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Die Tänzerin von Darkover - 9

Die Tänzerin von Darkover - 9

Titel: Die Tänzerin von Darkover - 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Erbrecht streitig machen.«
    »Wie könnte so ein niedlicher Fratz je jemandem etwas streitig machen«, meinten die Frauen nur verächtlich.
    Einige Tage später rief Dom Aldric Caillen in sein Arbeitszimmer und hieß sie, sich hinzusetzen und gut aufzupassen. »Meine Tochter, es gibt da bei der Vereinbarung mit Elhalyn noch etwas, was dich betrifft.« Caillen machte große Augen, denn sie konnte sich zunächst nicht vorstellen, wovon er sprach. »Ich habe dich mit Raul von Elhalyn, Dom Geoms älterem Sohn und Erben, verlobt.« Dom Aldric ergriff beide Hände seiner Tochter. »Verstehst du, was das heißt, mein Kind? Der Erbe einer Domäne ist eine glänzende Partie, weitaus besser, als wir für dich erhoffen durften. Dennoch mißfällt mir dieser Brauch, die Geschicke unserer Kinder festzulegen, wenn sie noch viel zu jung sind, um zu begreifen, worum es geht. Wenn du mir also erklärst, daß dir der Sinn nicht nach Heirat steht, wenn du beispielsweise dein Leben lieber im Turm verbringen möchtest, dann ist es noch nicht zu spät. Ich könnte gegenüber Elhalyn irgendeine Entschuldigung finden und dich von diesem Versprechen entbinden.«
    Caillen schüttelte den Kopf. »Ich habe nie an Heirat gedacht, Vater, aber ich sehe, wie sehr es meine Mutter glücklich macht, und so werde ich tun, was Ihr versprochen habt.«
    Dom Aldric fuhr ihr zärtlich durch das Haar, das Caillen als Mädchen noch offen trug. »Du bist ja noch jung und solltest dir jetzt nicht zu viele Gedanken darüber mache. Dazu wird noch früh genug Zeit sein. Jetzt möchte ich aber noch etwas anderes mit dir besprechen. Sag mir, hat deine Mutter dich in der Haushaltsführung unterwiesen? Weißt Du schon, wie es um Küche, Wäsche, Dienerschaft und all die anderen Angelegenheiten bestellt ist?«
    »Gewiß, Vater«, erklärte Caillen stolz, denn Domna Alicia hatte ihr genügend beigebracht, um den Haushalt die beiden letzten Male, als ihre Mutter im Kindbett lag, selbständig zu führen.
    »Das freut mich. Dann wird es auch nichts schaden, wenn ich dich der Obhut deiner Mutter entführe. Ich habe schon viel zu lange darauf warten müssen, daß mich ein Sohn bei meinen Ausritten begleitet. Bis Klein Corys sich im Sattel eines Ponys halten kann, werden wohl noch ein paar Jahre vergehen. Solange deine Mutter mit ihm beschäftigt ist, möchte ich auf die Gesellschaft meiner Tochter nicht verzichten.«
    Jene Jahre, in denen sie fast jeden Tag gemeinsam verbrachten, überzeugten Caillen mehr als alles andere, daß ihr Vater sie aufrichtig liebte. Wenn sie Seite an Seite ritten, besprach er vertrauensvoll mit ihr alles, was ihn beschäftigte: von der Aussaat über die Chervine -Zucht bis hin zum Umgang mit den Pächtern, die das Land bestellten. Wenn er sich mit Händlern zu Geschäften traf, saß sie neben ihm, und wenn Verträge unterzeichnet oder Botschaften losgesandt wurden, dann durfte sie das Pergament mit dem schweren Eisenring, der sein persönliches Wappen trug, versiegeln. Einmal nahm er sie sogar trotz der Bedenken ihrer Mutter im Sommer zu einem Waldbrand mit, wo sie Meldungen zwischen den Löschmannschaften übermittelte. Im Laufe der Zeit ging er mehr und mehr dazu über, die Gutsführung mit ihr genauso wie mit seinem Verwalter zu erörtern. Dabei legte er nicht nur seine Meinung dar, sondern wollte auch ihre hören.
    Im Alter von fünfzehn wurde Caillen zum Dalereuth-Turm geschickt, wo sie den Umgang mit ihrer erwachenden übernatürlichen Begabung lernen sollte. Obwohl ihr Laran nicht besonders stark entwickelt war, blieb sie drei Jahre lang im Turm, während andere junge Frauen mit viel ausgeprägterem Laran schon nach ein oder zwei Studienabschnitten nach Hause zurückkehrten, oft genug, um verheiratet zu werden. Ihr Bewahrer, der sanftmütige Ballart von Dalereuth, rief sie jeweils zur Mittsommerzeit zu sich und teilte ihr mit: »Euer Vater hat zugestimmt, daß Ihr noch ein Jahr im Telepathenkreis bleibt.« So tat sie gehorsam ihre Dienste und half bei der Übermittlung von Botschaften von Turm zu Turm. Dadurch erfuhr sie viel über die verschiedenen Angelegenheiten der Domänen, über Beziehungen und Verträge zwischen den einzelnen Comyn-Familien und ihre rivalisierenden Untergruppen und nicht zuletzt über die Intrigen in Thendara. Als Lord Altons Frau im Kindbett starb, sagte sie als erste exakt voraus, daß die jüngste Tochter aus dem Hause Serrais, das in den letzten Ratsversammlungen mit Alton um die Vormachtstellung gestritten

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