Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
und die anderen Erdenkinder. Ich bin mir noch unschlüssig, wie ich euch das eigentlich beibringen soll, aber es muss geschehen.“
Das klang nicht gut. Es klang nach Katastrophe und Weltuntergang oder so etwas in der Art.
„Um was geht es denn … genau?“, fragte Lisandra.
„Sag Gerald, Scarlett, Berry, Thuna und Maria Bescheid. Wir treffen uns heute Abend nach Einbruch der Dunkelheit im großen Gewächshaus unter den Riesenfarnen. Passt auf, dass euch nicht jeder sieht, wenn ihr in das Gewächshaus spaziert. Zur Tarnung nehmt ihr am besten einen Picknickkorb mit.“
„Das klingt spannend!“, sagte Lisandra. „Viel besser als Lesen!“
„Wart’s ab. Das Lesen bleibt dir natürlich nicht erspart. Du erscheinst nach deiner letzten Stunde bei mir im Arbeitszimmer. Und komm ja nicht auf die Idee, es zu vergessen!“
Lisandra erwog kurz die Möglichkeiten, die der Lehrer hatte, um sie für etwaiges Nichterscheinen zu bestrafen. Eigentlich konnte er ihr nicht so viel tun außer ihr noch mehr Arbeit aufzubrummen, die sie ebenfalls ignorieren könnte. Andererseits war ihr bei dem Gedanken, den Halbvampir wütend zu machen, nicht ganz wohl. Sie würde also zum Lesen antreten müssen. Obwohl sie jetzt schon schlechte Laune davon bekam!
Niemand hatte Verständnis für Lisandras Jammern und Stöhnen. Nicht mal Geicko, zu dem sie am Ende der Pause ins Boot stieg.
„Es war höchste Zeit, dass du mal einen Tritt in den Hintern bekommst!“, sagte er unbeeindruckt.
„Ein toller Kumpel bist du! Bei meinen Freundinnen machst du immer einen auf verständnisvoll, aber wenn ich mal Mitgefühl brauche, bist du kalt wie eine Eistruhe!“
„So ein Schwachsinn.“
„Dann machst du also keinen Unterschied zwischen mir und den anderen?“
„Welchen anderen?“
„Meinen Freundinnen!“
„Spinnst du?“
„Du schwärmst doch dauernd von ihnen! Wie schön sie sind! Oder wie mutig! Eins sag ich dir: Wenn du plötzlich anfängst, mit Thuna oder Maria rumzumachen, dann war’s das. Dann rede ich nie wieder mit dir!“
„Ach ja? Und wenn es so wäre? Warum wärst du dann eingeschnappt? Sind wir vielleicht verheiratet und ich weiß nichts davon? Du hast doch eine Komplettmeise!“
Lisandra hätte ihn am liebsten mit einem der Ruder vermöbelt, aber die Eckzahn hatte Aufsicht und Lisandra wollte sich nicht noch mehr Ärger einhandeln. Außerdem wusste sie nicht, ob sie den Kampf gewinnen würde. Sie kannte ja Geickos Stärken. Er hatte immer wieder Tricks auf Lager, mit denen er sie aufs Kreuz legte, obwohl sie doch Sternenstaub verwenden konnte und er nicht.
„Hey, wir sind Kumpels!“, sagte er, aber es hörte sich nicht besonders nett an. „Das hast du vorhin selbst gesagt. Und Kumpels machen sich keine Eifersuchtsszenen.“
„Eifersucht? Ich bin doch nicht eifersüchtig! So ein Quatsch!“
Die Glocke, die zum Unterricht rief, läutete zum zweiten Mal. Es war höchste Zeit, in die Festung zurückzurudern. Sie taten es schweigend und betraten das Klassenzimmer, ohne ein weiteres Wort miteinander gesprochen zu haben.
Lisandras Laune war auf dem Tiefstpunkt angelangt, als sie am Nachmittag an Viego Vandalez’ Tür klopfte. Sie hatte sich beim Mittagessen nicht getraut, ihren Freundinnen von dem Streit mit Geicko zu erzählen, da sie eine bedeutende Rolle darin spielten. Nicht dass sie ihn verschuldet hätten – Lisandra konnte sich nicht erinnern, dass eine ihrer Freundinnen jemals mit Geicko herumgeturtelt hätte. Aber es wäre ihr peinlich gewesen, mit ihnen auszudiskutieren, ob es sich um Eifersuchtsszenen handelte oder nicht. Einer kämpferischen, abgebrühten Lisandra war das ganze Theater sowieso unwürdig. Sie würde niemals um die Gunst eines Mannes buhlen. Sollten sie kommen und sich ihr zu Füßen werfen – vielleicht würde sie dann einen erhören. Aber dass Geicko behauptete, sie sei eifersüchtig, das war so was von albern und abwegig, dass sie ihn dafür nur verachten konnte.
Als sie dann bei Viego Vandalez am Tisch saß und er ihr zwei lose, mit kleinen Buchstaben beschriebene Blätter Papier vorlegte, hätte sie das Papier zerfetzen, den Schreibtisch zertreten und Vandalez anspucken mögen. Doch selbst Lisandra war bewusst, dass das alles nur noch schlimmer gemacht hätte, darum quälte sie sich Buchstabe für Buchstabe durch den Text (Viego bestand darauf, dass sie ihn laut vorlas) und stellte fest, dass der Inhalt nicht uninteressant war. Es ging um General Kreutz-Fortmanns
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