Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
ist das Amuylett, in dem wir uns jetzt und heute befinden.“
Das war wirklich neu. Niemand von ihnen hatte jemals davon gehört oder gelesen, nicht mal in den verrücktesten oder ältesten Geschichten.
„Ist das wirklich wahr?“, fragte Scarlett. „Es gibt keine Hinweise darauf!“
„Doch, es gibt einen“, widersprach Viego, „nämlich die Verlorenen Gebäude. Diese kaputte, tote Welt ist das alte Amuylett, das untergegangen ist.“
„Aber wenn die Verlorenen Gebäude eine tote Welt wären, aus der die Überlebenden geflohen sind“, sagte Scarlett, „dann hätten die Überlebenden es doch gewusst und weitererzählt!“
„Nein, genau das haben sie nicht getan. Sie hielten das Geheimnis ihres Überlebens in den Lilienpapieren fest. Diese wurden von Generation zu Generation weitergegeben, unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Schließlich entschied man, die Papiere in drei Teile zu teilen, damit niemand alleine über das ganze Wissen verfügte. Doch so, wie man die Papiere zerteilte, weil zunehmend Misstrauen und Feindseligkeit in der Welt herrschten, so zerfiel auch die Einheit des Reiches. Es gab Kriege und Zerwürfnisse und Feindschaften und irgendwann ging ein Teil der Lilienpapiere verloren, der zweite fiel an die böse Cruda und der dritte an den Orden der Unbeugsamen, dem Grindgürtel heute vorsteht.“
„Alles schön und gut“, sagte Lisandra. „Aber das ist Vergangenheit. Was hat das mit uns zu tun?“
„Erdenkinder spielten bei der Besiedlung der neuen Welt eine wesentliche Rolle. Ohne sie wäre der Übergang von der sterbenden Welt in die junge Welt nicht möglich gewesen. Leider geschah bei der Besiedlung der neuen Welt ein Unglück. Ein Missgeschick. Denn die Gestalt, die in den Legenden Torck heißt, schlich sich mit den anderen in die neue Welt und er sann darauf, sie wieder zu zerstören.“
„Torck, der Gewittergott?“, fragte Lisandra. „Der Bruder von Lichtblut, der den Riesen verhauen hat?“
„Typisch“, sagte Scarlett, „solche Geschichten kannst du dir am besten merken!“
„Er konnte mit Blitzen um sich werfen“, erklärte Viego. „Weswegen man ihn auch als Gewittergott bezeichnete. Er konnte aber noch viel mehr. Oder kann – denn angeblich gibt es ihn noch. Er hat die Macht, eine ganze Welt in den Tod zu reißen. Manche sagen, er ist der Tod in Person. Man kann ihn nicht töten und kaum bändigen.“
„Stimmt es denn, dass er hier irgendwo eingesperrt ist?“, fragte Maria. „In einem Feengefängnis unterhalb der Festung?“
„Das heißt es“, antwortete Viego.
„Und ist es so?“
„Wahrscheinlich schon. Etwas Schlimmes muss da unten sein und es regt sich. Mehr wissen wir alle nicht. Vielleicht ist es Torck selbst. Man sagt, wenn er freikommt und seine Wut an dieser Welt auslässt, wird er diese Welt zerstörten. Genauso, wie vor sehr langer Zeit die andere Welt zerstört worden ist. Nun kann man darüber philosophieren, ob sein Zorn der Welt das Ende bringt oder ob er nur ausführt, was in der Welt selbst von Anfang an angelegt war und durch ihn verkörpert wird. Jedenfalls ist damals mit dem Anfang zugleich das Ende in unsere Welt gekommen. Leider sieht es so aus, als ob dieses Ende kurz bevorstünde. Die Anzeichen dafür mehren sich und das Verderben, das in Sumpflochs Tiefen haust, arbeitet an seiner Befreiung. Nehmen wir an, es ist Torck. Es muss nicht so zugehen, wie es die Legenden beschreiben. Ich glaube nicht, dass er unsere Welt mit einem einzigen Blitzschlag auslöschen wird. Aber ich könnte mir vorstellen, dass er Unheil anrichten wird. Vielleicht löst er einen Krieg aus, der diese Welt früher oder später vernichtet. Aus irgendeinem Grund ist sein Handeln mit dem Untergang verknüpft. Und ich fürchte, wir werden eines Tages miterleben müssen, wie.“
„Was soll das heißen?“, fragte Lisandra. „Dass die Welt wirklich untergeht?“
„Im schlimmsten Fall, ja“, antwortete Viego Vandalez. „Die Regierung, die Unbeugsamen Fünf, die Cruda – sie alle arbeiten schon lange im Verborgenen an Lösungen. Dabei dürfte es ihnen vor allem um die Rettung ihrer persönlichen Zukunft gehen und nur nebenbei um die Rettung der restlichen Menschheit, auf die sie zur Not verzichten könnten.“
„Sind das Lösungen, für die sie Erdenkinder brauchen?“, fragte Thuna.
„Ganz richtig, Thuna. Sie brauchen Erdenkinder dafür.“
„Verstehe ich das richtig?“, fragte Berry. „Die Regierung, der Orden der Unbeugsamen und die Cruda
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