Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
Vom Netzwerk:
eine böse Cruda von ihrer schlechtesten Seite kennenlernen!

Kapitel 10: Im Bann der bösen Cruda
     
    Thuna wusste nicht, welche Tageszeit gerade war. War es Abend oder hatte schon der nächste Tag begonnen? Draußen vor den Gitterstäben des Fensters war es grau in grau. Mal kam ein Windstoß, der Regentropfen in Thunas Verlies schleuderte, dann verwandelten sich die Tropfen in Hagelkörner, die kalt und hart gegen die Mauern schlugen. Manchmal donnerte es. Thuna trank eine Kelle voll Wasser aus dem Trog, der bei der Tür stand. Dann kehrte sie zurück in die Ecke, in der es am wärmsten war. In ihre Decken gewickelt starrte sie zum Fenster hinaus und betrachtete das Stürmen und Brausen, das nie aufhörte.
    Sehnsüchtig dachte sie an Sumpfloch. Sie wäre so gerne dort gewesen, doch sie ahnte, dass Sumpfloch weit, weit fort war. Fast so weit fort wie Thunas eigentliche Heimat, jene fremde Welt, aus der sie ursprünglich gekommen sein musste. Es gelang ihr nicht, das Rätsel zu verstehen: Warum war sie entführt worden? Was hatte die Entführung mit ihrer Begabung zu tun? Die Feen-Begabung war Thunas einziger Trost. Es kam ihr vor, als sei sie mit den Feen, die einst verschwunden waren, verbunden. Oder war das nur eine Einbildung? Ein Traum, mit dem sie sich tröstete?
    Thuna hätte gerne ihr Schicksal beweint. Aber im Waisenhaus hatte sie es verlernt, ihre eigenen Nöte zu beweinen. Es half ja nichts, es machte die Sache meist nur schlimmer. Im Waisenhaus waren weinende Kinder verhöhnt worden. Sie galten als schwach. Thuna hatte damals einen anderen Weg aus der Traurigkeit gefunden: Wenn sie niedergeschlagen war, dann versuchte sie jenen Kindern zu helfen, denen es noch schlechter ging als ihr. Sie verteidigte sie, klaute Essen für sie, tröstete sie, sprach ihnen Mut zu. Das hatte sie von ihren eigenen Sorgen abgelenkt und ein bisschen glücklicher gemacht. Das Schlimme war: Hier gab es niemanden, dem sie helfen konnte. Sie war ganz alleine. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Seit sie denken konnte, waren immer andere Kinder um sie herum gewesen. Und so fing sie doch noch zu weinen an, still und leise und so lange, bis es vor dem Kerkerfenster ganz dunkel wurde und Thuna nur noch das Heulen des Windes hörte, aber nichts mehr sehen konnte.
    Sie versuchte zu schlafen, doch die Dunkelheit war so gespenstisch und kalt, dass es ihr nicht gelingen wollte. Also lauschte sie dem Sturm, der mal grollte, mal heulte, mal leise jammerte und dann gegen die Mauern hämmerte, als wolle er die Burg einreißen. Thuna durchwachte Stunden, die ihr wie Jahre vorkamen, bis sie endlich doch noch einschlief und von Höllenhunden träumte, die alle Kinder aus dem Waisenhaus verschleppten und nur Thuna übrig ließen, die sich in ihrer Verzweiflung im Schornstein versteckt hatte.
    Als Thuna wieder aufwachte, fühlte sie sich genauso steif und kalt wie in ihrem Traumversteck. Sie rieb sich Arme und Beine, schlang eine Decke um sich, die hinuntergefallen war, und entdeckte in den Ritzen der Gefängnismauer ein seltsames blaues Licht. Erst glaubte sie, sie träume immer noch. Doch eigentlich war es zu kalt zum Träumen. Dieses Gefängnis war die Wirklichkeit und folglich musste auch das blaue Licht etwas Wirkliches sein.
    Thuna rutschte auf ihren Knien zu der Wand hinüber. Es bestand kein Zweifel: Von der Wand ging ein mattes, blaues Leuchten aus, das vielleicht für andere Menschen unsichtbar war, doch nicht für Thuna. Es war nämlich ein blaues Zauberlicht, so wie das Licht im Teich von Sumpfloch. Oder wie das der Fee Estherfein, die Thuna im Traum getroffen hatte. Es war Feenlicht. Wo kam das her?
    Es steckte im Mörtel, der die Steine zusammenhielt. Und es war überall dort, wo die Mauer aus Steinen bestand und nicht aus dem Fels gehauen war. Thuna konnte das Licht auch sehen, wenn sie die Augen schloss. Doch es tröstete sie nicht. Etwas Trauriges haftete diesem Licht an. Ja, wenn Thuna sich ganz auf dieses Licht konzentrierte, dann spürte sie, dass es gebannt und eingesperrt worden war. Es konnte nicht aus den Mauern heraus und das fühlte sich schrecklich an.
     
    Der Himmel vor dem Kerkerfenster war kaum heller geworden, da brachte einer der Widdermänner das Frühstück. Es war eine Schüssel mit Brei, heiß und dampfend, sodass sich Thuna ihre Hände daran wärmen konnte. Der Wächter zog sich zurück, die Tür fiel ins Schloss und der Schlüssel wurde herumgedreht. Thuna hörte, wie sich zwei Wächter vor ihrer Tür

Weitere Kostenlose Bücher