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Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau

Titel: Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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vom Gesicht zu nehmen, stand der schwarze Löwe mitten im Raum. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie den toten Affen für ein Spielzeug halten können, das der halbwüchsige Löwe zu seiner Unterhaltung zerfetzt hatte. So wie der Pudel der Haushälterin von Montelago Fenestra mal eine ihrer Puppen zerkaut hatte, als sie noch sehr klein gewesen war. Damals hatte sie geweint, doch ihr war klar gewesen, dass der Pudel nicht böse und die Puppe nicht lebendig gewesen war. Hier und heute lag der Fall anders: Sie musste nur in die Augen des schwarzen Pollux sehen, um zu wissen, dass er mit voller Absicht gemordet hatte. Der arme, kleine Affe, der immer so fleißig bemüht gewesen war, neue Bücher für Maria herbeizuschaffen, hatte sein Leben gelassen. Man konnte ihn nicht flicken oder reparieren, er war für immer fort.
    Der Löwe ließ sein totes Opfer auf den Boden plumpsen. Dabei starrte er Maria unverwandt an. Es sah wie eine Drohung aus, die da lautete: ‚Komm mir ja nicht in die Quere!’ Dann wandte er sich zu Marias riesengroßer Erleichterung ab und trottete weiter. Er durchquerte die gegenüberliegende Tür, ohne sie zu öffnen, und verschwand dahinter aus Marias Blickfeld. Erschüttert schaute Maria den General an, der immer noch die Tür musterte, durch die der Löwe spaziert war, als bestehe sie nur aus einem Trugbild statt aus echtem Holz.
    „Was hat er vor?“, fragte Maria.
    „Wenn mich nicht alles täuscht, ist sein Ziel das Treppenhaus.“
    „Glauben Sie, er möchte eine der Türen dort benutzen?“
    „Es sieht ganz danach aus.“
    „Ist das schlimm?“
    Der General hörte auf, die Tür anzustarren, und richtete seine besorgten, blauen Augen auf Maria.
    „Ich beunruhige Euch nur sehr ungern, Hoheit. Aber dieses Geschöpf dürfte gar nicht existieren. Alleine sein Vorhandensein ist schlimm!“
    Maria stand auf. Obwohl es ihr schwerfiel, ging sie zu dem toten, kleinen Affen oder dem, was von ihm übrig war.
    „Wir sollten ihn beerdigen“, sagte sie. „Im Spielzimmer gibt es eine wattierte Schachtel, in die er hineinpassen würde.“
    „Das muss warten, Hoheit! Ich werde die Schachtel persönlich holen und den Affen hineinlegen, sobald es uns die Umstände erlauben. Doch jetzt müssen wir herausfinden, was der Löwe vorhat.“
    „Warum? Wir können ihn doch nicht aufhalten, oder?“
    „Man muss seine Feinde studieren. Genau beobachten. Jeder Feind hat eine Schwäche. Sobald man sie ausfindig gemacht hat, kann man ihn besiegen. Abgesehen davon ist Wissen Macht. Der Löwe hat einen Plan und ein Ziel. Nach seinem Verhalten zu urteilen, ist er auf einem Beutezug. Seine Beute könnte auch für uns interessant sein!“
    Maria hatte fast vergessen, dass Kreutz-Fortmann ein General war. Seine Worte holten diesen Umstand in Marias Bewusstsein zurück. Natürlich, für den General war das Leben ein Schlachtfeld! Maria dagegen hatte gar keine Lust, irgendwelche Feinde zu besiegen und deren Beute zu erobern. Sie wollte nur von ihnen in Ruhe gelassen werden. Aber es dämmerte ihr, dass diese Einstellung ein Luxus war, den sie sich nicht leisten konnte. Wenn es stimmte, was die Nixe zu Thuna gesagt hatte – nämlich dass Amuylett eine Knospe im Winter war, der es an den Kragen ging – dann tat Maria sicher gut daran, einem General ihres Vertrauens zu folgen. Der General würde im Chaos den Überblick behalten und Vorkehrungen für den Ernstfall treffen.
    „Also gut“, sagte sie. „Folgen wir ihm in sicherem Abstand.“
    General Kreutz-Fortmann hatte ein anderes Verständnis von sicheren Abständen als Maria. Er rannte geradezu in das Treppenhaus, in dem er den Löwen vermutete. Maria hatte Mühe, den Anschluss zu halten. Dabei war sie gar nicht sicher, was ihr mehr Angst einjagte: das Treppenhaus mit der Aussicht auf eine weitere Begegnung mit dem Löwen oder die Vorstellung, alleine in ihrem Wohnzimmer zurückzubleiben und den toten Affen anzustarren, der sie daran erinnerte, dass sie in ihrer eigenen Welt nicht mehr sicher war.
    „Er ist hier gewesen“, sagte der General, als sie das fensterlose, graugrüne Treppenhaus erreicht hatten. „Dort! Der Blutfleck weist uns den Weg.“
    Marias Herz sank. Ein toller Weg war das, der von Blutfleck zu Blutfleck führte! Aber was half es, der General rannte schon die Treppen hinauf. Im ersten Stock angekommen, blieb er stehen und horchte in alle Richtungen. Dann untersuchte er den Boden.
    „Da entlang!“, sagte er, als Maria ihn eingeholt

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