Die Supermarkt-Lüge
amerikanischen Stanford University um Dena Bravata 2012, Bio-Lebensmittel seien kaum gesünder als andere. Doch das Wörtchen »kaum« hat es in sich, denn Bio-Konsumenten nehmen nach Ansicht der amerikanischen Forscher weniger Pestizide mit ihrer Nahrung auf.
»Bio« ist eine lukrative Nische. Im Jahr 2010 wurden in Deutschland Bio-Lebensmittel für 5,9 Milliarden Euro umgesetzt. Zehn Jahre zuvor, im Jahr 2000, waren es noch 2,1 Milliarden. Und im Jahr 2011 legte die Branche nochmals um neun Prozent zu, auf 6,59 Milliarden Euro. Nach Âeiner Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung griffen im Jahr 2009 ganze 94 Prozent der Haushalte in Deutschland zumindest einmal zu Bio-Produkten. Mit anderen Worten: Fast jeder isst gelegentlich »bio«. Doch was »bio« im Einzelfall heiÃt, hängt vom Bio-Siegel auf der Lebensmittelverpackung ab. In Deutschland sind das europäische Bio-Siegel, ÂDemeter, Naturland und Bioland am bekanntesten.
Das europäische Bio-Siegel ist sozusagen der Mindeststandard. Ein stilisiertes Blatt mit weiÃen Sternen auf grünem Grund prangt auf vielen Lebensmitteln. Im Juni 2012 waren es nicht weniger als 65.117 Produkte! Auch Erzeugnisse mit bis zu 0,9 Prozent genetisch verändertem Material und fünf Prozent Zutaten aus konventionellem Anbau können dieses Siegel erhalten. Mehr als doppelt so viele Zusatzstoffe wie bei den wichtigen Verbänden Natur land, Bioland und Demeter sind in solchen Bio-Lebensmitteln zugelassen. Tiere haben in Bio-Betrieben nach europäischen Standards weniger Platz als bei der erwähnten Konkurrenz. AuÃerdem ist es bei diesem Siegel zulässig, auch nur einen Teil der Betriebe auf ökologischen Landbau umzustellen. Bei Naturland, Bioland und Demeter hingegen gilt die Devise »alles ist Bio â oder gar nichts«.
Geflügel darf mit Fischmehl gefüttert werden, Pestizide oder Kunstdünger sind eigentlich verboten, in Ausnahmefällen jedoch erlaubt. Das europäische Bio-Siegel bildet also nur einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Anwendung der Vorschriften wird überwacht. Hersteller, die dieses Logo missbrauchen, müssen mit Geldstrafen oder bis zu einem Jahr Haft rechnen.
Bio-Siegel der Handelsketten sind in etwa so aussagekräftig wie das »normale« europäische Bio-Siegel.
Naturland heiÃt ein Verband für ökologischen Landbau mit weltweit 50.000 Mitgliedern. Ãber 2.400 davon arbei ten in Deutschland. Die Naturland-Richtlinien sind strenger als die europäischen Vorschriften. Sie regeln auch die ökologische Waldnutzung, Textil- und KosmeÂtikaherstellung und soziale Aspekte. Der gesamte Betrieb muss auf ökologischen Landbau umgestellt werden. Blut-, Fleisch- und Knochenmehle sind als Dünger nicht zugelassen. Statt 230 Hennen, 580 Hähnchen oder 14 Mastschweinen pro Hektar und Jahr halten Naturland-Bauern auf der gleichen Fläche nur 140 Hennen, 280 Hähnchen oder zehn Mastschweine. Bei Naturland ist auch die Fisc hzucht geregelt: So dürfen in den entsprechenden Betrieben zehn Kilogramm Forellen oder zehn Gramm Lachs pro Kubikmeter gezüchtet werden. In konventionellen Zuchtbetrieben bleibt diese sogenannte Besatzdichte dem Züchter überlassen. Nicht selten werden dort doppelt so viele Fische pro ÂKubikmeter gezüchtet. Die Stiftung Warentest berichtet von Extremfällen mit 90 Kilogramm Fisch pro Kubikmeter.
Antibiotika sowie die Konservierung mit Sulfit, das bei entsprechend disponierten Menschen zu Unverträglichkeitsreaktionen führen kann, sind bei Shrimps verboten. Zugelassen sind insgesamt 21 Zusatzstoffe.
Bioland ist mit mehr als 5.400 Betrieben der gröÃte ökologische Anbauverband Deutschlands. Zum Vergleich: 1981 hatte Bioland gerade mal 200 Mitglieder.
Die Anforderungen von Bioland sind höher als die für das »Europa-Siegel«. So dürfen Bioland-Betriebe nicht Âparallel konventionellen Anbau betreiben. Unzulässig ist die Verwendung von konventioneller Gülle, Jauche und Geflügelmist. Fischmehl als Tierfutter ist ebenfalls nicht zugelassen. AuÃerdem sind statt nahezu 50 nur 22 Zusatzstoffe zugelassen.
Das Demeter -Logo ist sozusagen das »dienstälteste« Bio-Siegel. Seit 1928 schmückt es Lebensmittel. »Demeter« ist also keine Modeerscheinung.
Grundlage der Demeter-Betriebe sind die anthroposophischen Lehren von Rudolf Steiner, nach denen Erzeuger und Landwirte
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