Die Tätowierung
die W ohnung m it einem Kollegen in einem anderen nordischen Land. Super!«
» W ie lange waren Sie in Kopenhagen ? «
»Einen Monat. Aber was hat das m it Marcus …«
» W ie sind Sie an E m il Bentsen geraten ? « Jetzt sah Pontus vollkommen ratlos aus.
» W as spielt das für eine Rolle, dass ich bei E m il Bentsen gewohnt habe? Ist nicht Marc …«
»Darauf komme ich noch zurück. W ären Sie bitte so freundlich, m eine Frage zu beantw o r te n ? «
»Okay. Meine Kollegi n , m it der ich tauschen wollt e , hieß Lise. Zwei W ochen bevor ich nach Kopenhagen u m ziehen s ollte, rief mich Lise v o llkom m en verzweifelt an! In ihrem Haus hatte es gebrannt und ihre W ohnung war wegen Rauch- und W asserschäden unbewohnbar. Aber sie versprach, m i r was zum Schlafen zu besorgen, und das tat sie dann auch. Ich weiß, dass sie eine Anzeige aufgab und einige Angebote beka m . Sie entschied sich für die W ohnung von E m il Bentsen, und dort bin ich dann auch für die ganze Zeit untergekommen.«
»Ich habe Hans Pahliss so verstanden, dass Sie auch anderen e m pfohlen haben, sich bei E m il einzu m ieten, wenn sie in Kopenhagen eine Unterkunft brauchten.«
»Ja. Lage und Miete waren einfach S pitze.«
» W as hielten Sie von E m il ? «
»Er war … etwas seltsam. I c h habe nicht viel von ihm gesehen. Wenn ich nicht gearbeitet habe, bin ich m eist ausgegangen. Aber er war wirklich ein Sonderling.«
»Sonderling? W i e m ein e n Sie das ? «
Pontus saß eine W eile da und suchte nach W orten. Schlie ß lich sagte e r: » Er hatte einen etwas selt s a m en Musikgesc h m ack und spielte das Zeug imm e r in voller Lautstärke. Dann schlich er immer so heru m , oder wie ich das nennen soll. Ein paar Mal hatte ich das Gefühl, dass er in m einer A bwesenheit in m einem Zimmer gewesen war, und m anch m al hörte ich auch, wie sich je m and auf der anderen Seite der Tür in d e r Küche bewegte. Durch die kam m an in E m ils W ohnung. Und ein m al hörte und sah ich auch ganz deutlich, wie diese Tür zugezogen wurde, als ich frühmorgens in die Küche ka m . Meine Güte! Mich hätte fast der Schlag getroffen!«
» W ohnte außer Ihnen noch je m and in der Einliegerwohnung ? «
»Nein. Aber ich habe nur für ein Zimmer bezahlt.«
» W aren Sie je in E m ils Wohnung ? «
»Nein. Ich blieb auf Distanz. Ich weiß nicht genau, waru m , aber irgendwie mochte ich ihn nicht.«
»Und doch haben Sie anderen e m pfohlen, sich bei ihm einzu m ieten ? «
»Natürlich. Ein billigeres und zentraleres Z i m m e r findet m an nicht. Und m it Emil m uss m an sich sc h lie ß lich nicht abgeben, wenn m an nicht will. Er machte jeden f alls kei n e Vorstöße in dieser Richtung. Er schlich einfach nur so ko m i sch heru m .«
» W e m haben Sie denn e m pfoh l en, sich bei E m il einzu m ieten ? «
»Hans Pahliss und einem Arbeitskollegen, der Lennart heißt. E m il hatte m i ch gebeten, einen Aushang zu m achen. Einen Zettel habe ich in der Arbeit aufgehängt, den anderen im Gewerkscha f t sbüro. Den dritten in einem Club. Kennen Sie den › S odom and Go m orra Club‹ ? «
Natürlich kannte Irene den größten Gayclub Göteborgs. Wenn Pontus dort vor drei Jah r en einen Zettel aufgehängt hatte, dann würden sie nie herausfinden, wer sich die Adresse und Telefonnummer alles aufgeschrieben hatte.
» W äre n S i e bitt e s o fre u n d lich , m i r z u sagen , w a ru m Sie sic h s o fü r Em i l un d Kop e nh a g e n i n te r e s s i e r e n ? « , ba t Pon t us.
Irene be r i c h tete ih m , wie der Mord an M a rcus m it E m il Bentsen zusammenhing. Pontus war sichtlich schockiert, als sie i h m vom Mord an E m il erzählte. In den schwedischen Zeitun g en war darüber nur ganz kurz und ohne Nennung eines Na m ens berichtet worden.
Pontus schwieg lange, na c hdem Irene ihren Beri ch t beendet hatte. Schließlich sag t e er: »D as ist ein f urchtbarer Gedanke, dass zwei Menschen ermordet worden sind und ich Hans empfohlen habe, sich bei E m il einzu m ieten, und dieser es seinerseits Marcus e m pfohlen hat … Ich weiß, dass es dumm klingt, aber ich fühle m i ch schuldig.«
Nun, da haben wir etwas ge m einsam, dachte Irene. Sie wurde nach Isabells T od ihre Schuldgefühle ebenfalls nicht los.
Sie leh n te s i ch im Stuhl zur ü ck und sah Pontus in sein schönes Gesicht, in dem jetzt nur noch Trauer und größter Ernst la g e n . Bisher h atte e r se h r au f richtig gewirkt. Konnte er ein so durchtrieben e r Lügner
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