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Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 1 - Feenlicht und Krötenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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Spiegelfon?“ Scarlett kam noch näher, nur noch eine Faust hatte zwischen ihren beiden Nasenspitzen Platz. „Nein, Berry“, flüsterte Scarlett, „erst muss sie mich holen! Und dann – dann sehen wir weiter …“
    Berry staunte über Scarletts Mut. Fast war sie ein bisschen neidisch, dass Scarlett so begabt und mutig und stark war. Doch in ihrer Haut stecken wollte sie nicht.
    „ Na gut“, sagte Berry leichthin. „Wenn du unbedingt entführt werden willst, dann gebe ich dir das Bannwort. Es heißt Lilientag. “
    „ Lilientag!“, wiederholte Scarlett und starrte dabei unverwandt in Berrys Augen. Sie glaubte, dass Berry die Wahrheit sagte.
    „ Ich werde dich nicht verraten“, erklärte Berry nun, „solange du mich nicht verrätst. Ist das klar?“
    „ Sehr klar“, sagte Scarlett. Sie entließ Berry aus ihren Blick und ging zur Tür. Dort drehte sie sich noch einmal um. „Aber glaub bloß nicht, dass du so einfach davonkommst!“, drohte sie. „Wenn die Sache jemals gut ausgeht und ich nach Sumpfloch zurückkomme, dann kannst du was erleben!“
    Berry zuckte mit den Achseln. Sie fühlte sich schon viel besser als vor ein paar Minuten.
    „ Ich habe dich in der Hand, vergiss das nicht, Scarlett. Natürlich hast du mich auch in der Hand. Am besten, wir halten beide unseren Mund. Es ist so eine Art Bündnis. Und an Verbündeten rächt man sich doch nicht, oder? Abgesehen davon glaube ich nicht, dass du heile zurückkommst, wenn du jetzt das Spiegelfon benutzt. Als gute Freundin gebe ich dir diesen Tipp: Lass es bleiben. Aber starrköpfig, wie du bist, wirst du ihn nicht befolgen.“
    „ Damit hast du ganz recht“, sagte Scarlett und verließ das Zimmer.
     
    Früher einmal, als Berry noch auf eine ordentliche, angesehene Schule gegangen war, lange bevor es mit ihrem Leben diese seltsame Wendung genommen hatte, da war sie eine sehr gute Zauberschülerin gewesen. Wenn ihr auch der Reichtum, die Unbeschwertheit und die Rechtschaffenheit verloren gegangen waren, so besaß sie doch immer noch ein ausgereiftes Zauberwissen. Sie brauchte nur die Hand zu schütteln, ohne dass Scarlett es merkte, um ihr einen Fersenzauber anzuheften. Sie tat es in dem Moment, als Scarlett das Zimmer verließ. Denn für alle Fälle wollte Berry wissen, wo sich Scarlett befand und was mit ihr geschehen würde, sobald sie das Spiegelfon benutzte. Der Fersenzauber hinterließ Spuren, unsichtbar für alle, nur nicht für Berry, die den Zauber auf Scarlett geworfen hatte. Er würde bis Einbruch der Nacht halten. Lange genug, schätzte Berry.
    Scarlett konnte noch nicht weit gekommen sein, als der Gong erschallte, der die Schüler normalerweise zum Essen rief. Der Gong schlug zwölf Mal – das bedeutete, dass etwas Außergewöhnliches passiert war und sofort alle Schüler im Hungersaal zu erscheinen hatten, um die Rede der Direktorin zu hören. Die Direktorin, eine uralte Schildkrötenfrau, die man höchstens einmal im Jahr zu sehen bekam, wohnte im Inneren des Sumpfes. Dass sie herauskam, um mit den Schülern zu sprechen, war ein ungeheuerliches Zeichen. Berry zog eine Jacke über, denn sie fröstelte, seit Scarlett gegangen war, und machte sich auf den Weg in den Hungersaal.
    Wenn Berry ehrlich war, dann musste sie sich eingestehen, dass sie traurig war. Mehr als traurig. Es war, als wäre mit Thunas und Marias Entführung eine heile Welt zersprungen, und selbst wenn man sie klebte, so wie es Berry in Gedanken immer wieder versuchte, dann blieb doch ein Sprung sichtbar, der sich hässlich durch das wunderbare Ganze zog.
    Eigentlich war Berrys Welt ja schon viel früher zerbrochen. All diese Ereignisse von Sumpfloch waren nur die Folge jenes Tages, als Berry hatte aufhören müssen, ein sorgloses Kind zu sein. Sie hatte ihre Eltern retten müssen und sie war immer noch dabei, sie zu retten, und wenn sie auch sonst nichts Gutes zustande brachte – diese Rettung musste ihr gelingen, jetzt und für immer. Darum schluckte Berry nun ihren Kummer hinunter und versuchte, nicht mehr traurig zu sein.
    Als sie den Hungersaal betrat, setzte sie eine harmlose Miene auf, schaute die alte Schildkröten-Direktorin aufmerksam an und setzte sich leise und artig auf ihren Platz. Auch Scarlett war da, doch sie hatte nicht am gewohnten Tisch Platz genommen, sondern saß auf der Fensterbank, dort, wo das Fenster kaputt war.
    „ Meinee Kindeer“, brachte die Schildkröten-Direktorin hervor. Sie war einer der seltenen Tiermenschen, die fast

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