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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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telekinetischen Spiel ließ auch diesmal die Spannung von ihr weichen und gab ihr die Kraft zurück, die sie in den langen Stunden angestrengter Arbeit verausgabt hatte. In solchen Augenblicken glaubte sie, für die Torturen, die die psychometrische Begabung ihr sonst bereitete, entschädigt zu sein.
    Plötzlich verspürte sie die Anwesenheit einer Person. Sie verstummte und wandte sich dem Neuankömmling zu. Die Kiesel stürzten spritzend in den Teich.
    Sie wurde auf Casta angesprochen, das Fiona im Verlauf ihrer Studien des klassischen darkovanischen Liedguts erlernt hatte.
    »Verzeihen Sie mir, ich wollte Sie in Ihrer Andacht nicht stören.« Die Person war überdurchschnittlich groß – das abgegriffene Adjektiv
    »gertenschlank« schien zu passen, denn er (oder sie?) besaß etwas von der Geschmeidigkeit eines jungen Baumes. Silbrige Augen und Haare hoben sich von der perlmuttfarbenen Haut ab.
    Ein Chieri! Hinter – ihm? – trat Rafe ein. »Fiona, darf ich vorstellen; mein Freipartner Merrak.«
    Benommen murmelte Fiona etwas zur Begrüßung.
    Das Chieri glitt näher; sein seidenes Gewand schimmerte bei jeder Bewegung. »Ihr Spiel hat uns sehr erfreut. Aber wovor hatten Sie Angst?«
    Sie setzte ihre Harfe behutsam ab. »Da, wo ich herkomme, sind solche Vorführungen nicht gerade – normal.« Sie sprach langsam und wählte ihre Worte mit Bedacht, da sie die Aristokratensprache nur aus Schulbüchern kannte und nicht fließend beherrschte. »Als ich noch ein Kind war und meinen Eltern erzählte, daß ich Gegenstände reden hörte und sie ohne Berührung bewegen konnte, galt ich als – krank. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, meine Fähigkeit zu verbergen.« Ohne Zögern gab Fiona ihr Geheimnis preis. Sie spürte, daß es zwecklos war zu versuchen, ihr Innerstes vor diesem strahlenden Geschöpf zu verheimlichen.
    »Man hat versucht, Sie von Ihrer Gabe zu heilen?« Fiona konnte deutlich die Abscheu bemerken, die in der Frage des Chieri lag. Sie schämte sich plötzlich ihrer Angehörigen, und wußte doch nicht, weshalb sie sich schämen sollte. Also wechselte sie das Thema. »Ich bin hierher gekommen, um die alten Lieder und Legenden über Kontakte zwischen Eurem und meinem Volk kennenzulernen.«
    In einer anmutigen, fließenden Bewegung ließ sich Merrak auf dem Moospolster neben der Bank nieder, während Rafe sich neben Fiona setzte. »Ja, Rafe hat mir davon erzählt. Fiona, was ist ein Elf?«
    Sie war völlig fassungslos, aus dem Mund des Chieri genau das Wort zu hören, das ihr gerade in den Sinn gekommen war.
    »Verzeihen Sie, ich würde nie ohne Erlaubnis in Ihre Gedanken eindringen, aber Sie haben dieses Bild so stark projiziert.«
    »Auf meinem Heimatplaneten würde man Sie wohl so bezeichnen.« Fiona begann, den Mythos des Elfenreiches zu erklären, war sich aber nicht sicher, ob sie es verständlich genug ausgedrückt hatte. Deshalb fügte sie hinzu: »Wir haben einige Lieder über die Elfenkönigin und ihren sterblichen Geliebten.« Sie griff wieder zur Harfe und stimmte sanft die Ballade von Tom dem Reimer an, der sieben Jahre lang ins Feenreich entschwand. Fiona versuchte, eine bildhafte Vorstellung des Gedichts zu projizieren, da sie wußte, daß sie es nicht angemessen auf Casta wiedergeben konnte.
    Als sie geendet hatte, streckte Merrak die langen, feingliedrigen Finger aus, – sechs an jeder Hand –, um die Harfe zu ergreifen. »Ich darf doch?« Er klimperte über die Seiten und entlockte ihnen eine Abfolge dissonanter Akkorde. Fiona war froh, daß Merrak nicht in der Lage war, ohne vorherige Übung sofort eine betörende Melodie hervorzuzaubern, denn dadurch erschien ihr die Situation wesentlich realer.
    Schließlich schaltete sich Rafe ein. »Wir würden gerne noch mehr von Ihnen hören, aber nicht hier. Hätten Sie Zeit, uns zu begleiten und noch jemanden zu treffen?«
    Neugierig wickelte Fiona rasch ihre Harfe ein und folgte den beiden durch die Flure. Sie war einigermaßen verwundert, als Rafe sie durch den Flügel der Schlafsäle zu einer Zimmerflucht führte, an deren Eingang »Säuglingsstation« stand. Zwei Männer, die der Livree nach zu urteilen der Garde Hasturs angehörten, bewachten die Tür – eine Vorsichtsmaßnahme, die Fiona bedrohlich vorkam.
    Die beiden diensthabenden Krankenschwestern, eine Terranerin und eine Darkovanerin, begrüßten Rafe und Merrak, und nachdem Rafe sie vorgestellt hatte, wurde auch Fiona eingelassen.
    Sie durchquerten einen großen Raum, an dessen

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