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Die Süße Des Lebens

Die Süße Des Lebens

Titel: Die Süße Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulus Hochgatterer
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gesetzlich zulässige Marihuana-Eigenbedarf noch schnell?«
    »Du bringst mich in Verlegenheit, Kommissar. Ich glaube, das richtet sich nach dem Körpergewicht.«
    Der Sheriff war einundzwanzig, stammte aus Konya und hatte seit etwa zwei Jahren die Hand auf allem, was im südlichen Teil der Stadt mit Cannabinoiden zu tun hatte. Anderes Zeug rührte er nicht an, da war man inzwischen sicher, daher hatte man ihn bisher in Ruhe gelassen, auch wenn in letzter Zeit aus der Stadtgemeinde die Rufe nach polizeilichen Interventionen immer lauter geworden waren. Namentlich Konrad Seihs, dieser fürchterliche Sekretär der Wirtschaftspartei, hatte sich dabei hervorgetan. Mike Dassler, der Leiter des Referates ›Sucht und Sitte‹, war bis jetzt gelassen geblieben. Interventionen aus allen möglichen Ecken gehörten zu seinem täglichen Brot.
    »Auf dicke Menschen kann man sich im Allgemeinen verlassen«, sagte Kovacs.
    Erdoyan nickte. »Hundertprozentig, Kommissar.«
    »Du weißt, was mich dazu bringen könnte, dir diesen Pitbull-Typen an den Hals zu hetzen?«
    »Opiate und Kinder, Kommissar. Wie sollte ich das vergessen?«
    »Ausgezeichnet.« Kovacs hob die Hand. »Ein gutes neues Jahr, meine Herren.«
    Matthias Fries spuckte demonstrativ aus, in Richtung der Brunnenröhren, die mitten im Becken senkrecht in die Höhe ragten. Fries tat gerne gefährlich, war aber in Wahrheit völlig harmlos. Kovacs konnte ihn trotzdem nicht leiden; er hatte etwas von einem Frettchen. Erdoyan brüllte hinter ihm her. Er verstand nicht, wandte sich um und hielt sich die Hand ans Ohr. – »Vielleicht werde ich selbst bald Vater!« Genau das fehlt dieser Stadt, dachte Kovacs. Er sah eine Schar kleiner fetter Türkenbuben vor sich, die alle ihre winzigen Pot-Pfeifen dabeihatten, und dann sah er Charlotte vor sich, die mit Sicherheit keine Ahnung davon hatte, was eine Pot-Pfeife ist, und außerdem in ihrem ganzen Leben noch nie zufrieden gewesen war.
    Kovacs näherte sich Halle B. Seit dreieinhalb Jahren wohnte er in diesem ehemaligen Industriebau und ab dem ersten Tag hatte er sich dort so zu Hause gefühlt wie davor ewig nicht. Von Anfang an hatte er die schwarzroten Klinkermauern gemocht, die Bogenfenster mit der kleinen Felderung und das enorme graue Stahltor am Eingang, und von Anfang an waren ihm auch die paar Schickis, die sich in seiner Nachbarschaft eingemietet hatten, ziemlich egal gewesen. Nach der Scheidung hatte es für ihn am Ende keine andere Möglichkeit gegeben, als die gemeinsame Eigentumswohnung in Furth-Nord zu verkaufen, und als Alternative war ihm das Walzwerksiedlungsprojekt samt der allgemeinen Skepsis, die ihm gegenüber zu Beginn geherrscht hatte, gerade gelegen gekommen. Die Sozialwohnungen in den Gebäudeblöcken mit den ehemaligen Arbeiterquartieren waren naturgemäß rasch belegt gewesen, was das ohnehin zögerliche Interesse an den frei zu vergebenden Wohneinheiten in den drei ehemaligen Werkshallen noch einmal reduziert und die Einstiegspreise gedrückt hatte. Kovacs war es recht gewesen, er hatte sich nette siebzig Quadratmeter gefunden, vier Meter Raumhöhe, direkter Zugang zum gemeinsamen Flachdachgarten, das Fenster neben dem Bett nach Südosten. Charlotte konnte, wenn sie wollte, auf der kleinen Galerie schlafen, die eigentlich als Arbeitsplatz gedacht war, die er aber nicht als solchen benutzte. Charlotte wollte nie. Er war froh darüber.
    Sein Blick fiel auf den Weihnachtsbaum, der vor dem Bücherregal auf einem niedrigen Beistelltischchen stand. Ein Geschenk von Marlene. Das mit dem Bedürfnisbefriedigungsabkommen zwischen ihnen stimmte schon, doch was sie betraf, schloss es offenbar auch das Bedürfnis ein, unbeweibten Männern Weihnachtsbäume mit Glaskugeln und kleinen goldenen Engeln zu schenken. Außerdem war da die Sache mit Silvester. Sie habe in einer Zeitschrift etwas über ein winziges Hotel im Lungau gelesen, hatte sie erzählt, eigentlich ein umgebautes Forsthaus, und da es dort nur neun Zimmer gebe, habe sie vorsorglich eins reserviert. Obwohl sie natürlich wisse, dass er am liebsten zu Hause bleibe, Bockbier trinke und um Mitternacht äußerstenfalls aufs Dach hinaufgehe. Er fühlte sich eindeutig unbehaglich. Mit nichts als Sex hatte es begonnen, jetzt gab’s Weihnachtsbäume und Romantikarrangements für Silvester. Ich werde ihr absagen, dachte er, jetzt gleich. Ihm fiel ein, dass er auch Mauritz hatte anrufen wollen. Er nahm den Mobilteil des Telefons aus der Basis. Marlene zuerst. Er

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