Die Tätowierung
strich e r sich über sein tadellos gekäm m tes H a ar. Plötzlich nahm er seine Hand vom Kopf, und sein Blick glitt vom düsteren Ziegelbraun der staatlichen Versicherung auf Irene.
»Okay. Für Marcus und E m il bin ich bereit, einen Versuch zu wagen«, sagte er entschlossen.
Irene fiel ein Stein vom Herzen. Sie läch e lte ihn jedoch nur an und sagte: »Das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Ich gebe Ihnen die Tele f onnum m ern, unter denen Sie m i ch im m er erreichen können.«
»Sollten w i r nic h t weitere D e tails über den Mord an Marcus an die Presse geben ? «, fragte Irene.
Kom m issar Andersson mu r m elte nur: »Pah! D i e Geier wissen schon genug.«
Andersson hatte um die Mittagszeit bei ihr hereingeschaut, nicht etwa, weil er W och e nendbereitschaft hatte, sondern weil er nichts Besseres zu tun hatte. Dies jeden f alls war Iren e s Verdacht. Viell e icht war er ja einsa m er, als seine Untergebenen ahnten. Heute sah er noch zerknautschter aus als sonst. Er trug eine verschlissene braune Cordhose und ein verwaschenes, ungebügeltes Polohe m d . W ahrscheinlich war es ein m a l moosgrün gewesen, aber m it der Zeit hatte es einen trüben gelb-grünen Farbton angenommen.
Geduldig und vorsichtig fuhr Irene fort: » Ich d enke an die Infor m ation, wonach Marcus sich Anfang M ärz einen oder ein paar Tage in Göteborg aufgehalten hat. Das wissen wir, weil er bei Anders Gunnarsson angerufen hat. Und die Alte aus der N achbarwohnung hat auch gesagt, dass er in der Zeit, in der sie im Krankenhaus lag, nach Hause gekommen sein muss, weil die Blu m en gegossen waren. Ich frage m i ch, ob er nicht auch noch irgendwo anders in der Stadt aufgetauc h t sein könnte? Vielleicht in einem Club oder so.«
Andersson dachte angestrengt n ach. Schlie ß lich sagte er: »Hat er nicht zu diesem Zahnarzt gesagt, er hätte keine Zeit, nach Alingsås zu fahren, um sich dessen Fotoapparat auszuleihen ? «
»Doch.«
»Scheint, als hätte er es zie m lich eilig gehabt.«
»Du m einst, dass er nur eben nach Göteborg gekom m en ist, um ein paar Sachen für die Thailan d rei s e zu packen, und sofort weitergefahren ist? Vielleicht hat er in seiner Wohnung nicht ein m al übernachtet ? «
»Genau. Auf d e m Bett waren keine Laken. W i r haben alle Flüge n ach Thaila n d in der er s t en Märzw o che überprüft und zwar von Schweden, Norwegen und Däne m ark aus. Marcus Tosscander steht auf keiner Pas s agierli s te. Wenn er gebucht hätte, müss t e er irgendwo auftauchen.«
Bei dem letzten Satz bekam Irene eine Gänsehaut.
»Das bedeutet, dass Marcus in ei n e Falle g e loc k t wurde. Der Mörder hatte nie die Absicht, ihn nach Thailand m itzuneh m en. Er hatte von Anfang an vor, ihn zu er m orden.« Sie versuchte ihre S tim m e unberührt klingen zu lassen.
Andersson nickte düster.
»Es hat ganz den Anschein.«
Irene zwang sich, fortzufahren: »Dann bleibt noch die große Frage, wo er er m ordet wurde. Und wo wurde sei n e Leiche zerstückelt? Das muss nicht notwendigerweise ein und derselbe Ort gewesen sein.«
»Nein. Die Jungs von der Spurensicherung haben die Badewanne und den Ablauf in seiner W ohnung untersucht, ohne Ergebnis. Nirgend w o Reste von Körpergewebe oder Blut.«
»Hat die Analyse der Müllsäcke und des Klebebands etwas er g e b en?«
»Es handelt sich um die am m eisten verbreitete Sorte schwarzer Müllsäcke überhaupt. Die kann m a n in jedem Warenhaus kaufen und an allen Tankstellen. Bei d e m Klebeband handelt es sich um no r males Abdeckband, wie es alle beim Anstreichen verwenden. Das kann m an ebenfalls ü b erall erwer b en. Das ei n zig Interes s ante, was die Spurensicherung gefunden hat, waren Spuren von Reis m ehl am Klebeband und in den Säcken.« Ire n e n i ck t e.
»Tja . Da s d a chte n wi r un s j a schon . De r Mörde r tru g OP- Handschuhe . Is t da s heut e üblich , be i OP - H andschuhen Rei s meh l st a t t gewöhnli c h e m Talkpude r z u ve r w e nden ? «
»Keine Ahnung. Wir fragen a m besten die Spurensicherung. Aber etwas hat der Mörder in der Tat zurückgelassen. Oder genauer gesagt m ehr als etwas.«
Das überra s chte Irene. Das hatte sie nic h t er w artet. Sie m erkte, wie sich ihr P uls e rwartungsvoll beschleunigte, während sie sich über den S c hreibtisch vorbeugte und den Kom m issar ansah.
» W as waren das für Spuren ? «
Andersson lächelte zufrieden, als er ihre innere E rregung be m erkte.
»Haare. Zwei Stück. Sie lagen im
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