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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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rührte.
    Der Pflegesohn besitzt kein Laran. Ich fing den Gedankenblitz eines Matrixarbeiters an Dom Roualts Seite auf. Hätte er ihn ausgesprochen, wäre es höchstens im Flüsterton geschehen. Er kann keinen von uns hören.
    Lord Delleray knirschte mit den Zähnen, die Adern schwollen an seinen Schläfen und seine Gesichtsfarbe wurde immer röter.
    »Rafe braucht uns nicht zu hören«, erklärte Dom Valentine. »Er ist von den Göttern begnadet, und nicht wir, sondern sie werden ihn führen.«
    Dom Roualt brach in eine Schimpfkanonade aus, die ich nicht zu wiederholen wage. Er wandte sich an einen seiner jungen Knappen
    – es war zufällig Dom Valentines zweitältester Sohn Doni – und befahl dem Jungen, sich irgendwie zum rechten Flügel durchzuschlagen und dem kommandierenden Offizier den Angriffsbefehl zu erteilen.
    Kaum war Doni mit seinem Pony hinter einer Baumgruppe verschwunden, sahen wir am gleichen Ort das Banner eines Tiefländers auftauchen. Es blieb uns aber keine Zeit, darüber nachzudenken, denn im gleichen Augenblick setzte die Reserve zum Angriff an. Sie fiel der gegnerischen Hauptstreitkraft in den Rücken und schlug sie vernichtend. Der Sieg war unser.
    »Gelobt sei der Herr des Lichtes!« rief Dom Valentine aus. »Habe ich also doch Recht behalten – die Götter haben zu meinem Pflegesohn gesprochen!«
    Auch im Angesicht des Sieges galt es noch immer, die Verwundeten zu versorgen und die Toten zu bestatten. Wann genau die Fackeln entzündet wurden, bemerkte ich gar nicht; jedenfalls standen die Monde bereits hoch am nächtlichen Himmel, als ich endlich zu meinem Feldbett zurückkehren konnte. Mein Gewand, das mich als Angehörigen des Turms auswies, war völlig verdreckt und stank, aber das nahm ich schon lange nicht mehr wahr.

    Danvan, der älteste Sohn meines Vaters aus zweiter Ehe und sein anerkannter Erbe, wartete in meinem Zelt auf mich. Dani war nur einige Monate jünger als ich. Sein glattes, sommersprossiges Gesicht war in dieser Nacht um Jahre gealtert, und auch ohne zu fragen verriet mir sein Ausdruck, daß Doni, sein zwölfjähriger Bruder, der losgeritten war, um die Reserve zu alarmieren, tot war.
    »Damit habe ich heute einen Mann getötet«, berichtete Dani und deutete auf sein Schwert. Ich sah, daß er es noch immer nicht gereinigt hatte, und war verwundert, daß mein Vater oder Lord Delleray eine solche Nachlässigkeit selbst unter diesen Umständen durchgehen ließen. Ich bot Dani den einzigen Stuhl in meinem kleinen Zelt an. »Was sollen wir bloß mit Vater tun, Alaric?«
    »Was meinst du damit?« fragte ich. Eines Tage würde Dani der neue Lord MacAran sein, und da ich sein Halbbruder war und länger als irgendein anderer Verwandter im Turm ausgebildet worden war, würde der Posten als sein oberster Laranzu wahrscheinlich mir zufallen. Es lag also in meinem eigenen Interesse, mich gut mit ihm zu stellen. Daß er noch nicht Rafes Statur besaß, war ein Gedanke, den ich schnell wieder verbannte, bevor Dani ihn aufgreifen konnte.
    »Es kümmert ihn nicht, daß ich einen Mann eigenhändig getötet habe und dessen Gedanken im Todeskampf miterleben mußte. Und als er Donis Leiche sah, oder was Lanarts Männer davon übrig gelassen haben, da hat er keinerlei Schmerz verspürt.«
    »Er ist nun einmal gewohnt, seine Gefühle zu verbergen«, lautete meine pflichtschuldige Antwort. Insgeheim aber stimmte ich Dani zu, mehr vielleicht, als er ahnen konnte. Avarra weiß, daß sich mein Vater nie viel aus mir gemacht hat.
    »Das ist etwas anderes, Alaric. Für ihn zählt heute doch nur das eine: Die Götter haben zu Rafe gesprochen. Er sagt, daß sei der Beweis, daß mein Pflegebruder in der Gunst der Götter steht. Das sei der Tag, auf den er immer gewartet habe. Alles andere kümmert ihn nicht! Was sollen wir bloß tun?«

    »Du weißt doch sicherlich, warum es ihm so wichtig ist?«
    Dani fuhr empört auf. »Beim Heiligen Aldones! Coryn mag ja sein erstgeborener Sohn gewesen sein, aber er ist jetzt schon über siebzehn Jahre tot. Man könnte meinen, Doni und ich bedeuteten ihm nicht mehr als irgend ein Bastard, den er unterwegs gezeugt – «
    Dani verstummte, als ihm klar wurde, was und vor allem wem gegenüber er das gesagt hatte. Er besaß noch genug Anstand, um verlegen zu erröten.
    »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich weiß recht gut, was ich bin«, erwiderte ich. Dann riet ich ihm, sich einen Knappen zu suchen, der ihm beim Säubern seiner Ausrüstung helfen konnte. Er

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