Die Tänzerin im Schnee - Roman
Abschluss weiterhin verbunden und unterrichtete dort selbst mehrere Kurse im Kreativen Schreiben. Weitere Lehraufträge an anderen Colleges folgten. Erste Preise für ihre Kurzgeschichten gewann sie schon an der Universität, es folgten Veröffentlichungen in einigen wichtigen Literaturzeitschriften sowie weitere Auszeichnungen, bevor sie 2005 den hochgelobten Kurzgeschichtenband
Calamity and Other Stories
veröffentlichte, der sich sogleich auf der Shortlist für den Story Prize wiederfand. Darüber hinaus erhielt sie mehrere Stipendien, unter anderem von MacDowell, der Christopher Isherwood Foundation und Yaddo.
Die Tänzerin im Schnee
, zunächst ebenfalls als Kurzgeschichte konzipiert, wurde schließlich ihr erster Roman, der 2010 unter dem Titel
Russian Winter
bei HarperCollins erschien und bis heute bereits in neunzehn verschiedene Sprachen übersetzt wurde. Darin nähert sie sich vorsichtig der Geschichte der Familie ihres Vaters an, die, nachdem sie den Holocaust überlebt hatte, 1956 aus dem damals unter sowjetischem Einfluss stehenden Ungarn floh. Zu ihrem Roman inspirierte sie außerdem die Erinnerung an einen Winter in Boston, in dem sie russische Literatur studierte und sich Hals über Kopf in einen Kommilitonen verliebte. Liebe, Russland und das Winterwetter waren für sie gedanklich fortan eng verwoben, und ihre Begeisterung für Musik im allgemeinen und speziell fürs Ballett beeinflusste die Wahl ihrer Protagonistin. Daphne Kalotay arbeitete insgesamt sechs Jahre an
Die Tänzerin im Schnee
, in denen sie neben dem Schreiben intensive Recherchen zu den verschiedenen Themenkomplexen des Romansbetrieb. Sie lebt heute in Brookline bei Boston und arbeitet an ihrem nächsten Roman, in dem die Musik wieder eine große Rolle spielen soll.
2. ZUR GESCHICHTE DES BOLSCHOI-THEATERS
Das Bolschoi-Theater am Theatralnaja-Platz in Moskau kann auf eine über zweihundertjährige Geschichte zurückblicken. Schon 1776 wurde im Auftrag der Zarin Katharina der Großen die Theatertruppe gegründet, aus der später das weltberühmte Bolschoi-Theater hervorgehen sollte. Nachdem das erste Theatergebäude am heutigen Standort 1805 durch einen Brand zerstört wurde, errichtete der Architekt Joseph Bové das bis heute erhaltene prachtvolle klassizistische Theaterhaus. Am 6. Januar 1825 wurde die Wiedereröffnung unter dem neuen Namen »Kaiserliches Bolschoi-Theater« gefeiert.
In der folgenden Zeit machte sich das Haus besonders um die Aufführung von Opern des russischen Komponisten Michail Glinka verdient, die ein Gegengewicht zu den damals auf russischen Bühnen vorherrschenden italienischen Opern darstellten. Nicht umsonst gilt Glinka als Vater einer eigenständigen klassischen Musik in Russland.
Ein zweiter großer Brand markierte einen weiteren Einschnitt in der Geschichte des Theaterhauses. Diesmal, im Jahre 1853, blieb das Gebäude selbst zwar erhalten, doch das Feuer zerstörte die komplette Inneneinrichtung samt Kostümen, Dekoration, Instrumenten und Notenbibliothek. Mit dem Wiederaufbau wurde der italienisch-russische Architekt Alberto Cavos beauftragt, der auch das Mariinsky-Theater in St. Petersburg entwarf, in dem das seit jeher in Konkurrenz zum Bolschoi-Ballett stehende Kirow-Ballett beheimatet ist. Unter Cavos fiel die Inneneinrichtung des Theaters noch um einiges prächtiger aus als zuvor. Die kostbare Ausstattung mit Kronleuchtern, rotem Samt und reichlich Gold blieb bis heute größtenteils erhalten.
1856 fand die Neueröffnung des Hauses mit Bellinis Oper »Die Puritaner« statt. Ab den 1870er Jahren wurden vermehrt Werke russischerKomponisten wie etwa Tschaikowsky, Mussorgsky, Rimsky-Korsakow oder Borodin aufgeführt.
Gegen Ende des neunzehnten, Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erlebte das Bolschoi-Theater eine Blütezeit. In der Truppe des dazugehörigen Bolschoi-Balletts, das aus einer 1773 gegründeten Tanzschule eines Moskauer Waisenhauses hervorging, tanzten hervorragende Tänzerinnen wie Nadeschda Bogdanowa. Der Ballettstil der Kompanie wurde um 1900 durch Alexander Gorski reformiert; nach der Oktoberrevolution kam es dann zu einer grundlegenden Umstrukturierung, die von Anatoli Lunatscharski, dem Volkskommissar für das Bildungswesen, unterstützt wurde. Die Ausbildungszeit wurde deutlich verlängert und die Tänzer des sowjetischen Balletts genossen bald auch international einen ausgezeichneten Ruf. Die Bedeutung der Balletttruppe wuchs noch weiter unter der Leitung von Juri
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