Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
er.
„Worauf?“
„Darauf, dass es etwas zu hoffen gibt“, sagte der General. „Das ist leider alles, was uns zu tun übrig bleibt, meine Prinzessin!“
Kapitel 11: Kalter Vollmond
Duhm Vultur spähte durch die vergitterten Fenster in den Nachthimmel. Den Vollmond selbst konnte er nicht sehen, wohl aber das helle Licht, das dieser auf Bäume und Mauern warf und die Schatten, die daraus erwuchsen.
„Es ist kalt hier unten“, sagte er.
„Was erwartest du?“, fragte Viego Vandalez. „Wir befinden uns in einem Verlies.“
Viego prüfte eine ganze Reihe von Zauberei-Anordnungen: verknotete Schnüre, Wörter und Zeichnungen aus Kreide auf Wänden und auf dem Boden, aufgehängte Amulette und Talismane sowie verschiedene Häufchen aus Fell, Zähnen, geriebenen Knochen, Pilzen und anderen Zauberei-Zutaten, die vor sich hinschwelten und die Luft mit einem beißenden Gestank verpesteten.
„Ich meinte: ungewöhnlich kalt. Du hast nicht etwa ein paar Halbtote zu deinem Schutz herbeigerufen?“
Viego sah von seiner Arbeit auf und grinste seinen ehemaligen Lehrer an.
„Jetzt, da du es erwähnst … es wäre mir fast entfallen.“
Duhm Vultur verzog das Gesicht.
„Halbvampire“, murmelte er. „Man sollte sich nicht mit ihnen einlassen.“
„Zu spät!“
Es klopfte an der Tür.
„Komm herein!“, rief Viego.
Berry betrat vorsichtig den Raum, bemüht, keinen Zauber, der auf die Erde gezeichnet oder in die Luft gehängt war, zu berühren. Dann schloss sie die Tür hinter sich.
„Wie sieht es aus?“, fragte sie.
„Wenn ich die Zeichen richtig deute, bleibt uns noch eine Stunde.“
Duhm Vultur verschränkte die dünnen Arme vor seiner Brust und drückte sich gegen die Mauer unterm Fenster. Der Geruch des Räucherwerks benebelte seine Sinne. Außerdem verspürte er Furcht. Diese Nacht könnte seine letzte Nacht werden, ebenso wie die letzte Nacht von Viego Vandalez und Berry.
„Es ist nicht richtig, ein Kind da hineinzuziehen“, sagte er.
„Berry wird nichts passieren.“
„Wenn uns etwas passiert, wird ihr auch etwas passieren.“
„Nein“, widersprach Viego. „Sie ist sicher.“
Duhm Vultur beobachtete Berry, die sich den Wortwechsel gelassen anhörte. Sie lehnte an der Tür, lächelte und trug wie immer ihre rosa Strickjacke.
„Sicherheit gibt es nicht, wenn man einem wiedererweckten Engelsdämon begegnet“, sagte Duhm. „Es gibt nur Hilfsmittel. Mittel, die einem dabei helfen zu überleben.“
„Wenn du es sagst.“
„Mittel von einer so außerordentlichen Qualität, dass normale Sterbliche wie wir niemals an sie herankämen“, bohrte Duhm Vultur weiter. „Ist es nicht so? Wer könnte sich schon etwas wie die zwölfte Inkarnation eines heiligen Riesenzahns leisten? Ein Hilfsmittel, das angeblich unverletzbar macht!“
„Ja, wer könnte das schon“, wiederholte Viego Vandalez. „Ein Halbvampir, dessen Mutter arm und geächtet ist, kann davon nur träumen.“
Berrys Lächeln wurde breiter, woraufhin Duhm Vultur wissend nickte.
„Dachte ich’s mir doch, dass der sagenhafte Teppichklopfer nur ein Magivalent ist. Aber auch Magivalente dieser Qualität kosten Geld!
„Selbst den Herrn von Moos Eisli hat es umgehauen, als er hörte, was es kostet“, sagte Viego. „Aber er hat die Flöhe zusammengekratzt.“
„Er besitzt nicht zufällig ein Kamel, das Goldbarren hustet?“
„Sieh dich um! Ich habe hier noch keins entdeckt und ich kenne mich gut aus in Moos Eisli.“
Duhm Vultur starrte wieder aus dem Fenster.
„Leider ist es zu spät, um alles richtig zu machen“, sagte er.
„Es war schon immer zu spät“, erwiderte Viego. „Berry, du weißt Bescheid? Oder sollen wir es noch mal durchgehen?“
„Nein, Herr Vandalez. In der Theorie ist mir alles klar.“
Duhm Vultur gab einen leisen Seufzer von sich.
„Ja, in der Theorie. Die Praxis macht sich aber immer einen Jux daraus, der Theorie ein Bein zu stellen. Man muss auf alles vorbereitet sein, in jedem Moment. Aber wem sage ich das? Als du den Riesenzahn geklaut hast, ist bestimmt auch nicht alles glattgegangen, was Berry?“
„Oh nein, Herr Vultur. Es fing damit an, dass der Nachtwächter im Reliquiensaal in einen Sarkophag stieg, um heimlich zu rauchen. Wir wussten das nicht und als wir …“
„Still!“, rief Viego. „Ich fürchte, die Praxis stellt uns gerade ein Bein!“
„Warum? Kommt er jetzt schon?“
Viego nickte und löschte das Licht auf seinem Arbeitstisch. Dann wurde es noch kälter
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