Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
Vom Netzwerk:
Reagenzglas.
    »Sicherheitshalber«, m ur m elte sie.
    Irene sah auf den Unterle i b, der auf dem g l änzenden Stahltisch l a g. Er h a tte kein Geschlechtsorgan, dieses war vollständig entfernt worden. Durch den aufgeschlitzten Magen waren auch keine Gedärme auszu m achen. Der Unterleib war ebenso leer, wie der Oberkörper das gewesen war. Die Oberschenkel endeten etwa zehn Zenti m eter unterhalb der Leiste. Sie waren abgesägt worden, anscheinend schnurgerade.
    Stridner sah von ihrer Arbeit auf.
    »Ic h bi n gleic h f e rtig . S i e könne n i n m e ine m Bür o warten.« Dankbar folgte Irene ihrer Aufforderung.
     
     
    »Das hier ist wirklich außergewöhnlich widerlich. W i r haben es m it einem unhei m lichen Täter zu tun. Es handelt sich bei ihm wahrscheinlich um einen nekrophilen Sadisten«, stellte Yvonne Stridner fest.
    Sie saßen in ihrem Büro ein Stockwerk höher. Die Professorin thronte in einem teuren Ledersessel, und Irene musste m i t einem unbeque m en, durchgesessenen, plastiküberzogenen Besucherstuhl vorlieb neh m en. Das m achte ihr nichts aus. Hauptsache, die Pathologin war bereit, m it ihr zu sprechen.
    » W i e Si e selbs t gesehe n hab e n , f ehle n sä m tlich e inneren Organe . B r ust - un d Lenden m uskulatu r sin d a u f beid e n Seite n weggeschnitten . Außerde m wurde n da s Geschlechtsorga n un d de r Anu s en t f ernt . Da s Sch a mbei n wei s t Frakture n au f Grun d kräftige r G e wal t einwir k un g auf . A r me un d Bein e sin d wahrs c heinlic h mi t eine r Krei s säg e oder etwa s Ähnliche m ent f ern t w o rden . Au f de n Schnitt f lächen sin d ausrei c hen d viel e Knochen s pl i tter , di e di es e n S c hluss zulassen . De r K o p f wurd e z w ische n de m sechste n und siebte n Ha l swirbe l abgetrennt . Auc h dor t wurd e eine Kreissäg e eingesetzt . Di e Extremitäte n wurde n ohne Rücksich t au f di e ana t o m isc h e n Gegebenheite n einfach abgesäg t , wa s nich t au f g r oß e Vorkenntnis s e i n dieser Hinsich t we i st . Da z u pa s s t allerding s nich t di e Entfe r nung de r inner e n Organe.«
    Yvonne Stridner unterbrach sich und sah nachdenklich auf ihren Co m puter, der nicht eingeschaltet war. Eine ganze W eile schien sie in Gedanken sehr weit weg zu sein.
    »Es handelt sich um einen gewöhnlichen Obduktionsschnitt, der von der Oberkante des B rustbeins bis hinunter zum Sch a mbein führt. Der Nabel ist nicht durchtrennt, sondern die Inzision führt in einem kleinen Bogen um ihn heru m . Das ist der Sta n dardschnitt bei Obduktionen.«
    Sie unterbrach sich, fing Irenes Blick auf und sagte dann scharf: »Die Entfernung der äußeren Muskulatur und des Geschlechtsorgans gehört h i ngegen nicht zu den gängigen Obduktionsverfahren!«
    »Sie glauben also, dass d e r Mörder über eine gewisse Obduktionsroutine verfügt ? «
    »Ja. Entweder das, oder er i s t ein s ehr erfahre n er Jäg e r. Die Organe sind äußerst fac h m ännisch entfernt w orden.«
    »Aber Kopf, A r m e und Beine sind nicht fach m ännisch gekappt ? «
    »Nein. Das hätte jeder m it e i ner g u ten Kreissä g e m achen können.«
    Sie hielt inne und holte tief Luft.
    »Aber hier haben wir es nicht m it einem Jeder m ann zu tun.«
    »Um was für eine Person handelt es sich dann ? «
    »Um einen Un m enschen, der es auf eine Leiche abgesehen hat. Um dieser habhaft zu werden, m uss er erst ein m al töten. Und das tut er auch.«
    »Er. Sie sagen, er. Könnte es sich nicht auch um eine Frau handeln ? «
    »Ich habe die einschläg i ge Literatur durchgesehen.« Yvonne Stridner stand auf und ging zum Regal, das die Wand hinter ihr ein n a h m. Dort suchte sie e i n en Stapel Bücher hervor, die sie m it einem du m pfen Knall auf den Schreibtisch fallen ließ.
    »Diese hier habe ich am Wochenende ausgewertet.«
    Irene sah Titel wie »Der nekrotope Mensch« und »Sexual Ho m i cide Patterns and Motives«.
    »Sie wollt e n wissen, ob es sich a u ch um eine Mörde r in handeln kann. Die Antwo r t lautet m it größter Wahrscheinlichkeit: nein. In der Literatur finden sich hunderte von Fallstudien zu sadistischer, nekrophiler Zerstückelung. In keinem der Fälle haben wir es m it einer Täterin zu tun. Hin und wieder treffen wir auf eine Mittäterin, aber auch d a s ist äußerst ungewöhnlich.«
    Yvonne Stridner verstum m te und rückte ihre grüne Brille auf i h rem sch m alen Nasenrüc k en zurec h t.
    »Als ich den Oberkörper untersuchte, drängte sich m i r bereits der Verdacht

Weitere Kostenlose Bücher