Die Sumpfloch-Saga Bd. 3 - Nixengold und Finsterblau
und überbrachte den Freundinnen die brandneuen Nachrichten.
„Lies vor!“, rief Lisandra. „Lies vor!“
„Grindgürtel ist tot!“, las Maria, „Der Herrscher des Reiches Fortinbrack und Oberhaupt des Ordens der Unbeugsamen ist, wie erst jetzt bekannt wurde, überraschend verstorben. Über die Todesursache Grindgürtels, der zu den ältesten und mächtigsten Zauberern der Welt gehörte, wurden keine näheren Angaben gemacht. Seine Familie ließ nur verlauten, dass Grindgürtel auf Reisen verstarb, doch sein Leichnam mittlerweile nach Fortinbrack zurückgekehrt sei.
Grindgürtel machte zuletzt von sich Reden, als er das Reich Amuylett mit einem gezielten Angriff zu schädigen versuchte, was ihm misslang. Jeder Versuch des Reiches Amuylett, von Grindgürtel Schadensersatz zu erlangen und auf friedlichem Wege eine Versöhnung der Reiche Amuylett und Fortinbrack herbeizuführen, scheiterte an Grindgürtels Widerstand.
Grindgürtel verfügte, dass das Reich Fortinbrack nach seinem Tod an seinen angenommenen Sohn Hanns fällt. Dieser wird nach Ablauf der gesetzlich vorgeschriebenen Trauerfrist den Thron von Fortinbrack besteigen und die Geschäfte seines Vaters weiterführen.
Hanns von Fortinbrack gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass der Frieden zwischen den Reichen Amuylett und Fortinbrack wiederhergestellt werden könne. Er baue auf eine gemeinsame Zukunft und ein freundschaftliches Miteinander. Zum Beweis seiner friedlichen Absichten verzichtete er offiziell auf den ihm zustehenden Platz im Orden der Unbeugsamen. Amuyletts Präsident Mohikan bekundete der Familie sein Beileid.“
Das waren Neuigkeiten! Scarlett weinte Grindgürtel bestimmt keine Träne hinterher. Schließlich hatte er sie töten wollen und er hätte es bestimmt wieder versucht, wenn sie sich noch einmal begegnet wären. Trotzdem war die Nachricht erschütternd. Grindgürtel war eine feste Größe gewesen im Gleichgewicht der Staaten. Er hatte die abtrünnigen Reiche angeführt und im Geheimen gewirkt. Wer oder was würde sich in die Lücke drängen, die er hinterließ? Vor allem, wenn Hanns seinen Platz im Orden der Unbeugsamen ausschlug? Aber Scarlett glaubte Hanns kein Wort! Er war mit seinem Vater immer einer Meinung gewesen, zumindest was den Konflikt mit Amuylett betraf. Warum sollte er jetzt plötzlich das Gegenteil tun? Bestimmt täuschte Hanns nur vor, dass er Frieden wollte. Diese Strategie machte alles einfacher für ihn.
„Er blufft doch nur!“, rief Lisandra, die das Gleiche dachte. „Hanns will in Amuylett ein- und ausgehen, ohne verhaftet zu werden. Er macht jetzt einen auf brav, aber in Wirklichkeit will er hier Ränke schmieden, uns ausspionieren und Scarlett schöne Augen machen. Wir kennen doch seine wahren Absichten!“
„Nicht alle wahren Absichten“, sagte Scarlett. „Aber dass er plötzlich Freundschaft mit Amuylett schließen will, ist verdächtig.“
Berry bebte vor stiller Aufregung. Dass Grindgürtel tot war, war allerhand. Auch sie hatte der alte Zauberer umzubringen versucht. Schließlich enthielt sie ihm die Ware vor, die Grindgürtel für teures Geld bei ihren Eltern bestellt hatte. Es tat gut zu wissen, dass sie jetzt einen Feind weniger auf der Welt hatte. Andererseits traute Berry Hanns noch viel weniger über den Weg als Grindgürtel. Feinde mit freundlichen Gesichtern waren die schlimmsten. Berry war überzeugt davon, dass Hanns früher oder später in Sumpfloch auftauchen würde. Hanns von Fortinbrack, Herrscher eines abtrünnigen Reiches! In Scarletts Haut wollte Berry nicht stecken. Hanns war hinter ihr her und würde nichts unversucht lassen.
Es gab da aber noch etwas, das Berry nachdenklich stimmte: Duhm Vultur hatte berichtet, dass Grohann einen der fünf Unbeugsamen getötet hatte. Rackiné hatte gesehen, wie der Steinbockmann mit einem alten Zauberer gekämpft hatte. Was nichts anderes bedeutete, als dass Grohann den mächtigen Grindgürtel ganz alleine ausgeschaltet haben musste. Wie konnte das sein? Einer wie Grindgürtel war doch so gut wie unbesiegbar! War Grohann noch viel gefährlicher als sie alle vermuteten?
Lisandra war total erledigt, nachdem sie wieder zu Hause angekommen war und sich zu ihrem Krankenbett geschleppt hatte. Berry und Maria blieben noch bis zum Abendessen bei ihr auf der Krankenstation. Thuna war nicht dabei, denn sie wollte mit ihrem Löwen ein letztes Mal im Schulgarten spazieren gehen, bevor es dunkel wurde. Auch Scarlett fehlte, denn sie hatte das
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