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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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freien Lauf zu lassen, bedeutet nicht, jede Logik mit Stumpf und Stiel auszurotten!) Mein Vater hat mich mit einem Mann verheiratet, der das Gemüt eines Banshees und den Verstand eines Rabbithorns besitzt. Caillen unterdrückte den Stoßseufzer, sagte vielmehr entschieden: »Sie haben ganz recht, noch einmal nachzufragen, Eduin. Das war tatsächlich ein Mißverständnis. Mein Mann hat nur versehentlich angeordnet, daß die Setzlinge am Westhang gepflanzt werden, der ja den halben Tag lang im Schatten des Berges liegt. Dom Raul möchte natürlich, daß Sie am Osthang pflanzen.«
    Der Gutsverwalter dankte ihr unbeholfen und vermied es dabei, ihr in die Augen zu schauen. Dann stolperte er aus dem Zimmer.
    Jetzt endlich ließ sich Caillen seufzend in einen Sessel beim Feuer fallen.
    Sie war gerade erst im zweiten Jahr Herrin auf dem Gut, und schon holte sich der Verwalter und Coridom hinter dem Rücken des Lords Rat bei seiner Lady, natürlich stets unter dem Vorwand, Rauls
    »wahre Absichten« in der Angelegenheit zu erfragen.
    Warum, Vater, warum? Warum hast du mich diesem aufgeblasenem Tolpatsch anvertraut? Ich habe immer geglaubt, du würdest mich aufrichtig lieben und hättest mir etwas besseres zugedacht als eine Ehe, die mich wie die Frau eines Trockenstädters ankettet. Hast du denn so wenig für mich übrig gehabt, daß du mein Glück deinem Stolz opfern konntest, nur um dich der tollen Partie mit dem Erben einer Domäne zu rühmen?
    Wolltest du damit die einstige führende Stellung unserer Familie zurückgewinnen, die wir in den alten Kriegen verloren hatten? Du schienst dir doch nie viel daraus gemacht zu haben?
    Sie versuchte, ihre Zweifel zu bekämpfen und ihre Lage objektiv einzuschätzen. Vielleicht hatte sie zuviel von der Ehe erwartet. Sie war ja auch nicht mehr die Jüngste. Im Dorf hatte man bereits zu tuscheln begonnen, ob sie als alte Jungfer enden würde, bis Dom Aldric Di Asturien sie schließlich ziehen ließ. Sie war bereits zwanzig, als das Bett des jungen Lord Elhalyn auf sie wartete. Nein, sie mußte die Sache realistisch sehen. Ehen wurden geschlossen, um der Familie Nachkommen zu sichern und den Besitzstand zu wahren – und nicht, um die Braut glücklich zu machen. Hatten ihr etwa allzu viele Balladen den Kopf verdreht?
    Nein, so töricht war sie nicht. Aber sie hatte am Beispiel ihrer Mutter gesehen, was Heirat und Familie bedeuten konnten. Domna Alicia war als Frau von Dom Aldric und Herrin des Asturien-Guts durchaus glücklich und zufrieden gewesen. Man sprach oft davon, wie sehr ihr Vater an seiner Frau und der Familie hing, manchmal respektvoll, manchmal leicht spöttisch. Aber das machte es nur um so unverständlicher, daß ihr Vater für seine einzige Tochter einen so ungeeigneten Bräutigam ausgesucht hatte.
    Nach Caillen, der Erstgeborenen, kamen noch eine ganze Reihe jüngerer Brüder zur Welt, die aber alle bereits kurz nach der Geburt verstarben. So war sie mit zwölf noch immer Einzelkind, als auch der letzte von Aldrics Söhnen nur wenige Stunden überlebte. Die Hebamme ermahnte Dom Aldric: »So kann es nicht weitergehen!
    Die vielen Fehlgeburten bringen Ihre Frau noch ins Grab. Gebt Euch mit Eurer Tochter zufrieden und verzichtet auf weitere Nachkommen.«
    Dom Aldric wartete einen halben Monat ab, bis Alicia wieder zu Kräften gekommen war; dann verabschiedete er sich von ihr mit einem zärtlichen Kuß und ritt, begleitet von zwei Männern mit drei Pferden, davon. Als er nach zwei Langwochen zurückkehrte, saß im Sattel des zusätzlichen Pferdes nicht etwa eine junge Barragana, wie jedermann erwartete und an der keiner Anstoß genommen hätte, sondern eine stämmige, ältere Amme, die einen kleinen, vielleicht vier Jahre alten Jungen im Arm hielt.
    Es war der jüngere Sohn Lord Geoms von Elhalyn. Aldric übergab seiner Frau das Kind. »Ich habe ihn als meinen Erben angenommen.
    Nimm ihn, Alicia, und zieh ihn für mich auf.« Und Alicia war glücklich, endlich noch ein Kind im Arm halten zu dürfen.
    Klein Corys, wie er genannt wurde, war ein hübscher Knabe mit einem einnehmenden Wesen. »Nein, was für ein Prachtkerl!« rief eine Frau aus dem Gefolge ihrer Mutter. »Ich begreife nicht, wie sich Lady Elhalyn von ihm trennen konnte.«
    »Die Herrin von Elhalyn ist tot«, erklärte Dom Aldric, »und Lord Geom liebt seine beiden Söhne gleichermaßen, so daß er sich glücklich schätzt, daß jeder von ihnen ein Gut erben wird. Und so wird der Jüngere nie dem Älteren sein

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