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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Ländereien; Rafe hielt sein Schwert griffbereit, und ich tat das gleiche mit meinem Sternenstein, falls die Tiefländer sich erdreisten sollten, im Schutze der Dunkelheit einen Angriff zu unternehmen.
    Rafe erzählte mir, wie er nach über einer Stunde bewußtlos aus dem See gezogen worden war und alle annahmen, er habe das gleiche Schicksal wie Dom Valentines Erbe erlitten, bis schließlich der Laranzu doch noch ein schwaches Lebenszeichen feststellte. Als er geendet hatte, ergriff er einen knorrigen Ast und stocherte damit wie in Trance in der Glut unseres Feuers.
    »Es war das Schlimmste, das mir jemals zugestoßen ist«, schloß er.
    Ich nahm natürlich an, daß er damit entweder meinte, daß er dem Tod um Haaresbreite entronnen war, oder aber sich auf die Zeitdauer bezog, in der er das Gedächtnis verloren hatte; aber Rafe erklärte kurz darauf: »Ich wäre besser dran gewesen, wenn ich an jenem Tag gestorben wäre, so wie es die Götter wollten.«
    Ich wußte nicht, war ich darauf antworten sollte. Rafe ließ den Ast ins Feuer fallen, so daß die Funken stoben und in der heißen Luft spiralförmig nach oben stiegen: ich blickte ihnen lange nach, bis mir davon schwindlig wurde.
    »Dom Valentine behauptet, das alles, was seither geschehen ist, von den Göttern vorherbestimmt sei, aber ich weiß es besser. All das hier – « und dabei deutete er auf den reich verzierten Schwertgürtel und die Offiziersabzeichen auf der Schärpe mit dem Clanmuster der MacArans, »– all das ist nicht ihr Wille, sondern seiner. Er ist viel zu stolz und stur, um akzeptieren zu können, daß sein erstgeborener Sohn womöglich umsonst gestorben ist …«
    Das konnte ich nicht unwidersprochen lassen. »Einem anderen das Leben zu retten, nennst du umsonst?«
    Er schnaubte nur verächtlich. »Von dir habe ich auch nichts anderes erwartet, Alaric. Schließlich hast gerade du allen Grund dazu, dankbar zu sein, daß ich gerettet wurde.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Hat dir denn deine Mutter nicht erzählt, wem du deine Existenz zu verdanken hast – «
    »Ich weiß durchaus, daß Dom Valentine mein Vater ist«, unterbrach ich ihn. »Sonst hätte ich wohl kaum diese kupferroten Haare und genug Laran, um diesen Sternenstein und eine Erziehung am Turm von Neskaya zu erhalten.«
    »Und hat sie dir auch erzählt, wie Lord MacAran dazu kam, dein Vater zu sein?«
    Dabei konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Hör mal, Rafe, ich war fast zwölf, als ich erfuhr, wer mein richtiger Vater ist, also alt genug um zu wissen, was Männer und Frauen so miteinander treiben. Jedenfalls habe ich es nicht für nötig gehalten zu fragen, wie ich gezeugt wurde.« Der Zeitpunkt meiner Geburt ließ den Rückschluß zu, daß die Feierlichkeiten zum traditionellen Mittwinterfest dabei eine nicht ganz unerhebliche Rolle spielten.
    Das eine Ende des Astes, den Rafe ins Feuer geworfen hatte, ragte noch hervor. Er versetzte ihm einen Tritt und beförderte ihn damit in die Mitte der Flammen. »Er hat sich in den Kopf gesetzt, daß meine Rettung, bei der sein eigener Sohn umkam, ein Zeichen dafür sei, daß die Götter mir ein besonderes Schicksal zugedacht haben.
    Man hat mich von deiner Mutter, meiner letzten mir verbliebenen Verwandten, getrennt, damit ich die gleiche Ausbildung wie Dom Valentines Pflegesöhne erhalten sollte. Er behauptete, er wolle mich auf mein zukünftiges großes Schicksal entsprechend vorbereiten. In Wirklichkeit aber wollte er mein Leben bestimmen und sicherstellen, daß ich immer nur als Beweis dazu diene, daß sein Sohn nicht vergebens gestorben ist. Deine Mutter ging schließlich sogar zu ihm und bat darum, daß ich zu ihr zurückkehren dürfte, da sie damals außer mir keine Angehörigen mehr besaß. Er lachte sie nur aus und meinte, daß sie schon noch ein anderes Kind bekäme, falls die Götter sie dazu bestimmt hätten. Und dann setzte er das gleich in die Tat um!«
    Damals wurde mir klar, wie eifersüchtig ich im Grunde auf die Pflegesöhne
    meines
    Vaters
    war.
    Während
    meiner
    Telepathenausbildung im Turm von Neskaya mußte ich beständig gegen den Zorn ankämpfen, den ich gegenüber den anderen Jungen in seinem Haushalt verspürte; mein Vater überhäufte sie förmlich mit all seiner Fürsorge und Aufmerksamkeit, während er mir, seinem eigenen Fleisch und Blut, keinerlei Beachtung schenkte. Ich hatte mich zuvor nie über meine Kindheit beklagt; jetzt aber wurde mir bewußt, wie anders sie hätte verlaufen

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