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Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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wenig zu essen gaben. Er hasste die Reichen, für die er schuften musste, die verschwenderisch lebten und nur abergläubisch um sich spuckten, sobald sie Geicko aus nächster Nähe sahen. Denn Geicko hatte pechschwarzes Haar, pechschwarze Augen und eine ganz dunkle Haut. Er war von einem herumziehenden Volk aus fernen Landen ausgesetzt oder verloren worden. Dieses dunkelhäutige Volk – so glaubten die Leute, unter denen Geicko aufgewachsen war – konnte andere alleine mit dem Blick ihrer bösen Augen verhexen. Man musste dreimal spucken, um diesem Fluch zu entgehen. Nicht alle Leute glaubten an dieses Märchen. Doch die Reichen, die vor allem Angst hatten, was anders war als sie, glaubten das Märchen aufs Wort. Und deswegen – das wirst du sicher einsehen – konnte Geicko reiche Leute nicht ausstehen.
    Er hatte keine Ahnung, dass es auch nette reiche Leute gab, so wie die Montelago Fenestras, Marias Eltern, die keiner Fliege etwas zuleide tun konnten. Jetzt endlich konnte er sich rächen für all das, was ihm bisher angetan worden war. Und umso lauter Maria brüllte, kreischte und flehte, er möge ihr den Hasen Rackiné zurückgeben, umso grausamer wollte er den Hasen zerstören. Er war gerade dabei, dem Hasen ein Ohr abzureißen, als ihn eine andere gellende Stimme dabei störte.
    „ Du feiger, dreckiger Hund!“, schrie Lisandra, die dieses Unrecht nicht mit ansehen konnte. „Du gibst ihr sofort das Stofftier wieder! Meinetwegen kannst du ihre Kleider kaputt machen und ihre Hüte aufsetzen, aber siehst du nicht, wie sehr sie diesen Hasen liebt?“
     
    Geicko sah sich das Mädchen genauer an, das ihn beleidigte, und musste sich eingestehen, dass sie hübsch und mutig war. Lisandra hatte eine wilde, braune Lockenmähne und leuchtend blaue Augen. Nun waren ihre Wangen von Zorn gerötet und sie hatte ihre Faust in Richtung Geicko geballt. Bevor Geicko antworten konnte, überschlugen sich die Ereignisse. Die anderen Jungen und Mädchen, die über Marias Koffer hergefallen waren, brüllten Lisandra an:
    „ Was nimmst du diese reiche Zicke in Schutz? Halt dich da raus oder du kannst was erleben!“
    Ein Mädchen sprang auf Lisandra zu und zog sie an den Haaren, ein anderer Junge warf ihr einen von Marias Pantoffeln an den Kopf – und zwar so heftig, dass Lisandra erst mal nur Sternchen sah. Doch sie war nicht alleine. Thuna, das Mädchen aus dem Waisenhaus, hatte sich beschützend neben Lisandra gestellt. Thuna kannte Streitigkeiten nur zu gut. Irgendwann hatte sie sich mal zum Ziel gesetzt, die Schwachen gegen die Starken zu unterstützen, koste es, was es wolle. Ein weiteres Mädchen stand zu Marias und Lisandras Verteidigung bereit. Es war Scarlett, ein Mädchen, das mit allen Wassern gewaschen war. In diesem Moment, an diesem ersten Schultag, geschah es zum ersten Mal, dass diese vier Mädchen zusammenhielten: Maria, Lisandra, Thuna und Scarlett, um gemeinsam für das zu kämpfen, was sie für richtig hielten.
    Es war kein edler Kampf, der nun entbrannte. Die vier Mädchen prügelten sich mit ihren Angreifern, sogar Maria schlug ein Mädchen mit ihrer Hutschachtel in die Flucht. Denn Maria hatte Hoffnung geschöpft und war nun fest entschlossen, ihren geliebten Rackiné zu befreien. Doch wo war er? Wo war der böse Junge, der ihm eben noch ein Ohr abreißen wollte? Sie konnte ihn nirgendwo sehen.
    Geicko war, wie gesagt, nicht so böse, wie es aussah. Lisandras Einsatz hatte ihn beeindruckt. Und natürlich hatte er nichts gegen Lisandra, sie war ja auch nicht viel besser dran als er. Da er also nicht gegen Lisandra kämpfen wollte, hatte er den Hasen genommen und war ins Haus gerannt. Dort setzte er sich auf die Stufen einer Treppe im Dunkeln, hielt den Hasen im Arm und wartete ab. Vielleicht war Rackiné tatsächlich ein lebendiger Stoffhase. Vielleicht kam es Geicko aber auch nur so vor, weil Lisandra gesagt hatte:
    „ Siehst du nicht, wie sehr sie diesen Hasen liebt?“
    Wie konnte etwas, das geliebt wurde, nicht lebendig sein? Geicko hatte nicht viel Liebe in seinem Leben bekommen, aber er hatte ein Herz. Und natürlich würde er dem Hasen, der geliebt wurde, nichts mehr antun. Es tat ihm sogar leid, dass er das eine Ohr fast abgerissen hatte. Aber diese blöden, reichen Mädchen hatten ja gelernt, mit Nadel und Faden umzugehen. Er hatte keinen Zweifel daran, dass Rackinés Besitzerin das Ohr wieder anflicken könnte. Und so behielt er den Hasen noch eine Weile im Arm und versuchte sich an den Gedanken

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