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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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und streiften seine Wangen. Orain wußte, daß er so schnell wie möglich einen geeigneten Rastplatz finden mußte.
    Glücklicherweise stieß er ganz in der Nähe auf einen Höhleneingang. Er untersuchte zunächst sorgfältig das Äußere der Höhle und leuchtete mit einer Fackel den Eingang aus. Trotz all seines Kummers war er nicht darauf versessen, von einem hungrigen Raubtier verschlungen zu werden!
    Als er sich davon überzeugt hatte, daß es sicher war, trat er ein.
    Die Höhle bot genügend Platz für ihn und sein Pferd. Er führte Stormchaser tiefer hinein und begann, ihn zu striegeln; die ermüdende Arbeit lenkte ihn von seinen Seelenqualen ab. Nach einer kleinen Mahlzeit, bestehend aus Brot und kaltem Rabbithorn-Fleisch, starrte Orain trübsinnig in das Feuer; Schmerz und Verzweiflung regten sich aufs neue.
    Was sollte er tun? Wohin würde es ihn verschlagen? Seine Gedanken trugen ihn nach Hali zurück. Dort wäre mittlerweile das Abendessen aufgetragen und jedermann zu Tische versammelt, vielleicht sogar König Felix, falls er sich entsprechend wohl fühlte.
    Orain stellte sich die Tafel vor, an der seine Verwandten Platz genommen hatten und fröhlich miteinander schwatzten. Einen Augenblick lang wollte er umkehren, wollte nach Hause. Da aber erschien vor seinem inneren Auge Lyondris gehässig grinsende Fratze. Lyondri, der Laran besaß, der stolze Lyondri, unwiderleglich jeder Zoll ein Comyn. Orain verbannte das hämisch sich brüstende Gesicht aus seinem Geist. Er drehte sich zur Seite, kuschelte sich so gut es ging am Feuer zusammen und versuchte, im Schlaf Vergessen zu finden.
    Statt dessen aber verfolgten ihn einige von Zandrus schlimmsten Alpträumen in seiner Nachtruhe. Er träumte, wie seine Familie ihn verstieß, wie er die Domänen durchstreifte, von keinem willkommen geheißen, von allen verachtet. Und wie auch Carolin ihn verspottete. Carolin verwandelte sich zu einem entsetzlichen Schlangenungetüm, das sich vor ihm auftürmte. Mit einem Schrei erwachte er.
    Sein Traum war derart realistisch gewesen, daß es ihm so vorkam, als ob Carolin tatsächlich an seiner Seite aufgetaucht sei – und seine grauen Augen blitzten vor Verzweiflung wie blanker Stahl. Aber ja doch – das war Carolin! Wie war das möglich?
    Carolin deutete auf etwas, wobei er seine Bewegung auf ein Minimum beschränkte. Orain blickte sich um – und erstarrte vor Schrecken. Eine Flut schwarzer, chitingestählter Körper quoll aus einer Felsspalte hervor, die er zwar zuvor bemerkt hatte, der er aber dummerweise keine Beachtung geschenkt hatte. Skorpionameisen!
    Eine der giftigsten Spezies von Darkover!
    Orain suchte nach seinen Dolchen, mußte jedoch feststellen, daß diese nur eine Handbreit von der heranrollenden schwarzen Armada entfernt waren. Zwecklos, auf sie zu hoffen. Er blickte Carolin an, der wiederum auf das Feuer starrte, wo zwei Scheite noch immer glommen und nicht verlöschen wollten.
    Wie von einem gemeinsamen Willen getrieben, ergriffen sie die behelfsmäßigen Fackeln und schleuderten sie in das Nest des Gewürms. Die Skorpionameisen wichen zurück, als sie um die Hälfte dezimiert waren. Aber Carolin und Orain setzten ihren Angriff fort, denn sie durften keine einzige entkommen lassen, um später wiederzukehren.
    Erst als das letzte der tödlichen Insekten vertilgt war, fand Orain die Zeit, sich über Carolins Erscheinen zu wundern. Und indem er dies tat, verspürte er zugleich die alte Verzweiflung. Carolin besaß Laran, wie konnte er da seine Lage verstehen? Er war auf Carolin zornig, der ihm seinen Mangel so sehr vor Augen führte, haßte ihn um des blauen Etwas, das durch seine Kleidung hindurchschimmerte – und plötzlich brach es aus Orain heraus, er ließ seinen Gefühlen freien Lauf.
    »Wie bist du hierher gekommen? Und warum? Bist wohl gekommen, um mit deine Stellung und dein Laran unter die Nase zu reiben! Um dich über den armseligen, kopfblinden Narren lustig zu machen, der glaubte, sich als Comyn ausgeben zu können!«
    »Keineswegs«, erwiderte Carolin schlicht, »sondern um bei dem törichten Narren zu sein, der vor seinen Freunden davonläuft und die zurückläßt, die wirklich etwas für ihn übrig haben. Ich wollte bei dir sein!«
    Und während er noch Orain fixierte, überschlug sich seine Stimme in der aufkommenden Gefühlswallung: »Orain, du verdammter Dummkopf! Es schert mich nicht, ob du Laran hast oder nicht, oder ob du … ob du … meinetwegen rosarot mit grünen Punkten

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