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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hätte keine Sekunde gezögert, wenn ich vom Gegenteil überzeugt gewesen wäre.«
    »Dann hilf mir bei meinem Plan«, sagte Varzil ruhig. »Du wirst sicherlich nichts zu befürchten haben, wenn ich mit deinen Männern rede.«
    Der Rebell hatte dafür nur ein verächtliches Schnauben übrig. »Ihr wollt wissen, warum wir kämpfen, mein Lord?« erwiderte er sarkastisch. »Dazu bedarf es dieser Maskerade nicht – ich werde es Euch sagen. Es ist ganz einfach – wir sind verzweifelt. Wir würden sonstwo Zuflucht suchen, aber wo denn? Wohin können wir gehen, ohne daß unsere Dörfer verwüstet werden, unsere Kinder an unbekannten Krankheiten sterben, unser Land und unser Wasser vergiftet wird und Haftfeuer vom Himmel regnet? Wir kämpfen, weil uns kein anderer Platz auf dieser Welt geblieben ist!«
    Als Varzil seine Wache zurückrief, ergriff er den Arm des anderen.
    »Ich treffe dich morgen. Ich werde mir die Haare färben und gewöhnliche Kleider tragen. Ich bitte dich noch einmal, es dir anders zu überlegen …«
    »Fahr zur Hölle!« knurrte der Rebell ihn an und schüttelte seine Hand ab.
    Es bedurfte direkter Befehle und mehrerer Drohungen, ehe seine Leute schließlich einwilligten, ihn als »Gefangenen« dem Garnisonskommandanten auszuliefern; und schon wenige Stunden später hatte der junge Prinz allen Anlaß, seinen »Sieg« voller Zorn und Angst bitter zu bereuen.
    Schließlich warf man ihn grob aus der Stube des Kommandanten, verfluchte ihn und prügelte auf ihn ein, bis er sich wieder aufrappeln und zum Gefangenenhof schleppen konnte. Dort angekommen, sank er von Schmerzen gepeinigt auf die Knie.
    »Ich hab’ dir doch gesagt, daß ich dein kleines Spiel nicht mitspielen würde.« Der Rebellenführer kauerte plötzlich neben ihm und sprach in hartem, wenn auch gedämpftem Tonfall. »Du hättest dir einige Schmerzen ersparen können, chiyu. Meine Männer werden alle über deine wahre Identität unterrichtet werden, egal was du mit mir anstellst. Ich kann dir nur dringend raten, hier und jetzt zu verschwinden. Das wird kein Sonntagsausritt im Jagdrevier deines Vaters! Du würdest es keine drei Tage überstehen!«
    »Ich würde ja verschwinden, aber ich glaube kaum, daß ich das jetzt noch kann«, antwortete Varzil kläglich. »Alle meine Leute sind bereits auf dem Weg nach Caer Donn. Mir war klar, daß du mich nicht akzeptieren würdest, solange ich mir irgendein Schlupfloch offen halten würde. Deshalb weiß niemand hier, nicht einmal der Kommandant, wer ich bin …« Er beendete den Satz entmutigt, da er erkannte, wie kindisch dies jetzt klang.
    »Caer Donn«, wiederholte der Rebell ungläubig und schüttelte den Kopf. »Du kannst doch nicht wirklich so naiv sein!«
    Auf Varzils erschrockenen Blick hin erklärte er kalt: »Bei all ihren verdammten Sternensteinen und Wachvögeln können meine Männer sich keine zwei Tagesritte annähern – Caer Donn ist ein bloßes Gerücht, das sie ausgestreut haben, um von der richtigen Fährte abzubringen. Wir werden jedenfalls auch nicht entfernt in die Nähe von Caer Donn marschieren, soviel steht fest!«
    »Aber wohin geht es dann?« fragte Varzil, der mit einem Male einen großen Kloß im Hals verspürte.
    »Wie soll ich das wissen?!« gab der Rebell ungeduldig zurück.
    »Schau, mein kleiner Lord, du hast dich da reingeritten; jetzt mußt du dich selbst aus dem Schlamassel rausziehen – wenn du es kannst.
    Und, ehrlich gesagt, mit ist es völlig egal. Ich mache dir ein Zugeständnis, und dabei bleibt’s: Ich werde meinen Männern vorerst nicht sagen, wer du bist. Und das auch nur aus dem einen Grund, weil es unter ihnen einige gibt, denen es ein nicht unbeträchtliches Vergnügen bereiten würde, dir im Schlaf deinen hübschen Schädel einzuschlagen. Sollte ich aber mitbekommen, daß du auch nur eine militärische Frage stellst, chiyu – ich verspreche dir schon jetzt, daß du den nächsten Tag nicht mehr erleben wirst!«
    Die Lage verschlimmerte sich in den folgenden Tagen zusehends für Varzil. Im Gefolge ihres Anführers ließen die anderen Gefangenen ihn völlig unbeachtet. Er befand sich fast ständig am Ende der Marschkolonne und bekam folglich die Peitsche des öfteren zu spüren. Man hatte ihn wegen »Widerrede« gegenüber einem Wächter gründlich durchgeprügelt, und gegen Mitte des dritten Tages fühlte er sich so zerschunden und erschöpft, daß er sich kaum weiterschleppen konnte.
    Während er sich einen Geröllabhang hinabkämpfte, verlor sein

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