Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
Zeit. Willst du deinen Klumpkuchen nicht?“
„Nein danke, ich hab vier Wochen lang Klumpkuchen zum Nachtisch gegessen, ich hab ihn satt.“
Lisandra stopfte sich Scarletts Klumpkuchen in den Mund und war rundum glücklich. Dass sie nicht Lesen und Schreiben konnte, war ihr gerade egal. Auch Scarlett war froh. Sie saß außerhalb des Schranks im Dunkeln und unterhielt sich mit Lisandra über die leicht geöffnete Schranktür.
„Weißt du was, Lissi?“, sagte sie, als alles aufgegessen war und sie einfach nur dasaßen, um über alles Mögliche zu reden.
„Ja, Scarlett?“
„Sumpfloch ist ein Riesenglück für uns.“
„Stimmt. Und wir haben noch fünfeinhalb Schuljahre übrig!“
„Aber nur, wenn du Lesen und Schreiben lernst …“
Lisandra lachte hell und sorglos.
„Ich krieg das schon hin. Beim fettigen Gichtknoten! Ich werde so lange in dieser Schule bleiben, wie ich nur kann!“
Kapitel 4: Ein stiller, tiefer Typ
Alban von Montelago Fenestra war bestürzt.
„Was genau soll das heißen: Der Kutschbus ist nicht beheizt? Es sind drei Stunden bis zu Marias Schule – oder womöglich noch mehr bei diesen Wetterverhältnissen! Da können die Kinder doch nicht die ganze Zeit in einem unbeheizten Kutschbus sitzen und frieren!“
Der Kutscher tätschelte eins seiner kräftigen Kutschpferde und zuckte mit den Achseln.
„Guter Mann, Ihre Tochter muss ja nicht mitfahren. Mir ist das schnuppe.“
„Das sollte Ihnen aber nicht schnuppe sein!“, erklärte Alban freundlich, doch bestimmt. „All diese Kinder haben ein Recht darauf, gesund und munter an ihrer Schule anzukommen! Aber sie werden sich den Tod holen, wenn sie stundenlang der eiskalten Zugluft ausgesetzt sind! Sehen Sie, dort, das Fenster lässt sich nicht mal schließen! Da wird es die ganze Zeit reinpfeifen!“
Der Kutscher atmete einmal tief durch. Dann ließ er Alban von Montelago Fenestra stehen, wo er war, und warf die Tasche eines Neuankömmlings in den Gepäckkorb.
„Ihnen muss doch auch daran gelegen sein, dass Ihr Fuhrunternehmen einen guten Ruf genießt!“, probierte es Alban noch einmal. „Wenn es die Runde macht, dass sich ein Kind in Ihrem Kutschbus eine schlimme Grippe zugezogen hat …“
„Papa, jetzt lass das doch!“, sagte Maria und zupfte ihn zum wiederholten Mal am Ärmel seines Pelzmantels. „Es wird schon klappen! Ich werde auch nicht krank, versprochen!“
„Wenn ich das deiner Mutter erzähle, wird sie außer sich sein!“
„Dann erzähl es ihr nicht!“, raunte Maria beschwörend.
Ihr war das alles schrecklich peinlich. Sie war mal wieder die einzige, die mit vier Koffern nach Quarzburg gereist kam, während all die anderen armen Kinder, die mit ihnen an der Bushaltestelle standen, kleine Taschen mit kaputten Reißverschlüssen und abgewetzten Riemen mitbrachten. Auch Thunas Gepäck war armselig, auch wenn es sich die Montelago Fenestras nicht hatten nehmen lassen, Marias Freundin eine neue Reisetasche zu kaufen. In Schlüsselblumengelb. Aber die Tasche war klein, denn Thunas Besitztümer waren sehr überschaubar.
„Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Montelago Fenestra“, kam Thuna ihrer Freundin zu Hilfe. „Es ist sicher nicht das erste Mal, dass ein Kutschbus durch den Schnee von Quarzburg nach Sumpfloch fährt. Bisher sind immer alle Schüler gesund angekommen!“
Bei dieser Beteuerung machte der Kutscher ein komisches Gesicht und wandte sich schnell ab. Der Graf sah es zum Glück nicht.
„Ja, Thuna, du wirst schon recht haben. Aber unser Täubchen hier ist nun mal sehr empfindlich, sie ist doch noch so klein und zart und muss zu Hause nie frieren!“
Maria lief rosarot an. Sie liebte ihren Vater über alles, ebenso wie ihre Mutter, aber solche Situationen trieben sie in den Wahnsinn. Sie schaute zur Seite und ihr Blick fiel geradewegs auf Geicko: den Jungen mit der dunklen Haut und den schwarzen Augen, der ihr zu Beginn des letzten Schuljahres den größten Schrecken eingejagt hatte. Denn er hatte Marias geliebten Stoffhasen Rackiné geklaut und ihm ein Ohr abgerissen. Jetzt hatte Geicko nicht vor, Maria zu beklauen oder ihr wehzutun. Es herrschte Waffenstillstand, schließlich war er ein sehr guter Freund von Lisandra. Aber er grinste übers ganze Gesicht und aus seinen pechschwarzen Augen sprangen Funken des Spotts.
„Papa, wir müssen jetzt einsteigen!“, erklärte Maria, obwohl noch keins der ungefähr zwanzig Kinder eingestiegen war. „Du kannst schon gehen, wir sind gut
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