Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber
das um, doch niemand außer euch beiden sollte es sehen. Wenn ihr Hilfe braucht oder mein Versteck im Wald finden wollt, dann pustet hinein. Habt ihr verstanden? Ihr werden dann von mir hören!“
Die Spinnenfrau führte Lisandra und Geicko nach draußen. Dort schlug ihnen gleich wieder die stickige, schwere Luft des Waldes entgegen. Sie lag wie eine Last auf dem Atem, aber was war das für eine geringe Last gegen die, die auf Lisandras Herzen lag? Wo war Thuna? Wie ging es ihr? Würden sie jemals wieder beisammen und in Sicherheit sein? Lisandra heulte nicht oft, eigentlich nie, doch jetzt war ihr zum Heulen zumute.
„ Geht jetzt“, sagte die Spinnenfrau und ihre sanfte Stimme wirkte wie Balsam auf Geickos und Lisandras Gemüter. Der Kampfgeist erwachte wieder in ihnen. Sie waren nicht ängstlich, sie waren stark. Und sie würden herausfinden, wer die anderen beiden Kinder waren und ihnen helfen. Die Spinnenfrau schlug ihre Glocke und der singende Ton eilte voraus, damit sie ihm folgten. Kreuz und quer ging es durch den großen, schwarzen Wald. Als sie aus seinen Schatten traten und die stickige Luft mit all ihren Geheimnissen hinter sich ließen, war schon die Dämmerung angebrochen und die ersten Sterne standen am Himmel.
Thuna wunderte sich über das, was mit ihr geschehen war. Als sie den Wald betreten hatte, war es schwarz um sie geworden. Nichts anderes hatte sie erwartet, denn so wurde der Wald von denen beschrieben, die darin gewesen waren und wieder herausgefunden hatten. Doch dann bemerkte sie, dass ihr der Boden unter den Füßen fehlte. Sie lief durch Luft oder noch weniger, denn sie fühlte keinen Wind. Sie hörte auf zu rennen. Sie dachte: Wenn doch wenigstens Sterne am Himmel stehen würden! Aber es gab keine Sterne, keinen Himmel, keine Erde, nichts. Sie erinnerte sich an das, was Lars über die Höllenhunde gesagt hatte:
„ Lass dich nicht beißen, sonst nehmen sie dich mit unter die Erde.“
War sie womöglich … unter der Erde? Wie lange sie in der Dunkelheit gestanden, gesessen oder gelaufen war, wusste sie später nicht mehr. Doch irgendwann ging in der Ferne eine Tür auf und da war es hell. Jemand hielt ihr seine Hand hin. Und da sie sich nichts so sehr wünschte wie diese Dunkelheit wieder zu verlassen, nahm sie die kräftige Hand und ließ sich ins Licht ziehen.
Da war sie nun: In einem Gang aus grob behauenen Steinen zwischen mehreren breitschultrigen Wächtern in Rüstungen. Sie hatten Widder-Hörner am Kopf und rote Bärte am Kinn. Einer von ihnen ergriff Thunas Arm und zog sie bis ans Ende des Gangs. Dort schubste er sie in einen niedrigen Raum mit vergittertem Fenster. Draußen vorm Fenster tobte ein Sturm. Im Raum war es kalt, doch wenigstens lagen mehrere Decken am Boden, in die sich Thuna einwickeln konnte. Die Tür wurde hinter Thuna zugeschlagen und abgeschlossen. Sie blieb allein in ihrem Gefängnis zurück.
Kapitel 8: Berrys Geheimnis
Scarlett verließ das Arbeitszimmer von Viego Vandalez und machte sich auf den Weg zur Bibliothek. Vandalez hatte ihr geraten, sie solle so viel wie möglich über die Geschichte der Crudas lesen. Über ihre Schandtaten und Heldentaten. Ja, es gab auch Heldentaten, zumindest konnte man einige Taten so betrachten, denn es gab Crudas, die böse Tyrannen besiegt hatten, wenn auch meist nur zu selbstsüchtigen Zwecken. Kurz bevor Scarlett um die nächste Ecke des Ganges kam, hörte sie Geralds Stimme. Er stand dort und unterhielt sich mit einem Lehrer über Wurm-Polo. Scarlett wusste nicht viel über diese Sportart der Reichen, nur so viel, dass sie diejenigen verachtete, die es nötig hatten, auf fliegenden Würmern mit langen Schlägern Bälle durch die Luft zu schießen. Zu ihrer Genugtuung stellte sie fest, dass ihre Ehrfurcht vor Gerald wieder ein bisschen schrumpfte, als sie hörte, wie begeistert er über diesen dummen Sport sprach. Doch auf einmal verabschiedete er sich und Scarlett geriet in Panik. Wenn er ihr nun entgegenkäme? Dann musste sie womöglich mit ihm reden oder ihn grüßen? Nein, sie hasste seine arrogante Art, sie konnte diesen Gedanken nicht ertragen. Also machte sie kehrt – keinen Augenblick zu früh, denn sie hörte Geralds Schritte nahen – und rannte die Treppe hinab und um die nächste Ecke in eine andere Richtung.
Sie lief danach ungefähr fünf Gänge entlang, ohne zu wissen, wo sie eigentlich war. Ab und zu schaute sie aus dem Fenster, um herauszufinden, in welche Richtung sie gehen musste. Doch
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