Die Tänzerin von Darkover - 9
verschwunden.
Lord MacAran weigerte sich zu glauben, daß die Banditen Rafe getötet haben könnten. Zunächst war er fest davon überzeugt, daß Rafe davongeritten sei, um die Banditen vom Hof wegzulocken, und er rechnete mit seiner Rückkehr, sobald sich die Lage geklärt hatte.
Als das nicht eintrat, bestand er darauf, daß Rafe gefangen genommen worden sei, um Lösegeld zu erpressen. Vier Tage lang warteten wir auf dem Gehöft auf irgendeine Nachricht mit den Bedingungen für Rafes Freilassung – natürlich vergeblich.
Falls die Banditen Rafe wirklich umgebracht und seine Leiche fortgeschleppt hatten, dann war damit zu rechnen, daß über kurz oder lang sein Pferd, Schwert und Sporen oder andere Teile seiner Uniform und Ausrüstung auf den Märkten in den umliegenden Handelsstädten wieder auftauchten. Aber obwohl Dom Valentine alle benachbarten Lords darum bat, darauf besonders zu achten, kam aus Rafes Besitz nichts wieder zum Vorschein. Es gingen auch keinerlei Berichte ein, daß sich irgend jemand mit der Ermordung eines dunkelhaarigen Offiziers aus Lord MacArans Wache brüstete.
Ich wußte, daß Rafe noch am Leben sein mußte. Mir ging nicht aus dem Sinn, was er an jenem letzten Tag über den Söldnerdienst im Tiefland gesagt hatte, und so mußte ich annehmen, daß er sich dort aufhielt. Es gab für ihn keinen anderen Ausweg. Er konnte die Last von Dom Valentines allzu hohen Erwartungen nur abschütteln, wenn man ihn für tot hielt. Ich glaube nicht, daß er seine Flucht geplant hatte und mich auf dem Bauernhof vorsätzlich im Stich ließ, aber als sich ihm die Chance zur Freiheit bot, ergriff er sie.
Daß Rafe einfach davongelaufen war, wäre für Lord MacAran eine völlig unerträgliche Vorstellung gewesen – Coryn konnte sein Leben doch nicht für solch einen Schwächling geopfert haben. Deshalb war für Dom Valentine die einzig mögliche Schlußfolgerung, daß Rafe bei der Erfüllung des letzten göttlichen Auftrages umgekommen war … Und damit ruhte nun endlich die ganze Aufmerksamkeit meines Vaters auf mir.
Ich gönne Rafe seine Flucht und Freiheit und hoffe, er lebt und kann sie genießen. Ich wünschte mir nur, er hätte mich nicht zurückgelassen, um die Last der Wunschträume meines Vaters alleine zu tragen.
MARGARET CARTER
Das Flüstern der Dinge
Auch diese Geschichte handelt von einer ungewöhnlichen Anwendung von Laran, und danach suche ich ja immer für diese Anthologien.
Margaret Carter, deren Beiträge bereits in vier meiner früheren Geschichtensammlungen erschienen, hat ihren Lebenslauf mit einer seitenlangen Liste von neuen Veröffentlichungen komplettiert, in denen Vampire keine geringe Rolle spielen. Daraus könnte man schließen, daß auch dies hier eine Horrorgeschichte ist, aber Ms. Carter kennt mich dazu gut genug. Obwohl ich zugeben muß, daß ich leicht stutzig wurde, als ich die erste Zeile las: »Der Türknauf raunte ihr etwas zu.«
Sie schreibt: »Zwei unserer vier Söhne haben das Nest verlassen.« Das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Auch ich bin immer wieder überrascht, daß mein Baby inzwischen zu einer Fünfundzwanzigjährigen mit einer herrlichen Sopranstimme herangewachsen ist. Geht es uns nicht allen so: Das kleine rosige Etwas wird, ehe man es sich versieht, größer sein als man selbst. Und wie alles im Leben hat das seine guten und schlechten Seiten –
oder, wie ich übers älter werden zu sagen pflege: »Gar nicht so übel, wenn man die Alternative bedenkt!«
Margaret Carter freut sich darauf, nach San Diego, Kalifornien, umzuziehen (ihr Mann ist Marineoffizier). Über ihren Agenten versucht sie derzeit, verschiedenen Verlegern einen Vampirroman anzubieten (hätte ich mir denken können!). Wenn man sich in Buchhandlungen umsieht, könnte man meinen, daß ganze Heerscharen Vampirromane verfassen.
Warum sollte da Ms. Carter eine Ausnahme bilden?
Der Türknauf raunte ihr etwas zu.
Eine ungeordnete Bilderflut ergoß sich in ihre Gedanken – Männer und Frauen aller Altersstufen und Rassen, terranische Uniformen und einheimische darkovanische Kleidung in einem bunten Farbenreigen, ein Stimmengewirr verschiedenster Akzente.
Ich muß doch erschöpfter sein, als mir bewußt ist. Normalerweise konnte Fiona die Botschaften der unbelebten Gegenstände, die sie berührte,
abschirmen
oder
zumindest
zu
einem
Hintergrundgeräusch dämpfen.
Sie schloß ihre Barriere fester, als sie zögernd in das Empfangsbüro des Instituts für Außerterranische
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