Die Tänzerin im Schnee - Roman
Himmels. Als Zoltan hineingegangen war, machte Grigori kehrt und lief zurück zu Beller. Er hoffte, dass Drew schon mit ihrer Arbeit fertig war.
Als er ankam, brannte hinter den Fenstern kein Licht mehr, und durch die Eingangstür sah er, dass der Tisch der Empfangsdame nicht besetzt war. Es schien keiner mehr da zu sein. Grigori wollte gerade auf die Klingel drücken, da nahm er in der düsteren Eingangshalle eine Bewegung wahr – Drew, die sich von einer Bank erhob. Sie hatte weder ihren Mantel noch ihre Tasche bei sich, und Grigori befürchtete kurz, dass irgendwelche Schwierigkeiten aufgetreten waren und sie noch nicht gehen konnte. Doch dann sah er ihren Gesichtsausdruck und nickte ihr nur erwartungsvoll zu, als sie ihm die Tür öffnete.
ANMERKUNG DER VERFASSERIN UND QUELLENANGABE
Dieser Roman ist fiktiv, und auch wenn seine Handlung in der historischen Wirklichkeit verankert ist, habe ich mir bei der Bearbeitung der Informationen, auf die ich bei meinen Recherchen stieß, doch einige Freiheiten erlaubt. Insbesondere entspricht das namenlose Arbeitslager, das in Trofims Tagebuch auftaucht, keinem mir bekannten realen Gefangenenlager, sondern wurde von Victoria Finlay in ihrem Buch
Jewels: A Secret History
geäußerten Vermutung angeregt, dass Gulag-Häftlinge in den Bernsteinminen von Kaliningrad gearbeitet haben könnten.
Zusätzliches Wissen über Bernstein habe ich hauptsächlich aus Benjamin Zuckers
Gems and Jewels: A Connoisseur’s Guide
bezogen.
Ich habe mich bemüht, der Lebenswirklichkeit von Künstlern in der Sowjetunion so nah wie möglich zu kommen, während ich zugleich meine eigene Version dieser Welt erschaffen habe. Für einen umfassenden Eindruck der Veränderungen des alltäglichen Lebens in der UdSSR fand ich Orlando Figes
Die Flüsterer
äußerst hilfreich, während die Memoiren von Nadeschda Mandelstam, Ilja Ehrenburg und anderen mir vielfältige Einsichten in die sowjetische Kulturszene erlaubten. Besonders Emma Gershteins
Moscow Memoirs
zeichnen ein farbiges Bild vom Leben als Jüdin und Intellektuelle in literarischen Kreisen und beinhalten einige Anekdoten, die mich zu der Figur der Zoja und deren Laufbahn inspirierten.
Zojas Brief an Stalin ist Briefausschnitten in Lewis Siegelbaums und Andrei Sokolovs
Stalinism as a Way of Life
nachempfunden.
Ebenso dankbar bin ich den vielen Reiseberichten, Tagebüchern und inoffiziellen kulturwissenschaftlichen Studien – zu viele, um hier alle zu nennen – von Personen aus dem Westen, die sich in einer schwierigen historischen Phase hinter den Eisernen Vorhang begeben haben und ihre Eindrücke von dort (so voreingenommen und eigenwillig sie auch sein mögen) gesammelt und veröffentlicht haben.
Ich habe viele Memoiren von Tänzerinnen gelesen – besonders Maija Plissezkajas
Ich, Maija
verschaffte mir einen präzisen Eindruck von den schwierigen Lebensbedingungen einer Künstlerin in der UdSSR sowie einen Blick hinter die Kulissen des Bolschoi-Theaters. Für weitere Einzelheiten über das Leben einer Tänzerin erwiesen sich Marie Paquet-Nessons Erinnerungen an ihre Zeit bei einer amerikanischen Ballettkompanie in den Fünfzigern in
Ballet to the Corps
als sehr hilfreich. Galina Wischnewskajas
Galina: Erinnerungen einer Primadonna
verdanke ich wertvolle Erkenntnisse über das Bühnenleben im Bolschoi-Theater, Stalins Besuche des Schauspielhauses eingeschlossen, während Solomon Wolkows
Magical Chorus
und
Stalin und Schostakowitsch
eine überragende Schilderung des künstlerischen Lebens unter sowjetischer Herrschaft und der düsteren Wolke des Antisemitismus bot.
Die Textstellen, die Westberlin aus der Perspektive sowjetischer Bürger zeigen, basieren zum Teil auf Beschreibungen aus Nora Kovachs und Istvan Rabovskys
Leap Through the Curtain
. In dem außerordentlich bewegenden Band
Das wahre Leben: Tagebücher aus der Stalinzeit
, herausgegeben von Veronique Gallos und anderen, fand ich Anregungen zur Verhaftungsszene und dem Besuch im Gefängnis in Buch 2. Außerdem brachte es mich auf die Idee, einen Tagebucheintrag in den Roman einzubauen.
1. ÜBER DIE AUTORIN
Daphne Kalotay wurde 1970 geboren und wuchs in New Jersey als Tochter einer Kanadierin und eines Ungarn auf. Sie studierte an der Universität Boston Kreatives Schreiben und promovierte über Mavis Gallant, die zu ihren Lieblingsautoren zählt und mit der sie bereits ein Interview für die renommierte Zeitschrift
The Paris Review
führte. Sie blieb der Universität nach ihrem
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