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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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verriet, daß er ahnte, wie sie sich lediglich hinter Halbwahrheiten verschanzte, aber er ließ es dabei bewenden. Sie sprach mit keinem darüber, daß die Gegenstände zu ihr »sprachen«
    und daß sie durch ihre Musik manchmal sogar »antworten« konnte und mittels einer Kraft, die mit herkömmlichen Naturgesetzen nicht zu erklären war, vermochte, Dinge in Bewegung zu versetzen. Sie wollte auch niemandem anvertrauen, wie besorgt und ablehnend ihre Eltern reagiert hatte, als sie als Kind unbekümmert von den Sachen erzählt hatte, die sie von Dingen um sich herum aufschnappen konnte. Die qualvollen Monate der Behandlung durch wohlmeinende Therapeuten behielt sie erst recht für sich.
    Schließlich hatte sie gelernt, ihre »Abartigkeit« gut genug zu kaschieren, um als »geheilt« entlassen zu werden. Sie betrachtete ihre Gabe der Psychometrie als einen Fluch, den sie, wäre es möglich gewesen, nur gar zu gern wie einen Tumor entfernt hätte.
    Rafe war höflich genug, über ihre kaum verborgene Anspannung hinwegzusehen, als er ihr die verschiedenen Geräte zur Messung von Psi-Kräften vorführte. Danach zeigte er ihr das Computerzentrum, wo man ihr einen Arbeitsplatz für ihre Forschungen zuweisen würde. Unterwegs stellte er ihr die verschiedenen Mitarbeiter, Terraner und Darkovaner, vor, deren Namen sie sich aber meist nicht merken konnte. »Stört es sie nicht«, wollte sie am Ende ihres Rundgangs wissen, »daß Sie so viel Zeit im Inneren des Raumhafens verbringen müssen? Die Umgebung muß Ihnen doch völlig fremd sein. Ich meine nicht nur die Kultur, sondern ganz banale Dinge wie die Beleuchtung.«
    Rafe war sichtlich erfreut, daß sie sich so gut in die Lage der Darkovaner versetzen konnte. »Sie haben vollkommen recht. Und wir haben Jasons Bürokraten schließlich dazu bewegen können, Abhilfe zu schaffen. Kommen Sie, ich werde es Ihnen zeigen.«
    Er führte sie zu einem Aufzug, der sie zwei Ebenen nach oben brachte. »Wir sind hier ganz in der Nähe der Schlafräume. In den Privatunterkünften läßt sich die Beleuchtung nach den individuellen Bedürfnissen regeln.« Bald darauf erreichten sie einen riesigen Raum. Der Boden war mit einer dicken Erdschicht bedeckt, in der Bäume eingepflanzt waren, so daß die Wände verdeckt blieben. Das war keine Plastikausstattung, es roch nach echter, feuchter Erde und Laub. Das völlig durchsichtige Dach ließ den rötlichen Schimmer der »Blutsonne« herein.
    Rafe ließ sich mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung auf einer Steinbank nieder. »Hier können wir uns erholen, falls wir keine Zeit haben, nach draußen zu gehen. Selbst einige meiner terranischen Freunde genießen die Abwechslung.«
    Der Raum war nicht bloß ein gepflegter Garten, sonder vielmehr die Nachbildung eines Waldes. Fiona erkannte einige der einheimischen Bäume und Pflanzen, von denen sie bislang nur Abbildungen gesehen hatte. Im Hintergrund hörte sie Insekten summen und einen Bach plätschern, der einen Teich nahe ihrer Bank speiste.
    »Wie friedlich«, seufzte sie. Auf die Dauer würde das ungewohnte Licht ihr wahrscheinlich Kopfschmerzen bereiten, aber im Augenblick empfand sie es als wohltuend.

    »Darf ich Sie nach Ihrer Arbeit fragen? Was genau wollen Sie hier untersuchen?« Rafes Frage kam zögerlich, als ob er erwartete, sie würde ihm erklären, das Thema sei vertraulich.
    »Gerne. Aber Sie müssen mich unterbrechen, wenn ich anfange, Sie zu langweilen. Ich sammle Volkslieder, insbesondere zum Thema von Beziehungen zwischen Menschen und mythischen Wesen. Auf Terra konnten das zum Beispiel Elfen sein – nie alternde Wesen von überirdischer Schönheit. Die Menschen scheinen diese Geschichten in jede neue Welt, die sie besiedelten, mitgenommen zu haben. Die einzelnen Charaktere mögen sich verändern, aber der Grundgehalt der Geschichte bleibt erhalten.« Etwas verlegen über ihren plötzlichen Wortschwall hielt sie inne. Aber Rafe zeigte sich keinesfalls gelangweilt.
    »Dann sind Sie hier also auf der Suche nach Erzählungen der Chieri?«
    Sie nickte. »Oder verwandte Gattungen wie zum Beispiel die Legende von Hastur und Cassilda. Sind Sie sich eigentlich bewußt, daß Darkover einer der wenigen bekannten Planeten ist, auf dem die alten Legenden sich verwirklicht haben? Das Elfenreich war mythischer Natur, und meine Vorgänger haben die Ursprünge dieser Mythen längst zu Tode erklärt. Aber die Chieri scheinen reale Wesen zu sein.«
    »Sie sind es«, erklärte Rafe. »Und die

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