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Die Sünderinnen (German Edition)

Die Sünderinnen (German Edition)

Titel: Die Sünderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Scharenberg
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Raum hineinblickte. Diese Situation war jedoch nicht normal. Wie abgesprochen belegten die Polizisten die beiden Stühle ihm gegenüber.
    »Sind Sie damit einverstanden, dass wir das Gespräch aufzeichnen?«, fragte Barnowski.
    Gespräch, stöhnte Mark innerlich, schöne Formulierung. Warum nannten sie die Angelegenheit nicht gleich Vernehmung? Nachdem er sein Einverständnis bekundet und alle möglichen Personalien angegeben hatte, geriet die vermeintliche Unterhaltung ins Stocken. Während Pielkötter ihn mit durchdringendem Blick musterte, fühlte sich Mark Milton zunehmend unwohl. Was trieb der Kriminalhauptkommissar für ein Spielchen? Nur zu deutlich spürte er, dass sie in ihm den Gegner sahen. Er versuchte, sich zu entspannen, aber damit hatte er keinen Erfolg. Alle gelernten Techniken versagten.
    »Warum betrachten Sie mich automatisch als Gegner?«, wagte er plötzlich die Flucht nach vorne. »Schließlich waren die Opfer meine Patientinnen. Ich hatte eine Beziehung zu ihnen. Nicht wie Sie vielleicht denken. Aber die Probleme der Menschen, die zu mir kommen, betreffen auch mich. Und genau deshalb habe ich ein starkes Interesse daran, dass diese brutalen Morde aufgeklärt werden.«
    Unauffällig gab Pielkötter seinem Mitarbeiter ein Zeichen.
    »Merkwürdig«, legte der Kriminalhauptkommissar seinen Köder aus, »alle drei Opfer haben Ihnen sozusagen ihr Herz ausgeschüttet. Barbara Winkler, Eva Maria Garden, ebenso Marion Karsting.«
    Unwillkürlich hielt Barnowski den Atem an. Während Mark Milton betroffen zu Boden blickte, grinste Pielkötter siegessicher.
    »Ein höchst seltsamer Zufall«, frohlockte er. »Haben Sie irgendeine Erklärung dafür?«
    Mark sah hoch und schüttelte den Kopf. »Kann ich bitte ein Glas Wasser bekommen?«
    Barnowski stand auf. Der alte Fuchs hat tatsächlich den richtigen Riecher gehabt, dachte er. Eva Maria Garden war tatsächlich Miltons Patientin. Barnowski musste zugeben, dass nun nicht mehr viel gegen diesen Psychologen als möglichen Täter sprach. Während er mit dem Glas Wasser zurückkehrte, stierte Milton vor sich hin.
    »Ich warte immer noch auf eine Erklärung«, drängte Pielkötter ungeduldig.
    »Danke«, sagte Milton nur und nahm das Glas entgegen. Als stünde er kurz vor dem Verdursten, leerte er es in einem Zug.
    »Dann liefere ich Ihnen eben eine plausible Erklärung«, fuhr Pielkötter fort. »Sie haben die drei Frauen ermordet.«
    »Nein!«, schrie Milton, wobei er von seinem Stuhl aufsprang.
    »Setzen Sie sich!«
    Mark folgte dieser Aufforderung und nahm sich vor, nicht mehr so impulsiv zu reagieren. Letztendlich waren das alles Vermutungen, sie hatten nichts gegen ihn in der Hand.
    »Keiner außer Ihnen kannte alle drei Frauen.«
    »Aber ich habe doch kein Motiv«, wandte Milton ein. »Warum sollte ich meine eigenen Patienten umbringen? Das wäre doch wahnwitzig.«
    »Jeder Mord ist doch irgendwie wahnwitzig«, schaltete sich nun Barnowski ein.
    »Kommen wir auf das Motiv zurück. Wie wir erfahren haben, steht es mit Ihrer Ehe nicht gerade zum Besten. Ihre Frau überlegt, sich von Ihnen zu trennen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Das tut nichts zur Sache.«
    Milton wirkte in diesem Moment so unglücklich, dass Barnowski Mitleid verspürte. Zudem konnte er sich diesen Mann einfach nicht als Mörder vorstellen, auch wenn einige Tatsachen gegen ihn sprachen und Mörder in der Regel wie normale Menschen aussahen.
    »Noch ein Glas Wasser?«
    »Nein danke«, lehnte Mark ab. »Sie glauben also wirklich, ich hätte die Frauen umgebracht, weil sie ihre Männer verlassen haben. Beziehungsweise meine eigene Frau ihnen nacheifern will?«
    »Ausgerechnet Ihnen brauche ich doch jetzt nichts über Projektion zu erzählen, Sie sind doch der Psychologe. Sie haben Ihre Wut einfach an den anderen Frauen ausgelassen, anstatt sich mit der eigenen Frau auseinanderzusetzen.«
    Betroffen starrte Mark aus dem Fenster. Leider konnte er dieser Argumentation eine gewisse Logik nicht absprechen.
    »Ich besitze aber nicht diese kriminelle Energie«, sagte er plötzlich mit fester Stimme, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte. »Zudem kommt auch jeder der Ehemänner der getöteten Frauen als Mörder in Frage. Auch er könnte doch einen Hass auf getrennt lebende Frauen entwickelt haben. Vielleicht hat er die anderen beiden ermordet, um von sich abzulenken.«
    »Wie sollte besagter Ehemann denn wissen, wen er noch umbringen muss?«, erwiderte Pielkötter mit ironischer Stimme. »Sie

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