hatte ihr mehr als genug Geld gegeben und sie hatte keinen Grund, misstrauisch zu sein.
    »Endlich habe ich sie gefunden«, sagte der Mann plötzlich und überreichte ihr eine kleine, weiße Karte.
    Thorsten Grundstein, las sie, Rechtsanwalt, Spezialgebiet Scheidungsverfahren.
    »Falls Sie mit dem Geld nicht auskommen sollten. Unten steht meine Handynummer.«
    Die Visitenkarte hatte er extra für sie anfertigen lassen. Obwohl weder Beruf noch Name stimmten, ging er mit diesem Köder ein hohes Risiko ein. Falls sie Verdacht schöpfen und die Polizei einschalten würde, könnte diese ihn anhand der Handynummer

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