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Die Tänzer von Arun

Titel: Die Tänzer von Arun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth A. Lynn
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warten, empor.
     
    Sie kamen an eine Wegekreuzung und ein Dorf. Frauen mit großen aus Weidenzweigen geflochtenen Körben voll Wäsche winkten ihnen vom Flußufer zu. Ratternd holperte ein Karren vorbei, hochbeladen mit entrindeten Baumstämmen. Die Straße verbreiterte sich. Hier und da trennte ein Steinmäuerchen die Straße von den Feldern und Weiden. Kerris hätte gern gewußt, wo sie sich befanden. Die Landschaft war noch immer öde, flach und grasbewachsen. Er fragte Elli: »Sind wir schon in der Nähe von Galbareth?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Noch vier Tage.«
    Sie machten nicht wieder Rast hier. Als sie dann bei Sonnenuntergang anhielten, fühlte sich Kerris wie ausgelaugt vor Übermüdung. Der Kopf war für den Hals zu schwer, der Rücken schmerzte. Jemand nahm Magritas Zügel aus seinen müden Fingern. Er ließ es geschehen. Verschwommen nahm er Lichter wahr, Leute, die um ihn herumwuselten, roch er den Geruch von Essen und von Schafen. Sein Stiefel stieß an einen Felsbrocken. Er stolperte. Eine Hand schloß sich um seinen Oberarm und bewahrte ihn vor dem Sturz. Es war Kel. Der Bruder ließ ihn los und klopfte ihm auf die Schulter. »Ruh dich richtig aus!« sagte er.
    Eine dunkelhaarige Frau in grober Kleidung trat vor Kel hin. Sie verneigte sich, die Handflächen vor der Brust gefaltet. »Darf ich einen Augenblick lang mit dir sprechen, skayin?«
    »Du irrst«, sagte Kel freundlich. »Ich bin kein Lehrer. Aber natürlich kannst du mit mir reden.«
    »Wir müssen wissen, wie viele ihr seid und ob Platz genug sein wird für euch in der Halle.«
    »Wir sind zu siebt – nein, zu acht«, sagte Kel. »Wie groß ist die Halle? Zeig sie mir!« Er ging fort.
    Kerris lehnte sich gegen einen Pfahl. Die Küchendüfte ließen seinen Magen zusammenkrampfen. Aus einer Gasse kam ein Hund geschossen und verbellte die Fremdlinge. »He, du!« fragte Elli. »Alles in Ordnung?«
    »Bloß müde«, murmelte Kerris. Er reckte sich hoch. Im Licht der untergehenden Sonne sahen die grauen flachen Häuser häßlich aus. »Wo sind wir hier?«
    »Es ist eine Siedlung namens Brath. Die Leute hier werden uns ein Nachtquartier geben und was zu essen.« Sie bog den Kopf in den Nacken und streckte die Arme, bis ihre Schultern knackten. Von den Ställen kam ein Junge herübergelaufen. Er kurvte, um den Pfahl zu vermeiden, und stieß dabei gegen Kerris. Er sprang zurück, riß die Augen weit auf und stammelte Entschuldigungen. Kerris dachte: der glaubt wohl ich gehöre zum Chearas!
    Die Halle war dunkel. Es roch schwach nach Wein. Kerris ließ sich auf eine Bank fallen. In seiner Nähe flammte ein Licht auf; er schloß die Augen. Plötzlich verspürte er die Wärme eines Körpers an seiner Seite, Finger stießen ihn sanft in die Rippen. »He, du!« sagte Kel. »Schlaf mir hier nicht ein! Du verpaßt ja den ganzen Spaß!«
    Kerris riß die Augen auf. Kel hatte ihm die Lederbeinstulpen ausgezogen. »Ich bin wach.«
    Die langen Finger seines Bruders umschlossen sanft seinen Unterarm. »Schau!« sagte er. Er hob Kerris Hand hoch und hielt die seine daneben. »Schau dir das Muster an!« Abgesehen von den Narben und dem stark verdickten Handgelenk Kels, waren beide Hände gleich, Rundung um Rundung, Falte für Falte, Nagel um Nagel.
    »Ja«, sagte Kerris.
    Kel ließ ihn los und lehnte sich an die Wand zurück. Er schaute drein, als freue er sich über etwas, und er wirkte überhaupt nicht müde. »Elli«, sagte er. Elli schnürte gerade ihr Reitleder auf. Sie blickte zu ihm auf. »Sehe ich aus wie Kerris?«
    Elli legte den Kopf schief. »Du bist größer. Und er hat dunklere Haare.« Sie kratzte sich an der Nase. »Aber ... ja, ja, ihr seht euch ziemlich ähnlich.«
    »Aber ...« Kerris zögerte. »Das glaube ich nicht.«
    »Wir können das beide nicht richtig beurteilen«, sagte Kel. »Du siehst Mutter ähnlich.«
    »Unserer Mutter?«
    »Ja. Du warst drei Jahre alt, als sie starb, aber ich war schon zwölf, und ich erinnere mich noch sehr genau an sie. Du hast ihre Augen.« Er stand auf. Elli tat es ihm nach. »Und jetzt mußt du zuschauen«, sagte Kel. Kerris drehte den Kopf zur Seite, folgte Kel mit den Augen, fragte sich, wobei er zuschauen sollte.
    Der Raum schien auf unerklärliche Weise voller Menschen zu sein. Kerzen flammten in eisernen Haltern, warfen überallhin Schatten. In der Mitte des Raums war Platz freigelassen. Dort formten die Chearis ihren Kreis. Stampfen! Ein Stiefel traf den Boden, der erzitterte. Stampfen! Kel löste

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