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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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plötzlich aller körperlichen und geistigen Kräfte beraubt hätte. Ständig schickte er sie auf ihr Zimmer, um sich auszuruhen, und wenn sie widersprach, tat er dies als »Launen einer trächtigen Frau« ab.
    Als Caillen es kaum mehr aushalten konnte, munterte sie eine Nachricht auf, die etwas Abwechslung versprach. Eine Reisegesellschaft aus Aillard wollte auf dem Weg nach Hali in Elhalyn Zwischenstation machen. Caillen erhoffte sich davon einige interessante Gespräche, zum Beispiel mit einer Frau ihres Alters. Für Raul jedoch war der Besuch nur eine Gelegenheit, noch mehr anzugeben.
    »Richte ein Bankett für sie aus, Caillen«, befahl er ihr. »Und trage dazu das kupferne Filigrandiadem meiner Mutter. Ich bin sicher, daß die Frauen von Aillard trotz ihres Perlenschmucks nichts Vergleichbares besitzen. Und der Koch soll Gebäck und einen frischen Chervine-Braten bereiten.«
    Caillen lachte laut. »Ich werde die Klunker Ihrer Mutter tragen, wenn es Sie glücklich macht, aber wir servieren lieber Geflügel oder Rabbithorn. Um diese Jahreszeit säugen die Chervines, die gut im Futter stehen, ihre Kälber. Und wir wollen doch keinen alten und zähen Bullen auftischen.«
    Es war ein Fehler gewesen zu lachen. Raul schäumte vor Wut. »Du wirst tun, was ich dir sage. Ich werde nicht zulassen, daß die Aillards uns für geizig oder gar arm halten. Laß ein Chervine schlachten, und zwar ein richtig schmackhaftes.«
    »Ich versichere Ihnen, mein Lord«, und Caillen bemühte sich diesmal, besonders ehrerbietig zu wirken, »daß die Aillards nichts dergleichen denken werden, wenn wir kein Chervine auftragen. Sie würden uns eher für Narren und Verschwender halten. Keiner schlachtet im Frühling, bevor die Jungen entwöhnt sind. Täten wir es doch, würde man sich hinter unserem Rücken nur lustig machen.«
    Raul wechselte das Thema. Er würde nie offen zugeben, daß er unterlegen war. Stattdessen rächte er sich auf seine Weise. »Ich werde diesen häßlichen, schwarzen Köter einem meiner Männer geben. Er pinkelt überall hin. Vielleicht kann Eduin noch einen brauchbaren Hirtenhund aus ihm machen.«
    Corys hatte ihr den Hund zum Abschied geschenkt, und es war für Caillen einer der wenigen Lichtblicke in Elhalyn, mit ihm zu spielen. Aber sie wußte, daß es keinen Zweck hatte, Raul zu bitten oder überreden zu wollen. Wenn er erst einmal damit anfing, sich schäbig zu verhalten, dann machte jeder Widerstand es nur umso schlimmer. Für den Rest des Tages ging sie auf ihr Zimmer und weinte sich in ihren Kissen aus. Am Abend erschien sie beim Bankett mit dem Kupferdiadem und geröteten Augen.
    Meloria Aillard und ihr Mann Morgan, ein gebürtiger Lindir, begleiteten Melorias jüngere Schwester Genavie zum Turm von Hali und verbanden dies mit verschiedenen Besuchen. Caillen konnte sich gut an Meloria erinnern; sie hatten eine Zeit lang zusammen im Dalereuth-Turm verbracht. Obwohl Meloria ein Jahr jünger als Caillen war, erschien sie älter, gereifter, mütterlicher, und ihrer Schwester gegenüber hatte sie fast schon die Rolle einer Tante angenommen.
    Caillen errötete, als sie über den telepathischen Kontakt zwischen den ehemaligen Turmschülerinnen spürte, daß Meloria ihre geschwollenen Augen und Rauls großspuriges Auftreten eindringlich musterte. Sicherlich konnte Meloria Caillens Lage in Elhalyn recht gut einschätzen.
    Sie erwähnte nichts davon, aber als sie, sich am nächsten Morgen verabschiedete, drückte sie Caillen die Hand. »Wir kommen in zwei Langwochen wieder vorbei. Dann könntest du uns doch nach Aillard begleiten und dort einige Zeit ausspannen. Man sagt, daß unsere Seeluft genau das Richtige für Frauen in deinem Zustand ist.
    Und du könntest mich über den Verlust meiner Schwester hinwegtrösten.«
    Caillens Herz hüpfte vor Freude, aber Raul schaltete sich schnell ein. »Ihr meint es sicherlich gut, und ich danke Euch dafür. Aber ich gestatte nicht, daß meine Frau während der Schwangerschaft unnötige Reisen unternimmt. Ich möchte, daß sie hier in der Obhut ihrer Amme bleibt.«
    Caillen schluckte ihren Zorn herunter. Nicht einmal diese kurze Ruhepause sollte ihr gegönnt werden. Dabei hatte Raul keine Ahnung von den wahren Bedürfnissen einer Schwangeren. Er mußte nur wieder unter Beweis stellen, wer »Herr im Haus« war.
    Als sie sich auf ihr Zimmer geflüchtet hatte, reagierte sie Ärger und Enttäuschung ab, indem sie einige Kissen gegen die Wand schleuderte. Ich halte diese Ehe nicht

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