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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Rand sich mehrere Nischen mit Kinderbetten befanden, von denen aber nur wenige belegt waren. In einer dieser Seitenkammern, die kaum Platz genug bot, drängten sich nun die drei dicht zusammen. Ein Mobile aus getönten Glaskugeln, das von der Decke hing, war in rötliches Licht getaucht, so daß es den Eindruck der Planetensonne erweckte.
    Das Baby in der Wiege, kaum mehr als zwei oder drei Monate alt, öffnete seine silbergrauen Augen.
    »Unsere Tochter Kyra«, sagte Rafe stolz. Das Baby griff nach dem schlanken Finger, den Merrak ihm hinhielt.
    Fiona betrachtete Merrak von der Seite, und mit einem Male verschwamm das Bild von »ihm«. Statt des großen, hageren Jünglings erschien ihr Merrak jetzt als feingliedrige junge Frau mit sanften, wenn auch keinesfalls üppigen Rundungen. Dann stimmt es also – die Chieri sind Zwitterwesen!
    Die kleine Kyra hatte milchig weiße, durchscheinende Haut und stoppeliges rotes Haar. Sie gluckste und strahlte Fiona an.
    »Ich glaube, Ihre Musik wird unserer Kyra auch gefallen«, meinte Rafe. Er nickte Merrak zu, der – nein, die – jetzt eine Rohrflöte aus der Tasche zog.
    Fiona nahm auf dem einzigen gepolsterten Stuhl in der Kammer Platz und packte ihre Harfe aus. Merrak trillerte die ersten Takte einer einheimischen Melodie und Fiona zupfte die ersten Akkorde zur Begleitung. Zunächst klang es wie bei jedem improvisierten Duo etwas unbeholfen, doch ganz allmählich fanden sie zusammen, und ihre Musik verband sich zu einer gemeinsamen Harmonie. Nahezu greif- und sichtbar entströmten der Flöte die Töne und umfingen Fiona wie ein seidenes Spinnennetz. Ihre Melodien verschmolzen, spannen Fäden und legten sich um die Glaskugeln, die wie in einer sanften Brise hin- und hertanzten. In einer rätselhaften Zeichensprache ruderte Kyra mit den Armen und strampelte mit den Beinen.
    Fiona verlor den Kontakt mit dem Stuhl unter ihr. Wie ein Blatt trieb sie auf dem Klangstrom dahin; wie ein Blatt, das sich einst gegen den frostigen Wind zusammengerollt hatte, entfaltete sie sich jetzt in der Sonne.
    Nachdem die Musik geendet hatte, dauerte es mehrere Minuten, bis sie wieder völlig zu Bewußtsein kam und die Dinge um sich herum wahrnehmen konnte. Als sie sich erhob, wurde ihr schwindelig. Sie suchte am Gitterbett Halt. Da durchfuhr es sie; eine grauenvolle Vision stieg in ihr auf. Die quälenden Gefühle ließen das Bild verschwimmen, aber sie sah einen rothaarigen Mann in terranischer Kleidung. Seine Bösartigkeit blendete sie – sie riß die Hand vom Gitter zurück, als sei es glühendes Metall–
    Als die Vision wich, erkannte sie Rafe, der sie mit einer Hand stützte. Mit der anderen Hand berührte er den Lederbeutel um seinen Hals. »Es wird Ihnen gleich wieder besser gehen. Es ist nicht ungewöhnlich, daß durch den Kontakt mit anderen Telepathen noch schlummerndes Laran geweckt und entwickelt wird.«
    »Das muß es wohl sein«, gab Fiona noch immer zitternd zur Antwort. »Ich habe es so – lebhaft – gespürt. Stärker als je zuvor.«
    Sie teilte ihnen aber nicht mir, was sie gesehen hatte, da sie unmöglich sagen konnte, ob und wie weit es in der Vergangenheit zurücklag oder ob sie womöglich ein zukünftiges Ereignis vorausgesehen hatte. Falls der Kontakt mit Rafe und Merrak wirklich ihre Begabung »entwickelt« hatte, brauchte sie Zeit, um ihre Visionen neu zu interpretieren.
    Auf dem Flur fielen ihr wieder die beiden Wachposten auf. Als sie außer
    Sichtweite
    waren,
    fragte
    sie:
    »Wozu
    diese
    Vorsichtsmaßnahmen? Wozu braucht eine Säuglingsstation bewaffnete Wächter?«
    Rafes Gesichtsausdruck verdüsterte sich. »In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, daß Comyn-Kinder unter ungeklärten Umständen starben, weitaus öfter als es der Zufall zuläßt.«
    »Sie meinen, daß irgend jemand Babies ermordet?« Ihr Magen krampfte sich bei dem Gedanken zusammen.
    »Nachdem zwei Jahre lang Ruhe geherrscht hatte, geschah es vor weniger als drei Monaten erneut – ein Neugeborenes und die Schwestern auf unerklärliche Weise tot, und nicht der geringste Hinweis auf den Täter. Es gibt einige Splittergruppen auf Darkover, die glauben, daß die ›Reinheit‹ der Telepathenkaste wichtiger sei als ihr Überleben. Das gemeine Volk oder gar ›Außenweltler‹ in Laran zu unterweisen, wie es unser Projekt tut, halten sie für einen Frevel.
    Für Fanatiker, die so denken, sind die hier geborenen Kinder natürlich ein bevorzugtes Angriffsziel.«
    Bei diesen Worten

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