Die Sumpfloch-Saga Bd. 2 - Dunkelherzen und Sternenstaub
zaubern. Wahrscheinlich ist das Licht der Gestirne für dich so was wie für Lisandra das Armband. Wo hab ich denn bloß schon wieder meinen Füller? Vorhin war er doch noch da!“
„Ja, aber dann hast du einen Käfer draufkrabbeln lassen und ihn mit dem Füller draußen auf der Fensterbank geparkt“, sagte Lisandra. „Weißt du nicht mehr?“
„Ach ja, richtig!“
Maria ging zum Fenster, öffnete es und holte ihren Füller von der Fensterbank. Der Käfer saß daneben und hatte zu leuchten angefangen. Er sah aus wie ein glühendes Stück Kohle. Maria betrachtete ihn eine Weile, bis Lisandra rief, dass es kalt werde, und dann machte sie das Fenster wieder zu.
„Was ist eigentlich mit dir los, Scarlett?“, fragte Lisandra. „Haben dich deine Verehrer geärgert?“
Scarletts Freundinnen lachten, doch als sie merkten, dass sie nicht mitlachte, wurde ihnen klar, dass Lisandra ins Schwarze getroffen hatte.
„Was wisst ihr über Giftnasenfledermäuse?“, fragte Scarlett.
„Wir haben mal eine im Garten gesehen“, antwortete Thuna. „Erinnerst du dich? Es war Nacht und sie hat mich gewarnt.“
Jetzt, da Thuna es erwähnte, griff sich Scarlett an den Kopf.
„Wie konnte ich das vergessen! Klar, da war eine Giftnasenfledermaus. Ich konnte sogar fast alles verstehen, was sie gesagt hat. Aber ihr Gerede war ziemlich wirr, an mehr kann ich mich nicht erinnern.“
„Ich weiß es noch genau“, sagte Thuna. „Sie wollte, dass ich niemandem erzähle, was ich über mich herausgefunden habe. Sie sagte, ich soll bei Gefahr in den Wald laufen und dass sie zurück zu ihrem Herrn muss, einem Ritter namens Fangold oder so ähnlich. Du hattest den Namen nicht so genau verstanden.“
„Stimmt.“
„War das der Ritter, der uns sein Heer zur Rettung geschickt hat?“, fragte Maria. „Mit den riesigen Fledermaus-Seglern?“
„Der hieß Gangwolf, aber es wird wohl derselbe gewesen sein“, sagte Thuna.
„Verstehe“, sagte Scarlett. „Dann habe ich also heute gesehen, wie Gerald Kontakt zu diesem Ritter Gangwolf aufnimmt.“
Lisandra gab einen komischen Pruster von sich. Es war ein Mittelding aus Hüsteln und Aufstoßen, so versuchte sie es wenigstens aussehen zu lassen.
„Das ist kein Wunder“, sagte Maria. „Wir wissen doch, dass Herr Winter und sein Sohn und auch Viego Vandalez mit dem Ritter zusammenarbeiten. Ich erinnere mich noch, wie Gerald gesagt hat, wir würden uns mit dem Heer seines Vaters treffen – und Herr Winter war dann tatsächlich an Bord des Fledermaus-Seglers!“
Lisandra hustete stärker und hielt sich dann die Faust vor den Mund, um den Hustenreiz zu unterdrücken.
„Das beruhigt mich einigermaßen“, sagte Scarlett. „Hanns hat behauptet, diese Giftnasenfledermäuse arbeiten für die Regierung und Gerald wäre ein Regierungsschnüffler. Was ist eigentlich los, Lisandra? Du heulst ja – oder warum tränen deine Augen so?“
„Ich kann’s nicht“, sagte Lisandra, „ich kann’s einfach nicht!“
Zum Erstaunen aller fing Lisandra nun wie eine Verrückte zu lachen an.
„Was kannst du nicht?“, fragte Scarlett scharf.
Lisandra wischte sich die Tränen aus den Augen und holte tief Luft.
„Er hat doch nur mit seinem Papa geplaudert!“, erklärte sie japsend. „Dieser Ritter, dieser Gangoldsonstwas, das ist Geralds Vater! Herr Winter ist nur der Privatlehrer!“
„Wie bitte?“, fragte Scarlett.
„Sie sind unglaublich reich, der tolle Weiße Lindwurm gehört ihnen auch!“
„Das verstehe ich nicht“, sagte Maria. „Warum gibt sich Gerald als Herr Winters Sohn aus?“
„Weil der Ritter offiziell gar keinen Sohn hat! Er kommt nämlich aus einer anderen Welt, das darf aber keiner wissen. Gerald hat sich geweigert, mir das genauer zu erklären, aber Gerald ist wie wir! Er kann kein bisschen zaubern, er macht das alles mit Instrumenten, die wie Uhren und so was aussehen. Sein Vater hat ihn versteckt, seit er ihn aus seiner eigenen Welt geholt hat. Deswegen gibt er sich als Herr Winters Sohn aus! Das machen sie schon so, seit er ein kleines Kind ist. Aber ich darf das eigentlich gar nicht erzählen, ich hab’s ihm versprochen!“
Scarlett fehlten die Worte. Vor ihrem inneren Auge verwandelte sich Gerald in den Sohn eines Ritters, einen Jungen aus einer anderen Welt, einen Zauberer ohne Zauberkraft und vor allem: in jemanden, der ihr nicht die Wahrheit gesagt hatte!
„Hat er denn auch eine geheime Gabe?“, fragte Thuna. „So wie wir?“
„Ja, aber eine blöde,
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