Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
ohne einheimische Führer in ein entlegenes Gebiet von Darkover. Wir beabsichtigen, unsere eigenen Karten zu benutzen und eine Reihe von Funkfeuern zur Unterstützung der Flugnavigation zu installieren. Es kann jedenfalls ziemlich ungemütlich werden, und falls Sie sich der Sache nicht gewachsen fühlen, sollten Sie es jetzt sagen.«
    Jenny hätte alles getan, um endlich aus dem Hauptquartier herauszukommen, und so packte sie schon bald ihre Sachen für die Expedition.
    Sie schenkte der hell erleuchteten Handelsstadt kaum einen Blick, als ihr Helikopter mitten in Nacht abhob und Kurs auf die entlegenen Berge nahm. Sie war vollauf damit beschäftigt, den Kontakt
    zwischen
    den
    verschiedenen
    Bodenstationen
    aufrechtzuerhalten und die neuen Funkfeuer einzurichten.
    Eines Abends schlugen sie ihr Lager auf einem hochgelegenen Plateau in den Bergen auf. Während Jenny am Lagerfeuer vor sich hin döste, versuchte sie sich vorzustellen, wie Andy jetzt aussehen würde. Wohl kaum wie der schlaksige Teenager, den sie einst gekannt hatte. Bei dem Gedanken an ihn schien er vor ihrem geistigen Auge zu altern: die Haare waren länger, sein Gesicht wirkte zerfurchter, und doch strahlte er Zufriedenheit aus. Als sie so dalag, schien das Bild in ihrer Vorstellung weiter zu wachsen.
    Schemenhafte Gestalten traten an Andys Seite. Zwei Frauen und ein Mann. Die Frauen ähnelten sich und waren doch verschieden; rotes Haar umrahmte ihre hübschen Gesichter. Der Mann war klein, wirkte fast schon gebrechlich, aber sein warmherziges Lächeln verriet große innere Stärke.
    Jenny richtete sich auf und schüttelte das Traumbild ab, das sie einerseits erschreckte, von dem sie sich andererseits aber nur widerstrebend trennte. »Es muß wohl an der dünner werdenden Luft liegen«, erklärte sie einem ihrer Begleiter. »Mir gehen die merkwürdigsten Sachen im Kopf herum …«
    Am nächsten Morgen erwachte sie als erste. Entgegen der ausdrücklichen Anordnung entfernte sie sich vom Lager, um einige Zeit allein in der grandiosen Landschaft zu verbringen. Das Wetter war vergleichsweise gut. Sie wußte aufgrund der Aufzeichnungen, daß Andrews Flugzeug etwa von diesen Koordinaten aus das letzte Mal Funkkontakt aufgenommen hatte. Wenn sie ganz allein, an diesem einsamen Ort von ihm Abschied nahm, dann könnte sie vielleicht ihr eigenes Leben wieder in den Griff bekommen. Wäre da nicht … Sie konnte die merkwürdige Vision vom Vorabend einfach nicht vergessen.
    Nach gut einer halben Meile setzte sie sich hin und starrte gedankenverloren vor sich hin. Plötzlich wurde sie von panischen Rufen und Schmerzensschreien aus ihrer Tagträumerei gerissen.
    Von Angst gepackt und völlig verwirrt stürzte sie zurück zum Lager. Zweimal verlor sie beinahe den Halt auf dem steinigen Gebirgspfad. Als sie um den letzten Felsvorsprung bog, bot sich ihr ein Bild völliger Verwüstung. Die Leichen ihrer Kollegen lagen ausgestreckt auf dem Boden, die gesamte Ausrüstung war zertrümmert. Sie biß sich auf die Lippen, um nicht laut aufzuschreien und sich selbst damit zu verraten. Vorsichtig schlich sie sich in das zerstörte Lager und begutachtete den angerichteten Schaden, vermied aber den Anblick der verstümmelten Leichen. Sie überprüfte das Kommunikationssystem. Totenstille. Der Proviant war verschwunden, ebenso die Waffenkiste.
    »Denk nach, Jennifer, denk nach!« Immer wieder redete sie sich selbst zu. »Was mußt du jetzt tun? Wie lauten die Dienstvorschriften?« In der verzweifelten Hoffnung, doch noch irgend einen intakten Gegenstand, irgend einen letzten Fetzen Zivilisation zu finden, lief sie hin und her, bis sie sich schließlich an die Felskante setzte und ihr Gesicht in den Händen vergrub.
    »Du bist mir ein schöner Freund, Andrew Carr«, schimpfte sie lauthals. »Da kommt ein Mädchen durch die halbe Galaxie, um dir zu helfen, und dann passiert so etwas.« Sie fühlte sich schon etwas besser in ihrem Zorn. »Das ist jedenfalls das letzte Mal, daß ich dir hinterherlaufe, Andy«, rief sie laut über die Schlucht. »Von jetzt an führe ich mein eigenes Leben! Verstanden?«
    Ich habe verstanden.
    Jenny glaubte, sie habe etwas gehört. Andrews Stimme, ganz laut und deutlich! Sie drehte sich um und rechnete fest damit, ihn dort zu sehen. Aber nichts. Und doch …
    »Bin ich jetzt auch tot?« fragte sie, auch wenn niemand da war, dies zu beantworten. »Wo bin ich hier gelandet, im Himmel oder in der Hölle?« Als Antwort darauf hörte sie ein leises

Weitere Kostenlose Bücher