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Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Es war gar nicht schwer, dem Püppchen ihre eigenen Gedanken zu leihen. Und da das Püppchen durch Marias Magie lebendig geworden war, konnte es aufstehen und sich nach Thunas Willen bewegen. Wieder untersuchte es die kleine Lücke zwischen Steinboden und Kerkertür. Dann legte es sich auf den Bauch und quetschte sich hindurch.
    Außerhalb roch es wie in einem Tierkäfig. Das musste an dem riesigen Wächter liegen, der dort lag und wohl kein großer Freund von Seife war. Es war sehr schwierig, sich als Strohpüppchen in der Dunkelheit zurechtzufinden. Zwar konnte Marias Schöpfung ein bisschen riechen, sehen und hören. Doch die Eindrücke waren undeutlich. Hinzu kam, dass Maria sich bei der Gestaltung der Hände nicht allzu viel Mühe gegeben hatte. Das waren Strohknoten ohne Finger, mit denen sich nicht viel anfangen ließ.
    Thuna ließ das Püppchen auf das nächstliegende Ding in der Dunkelheit hüpfen, das sich als schlafender Wächter erwies. Kaum stand das Püppchen auf seinen Schultern, merkte es, wie sich diese bei jedem Atemzug und Schnarcher hoben und senkten. Der Schlüssel im Schloss wäre unerreichbar gewesen, hätte nicht eine Kette an ihm gehangen, an der sich das Püppchen mit seinen unvollkommenen Händen festklammern konnte. Mit den Strohbeinen schob es sich Stück für Stück nach oben, bis es den Schlüssel erreichte.
    Was jetzt kam, war ein Geduldsspiel. Thuna ließ das Püppchen auf den Türknauf klettern und von da musste es versuchen, so auf den Schlüssel zu springen, dass er sich drehte. Es war eigentlich unmöglich, dass das klappen könnte. Aber da es das einzige war, was Thuna in dieser dunklen Nacht überhaupt tun konnte, ließ sie nicht locker und probierte es immer und immer wieder auf unterschiedliche Weisen. Maria schwieg und konzentrierte sich auf den Schlüssel. Sie sprach ihm gut zu, er solle sich drehen, sobald er in die richtige Richtung gedrückt würde. Er wackelte dann ein bisschen, um seinen guten Willen zu zeigen, und wurde wieder still.
    Der Durchbruch kam im schlimmsten Moment, als das Strohpüppchen zum zwanzigsten Mal auf den Schlüssel sprang und abrutschte. Es drohte geradewegs in den halb offenen Mund des schlafenden Widderwächters zu stürzen, konnte sich aber im letzten Moment am Rand des Schlüssels festhalten, der daraufhin den entscheidenden Ruck verspürte und sich im Schloss herumdrehte: Kluck-kluck-krack!
    Das Strohpüppchen hing immer noch am Schlüssel und langsam rutschten seine Strohknoten-Hände ab. Thuna, die sich in Gedanken festhielt, war nicht in der Lage zu sprechen, ohne loszulassen. Wenn sie aber losließ, fiel das Püppchen hinunter und weckte den Wächter auf.
    „ Was ist?“, fragte Maria. „Ist die Tür jetzt offen?“
    Flutsch – Thunas Gedanken konnten das Püppchen nicht mehr halten. Es stürzte geradewegs hinab, prallte an einer großen, dicken Nase ab, machte einen kleinen Hüpfer und landete zwischen zwei Zahnreihen, die es reflexartig festhielten. Ein lauter Unmutsruf war zu hören, dann spuckte der Wächter das Ding, das ihn am Schlafen hinderte, in hohem Bogen in die Dunkelheit. Er gab noch einen undeutlichen Fluch von sich, grunzte kurz und schlief dann zu Thunas riesengroßer Erleichterung wieder ein. Das Strohpüppchen, der kleine Held, setzte sich verwundert auf und sagte: „Huch?“, denn Thunas Gedanken hatten es wieder verlassen.
    „ Da draußen ist nur ein Wächter, glaube ich“, sagte Thuna. „Er schläft. Wenn wir es schaffen, sehr leise zu sein, dann könnten wir an ihm vorbeischleichen. Wollen wir es versuchen?“
    „ Natürlich“, flüsterte Maria.
    Sie machten die Tür auf, die furchtbar quietschte, und schoben sich durch den Spalt in den Gang hinaus. Thuna hielt Maria gerade noch rechtzeitig fest, sonst wäre sie gegen den Wächter gelaufen, der da im Dunkeln lag und zum Glück immer noch schlief. Doch ein Stück weiter sprang das Strohpüppchen auf die Füße und rief begeistert:
    „ Hallo!“
    Maria packte es hastig und hielt ihm den Mund zu, was schwierig war, da das Strohpüppchen gar keinen sichtbaren Mund hatte.
    „ Hier lang“, flüsterte Thuna und zog Maria am Arm mit sich.
    Im Gang war es stockdunkel, doch weil Nacht war und Thuna das blaue Licht sehen konnte, das aus den Steinen nach außen drang, hatte sie ein recht klares Bild vom Gang vor Augen, während Maria wie blind neben ihr her stolperte. Was Thuna aber nicht sehen konnte, waren drei Adlerwächter, die an der nächsten Ecke wie steinerne

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