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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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schreibfaul. Und manchmal gehen Briefe auch einfach verloren. Aber dann habe ich versucht, ihn über das Comm-Netz direkt zu erreichen. Das hat auch nicht geklappt. Schließlich habe ich bei der Personalabteilung offiziell nachgefragt und um einen Bericht gebeten. Das da haben sie mir geschickt.« Sie deutete auf das zweite Blatt Papier.
    »Andrew Carr, Cottman IV., Erkundungs- und Vermessungsdienst.
    Nach Flugzeugabsturz vermißt, vermutlich tot.«
    »Es tut mir leid, Jenny«, meinte Phil. »Er ist also tot. Aber daran kannst du doch jetzt nichts mehr ändern. Ich weiß ja, daß du immer von dem Gedanken besessen warst, du seist in ihn verliebt. Aber vielleicht kannst du jetzt endlich dein eigenes Leben leben. Die Zeit der Heldenverehrung ist vorbei.« Er wollte Jenny umarmen, doch sie wehrte ab.
    »Aber er ist nicht tot. Da bin ich mir ganz sicher. Ich habe immer genau gespürt, wenn etwas mit ihm nicht in Ordnung war. Da anscheinend in dieser Angelegenheit sonst niemand etwas unternimmt, werde ich es selber in die Hand nehmen. Wenn dir das nicht paßt, Phil, ist das dein Problem.« Jenny stürmte aus seinem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
    Auf dem Flug von der Fionarra-Raumstation nach Cottman IV hatte Jenny viel Zeit, um über alles nachzudenken. Es hatte sie überrascht und mitgenommen, daß Phil bei ihrem Abflug so sehr aus der Fassung geriet. Um dies zu verdrängen, vergrub sie sich in ihren Studien. Sie wollte sich auf das Ziel ihrer Reise gründlich vorbereiten – auch sie nannte es inzwischen lieber Darkover. Aber Phils Abschiedsworte schlichen sich immer wieder in ihre Gedanken ein und störten sei bei ihrer Arbeit. »Ich hoffe, du wirst diesen Carr finden«, hatte er schroff gesagt, wollte damit aber nur seinen eigenen Schmerz verbergen. »Tot oder lebendig, ich hoffe, du wirst ihn finden. Vielleicht kannst du dann den Mythos begraben, den du erschaffen hast. Denn erst wenn dieser Carr, den du in deiner Phantasie mit dir herumträgst, gestorben ist, werden wir gewöhnlich Sterblichen eine Chance haben.« Dann hatte er sie geküßt und die Abflughalle fluchtartig verlassen.
    Hatte sie aus Andy Carr wirklich einen Mythos gemacht? Ihre ganze Schulzeit hindurch war er ihr bester Freund gewesen. Sie hatten so vieles gemeinsam unternommen: Ausritte, Schwimmen gehen, Schulaufgaben, die langen Gespräche. Ein oder zweimal hatten sie es sogar mit einem richtigen Rendezvous versucht, aber das hatte eher peinlich geendet. Schließlich gestand er ihr, daß er sie zwar sehr gern hätte, aber daß sie viel zu sehr wie eine Schwester für ihn war. Sie aber, sie hatte ihn immer geliebt. Und als er fortzog, hielt auch sie nichts mehr in ihrer Heimatstadt; sie folgte ihm und trat ebenfalls in den Raumdienst ein.
    In einer Winternacht wie dieser erschien Darkover kalt und abweisend. Jenny zitterte heftig, als sie die kurze Strecke zum Raumhafen zurücklegte. Sie war jetzt seit fast zwei Wochen in Thendara und fragte sich bereits, ob es nicht ein Riesenfehler gewesen war, hierher zu kommen. Phil fehlte ihr mehr als sie gedacht hatte. Niemand schien etwas über Andrew zu wissen. Er hatte sich hier nur ganz kurz aufgehalten und keinerlei Freundschaften geschlossen. Nachdem beiläufige Erkundigungen ergebnislos verlaufen waren, hatte sie sich an offizielle Stellen gewandt.
    Der Leiter des Erkundungs- und Vermessungsdienstes hatte ihr freundlich, aber bestimmt Auskunft gegeben. Keiner habe den Absturz überlebt. Er hatte ihr Luftaufnahmen der Absturzstelle sowie Klima- und Bodenstatistiken gezeigt. Lebenserwartung gleich Null. Daß Carr nach wie vor als »vermißt« geführt werde, sei eine reine Formsache, da weder die Leiche noch die Erkennungsmarke bislang aufgefunden wurden. Eine reine Formsache.
    Eine reine Formsache. Jenny fiel es schwer, das zu akzeptieren.
    Irgendwie spürte sie, daß Andy ihr sehr nahe war; sein Bild wich nicht aus ihren Träumen. Sie versuchte, das beiseite zu schieben und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, aber in der Kommunikationsabteilung schien es nie genug für sie zu tun zu geben. So verbrachte sie ihre Zeit oft bei den Kollegen vom Vermessungsdienst und machte sich so immer besser mit Darkover vertraut. Als man eine neue Expedition zusammenstellte und einen Experten für das Nachrichtenwesen benötigte, fiel die Wahl auf sie.
    Der Abteilungsleiter bat sie in sein Büro. »Ich möchte, daß Sie verstehen, wie äußerst heikel diese Operation ist. Wir wagen uns zum ersten Mal

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