Die Tätowierung
starken La m pe erhellt wurde und das Ladenlokal im Üb r i gen im Halbdunkel lag, hatte Irene b e im Eintreten den Mann in der Ecke nicht be m erkt. Aber sie h örte sein Lachen und spähte ins Dunkel. Plötzli c h war ihr Mund ganz trocken.
Beide wär e n selbst d e m abgebrühtesten Er m ittl e r durch ihren bloßen Anblick auf d e n Magen geschlagen. Sie waren kräftig, fast fett. Unter dem Fett ließ s i ch das e i f rige Training an Kraf t m aschi n en und m it Hanteln ahnen.
Derjenig e , de r gerad e ein e Tätowie r un g b e k a m , tru g sein lange s Haa r z u ein e m Pfe r deschwan z zus a mmengebunden, wahrs c heinl i ch , d a mi t e s d e m Tätowiere r nich t i m Weg war . Ve r m u t lic h wa r di e Schult e r d a s letzt e Stüc k Haut , das noc h nich t t ätowier t wa r . Vo n de n Finger n übe r di e A r me bi s zu m Oberkörpe r w a r alle s m i t Tätowierung e n bedeck t . Alle s wa r v e rtreten , vo n de n pr i m itive n Tätowie r unge n a u s d e m Knas t bi s hi n z u komplizierten , vie l farbig e n Bi l dern. Di e besser e n Tätowierunge n intere s sierte n Iren e . Si e nahm sic h zus a mme n un d ve r sucht e ihr e St i mm e ge s chäf ts m äßig klinge n z u l a ssen.
»Nein, danke. Ich bin nicht h i er, um m i ch tätowieren zu lassen.«
Sie zog ihren Dienstauswe i s hervor und hielt ihn dem Tätowierer vor die Nase.
»Irene Huss. Kri m inalpolizei.«
Es blieb i h r f ast das He r z stehen, als der Mann auf d e m Besucherst u hl sa g t e: »D er Na m e kom m t m i r ir g endwie bekannt vor … aber ich weiß, verdammt noch m al, nicht, woher.«
»Kann ich m i r kaum vorst e llen, dass wir uns schon m al begegnet sind«, erwiderte sie kurz.
Ihr H e r z k l opf t e so se h r, d ass ihr das Blut in den Ohren rauschte. H astig sagte si e : » I ch wollte S i e um einen Gefallen bitten. Es geht um den Mord in Killevik. W i r wissen nicht, wer das Opfer ist. Aber er hat diese Tätowierung auf der rec h ten S c hulter. W i ssen Sie, wer die ge m acht haben könnte? Oder wer der Mann ist ? «
Jetzt sahen sie alle drei Männer auf m erksam an. Sie reichte dem Tätowi e rer das Bild von der Drachentätowierung. Vorsichtig nahm er es an der einen Kante. Erst da sah Irene, dass er dünne Plastikhandschuhe trug. Lange und gründlich schaute er die Farbkopie an, ohne ein Wort zu sagen. Die anderen bei d en reckten ihre Hälse, um ebenfalls einen Blick auf das Bild zu erhaschen. Nervös ließ Irene den Blick die W ä nde entlangwandern, die m i t verschiedenen Motiven für Tätowierungen tapeziert waren. Es handelte sich überwiegend um Adler, Totenschädel und a m erikanische Fahnen.
»Das ist die Arbeit eines M e ist e rs«, m e inte de r Tätowierer endlich.
» W irklich ein verdammtes Kunstwerk!«, fügte er noch hinzu.
Seine Sti mm e klang nach aufrichtiger Bewunderung.
» W er könnte die ge m acht haben ? «, fragte Irene.
»Keine Ahnung. Ich glaube n i cht, dass sie hier in Schweden ge m acht worden ist.«
» W arum nicht ? «
»Das Moti v . Das Zeic h en in der Mitte. Das sieht se h r unschwedisch aus. Der Drache i s t s o … asiati s ch. Ist d er Bursche aus Asie n ? «
Es dauerte einen Mo m ent, bis Irene begriff, dass er das Op f er m einte.
»Nein. Europäer, dunkelhaarig«, antwortete sie.
Der Tätowierer sah sich das Bild noch ein m al gründlich an und gab es ihr dann kopfschüttelnd zurück.
»Sorry. Ich kann nur sagen, dass eine solche Tätowierung zie m lich lange dauert. Die m acht m an nicht in der Kaffeepause.«
» W ie den Scheiß, den du m i r in die Haut ritzt?«, sagte der Mann, der gerade dekoriert wurde.
Die drei Männer lachten. Irene nutzte die Gelegenheit, das Bild ei n zustec k en u nd a u f die T ür zuzugehen. Gerade als sie auf den Bürgersteig treten w o llte, hörte sie, wie der Mann im Besucherstuhl rief: »Verdam m t! Jetzt weiß ich, wer sie ist! Erinnert i h r euch noch an den Ärger in Billdal vor …«
Eilig sc h l oss Irene die T ür und m achte, dass sie zu ihrem Wagen k a m .
Tattoo Tim hatte geschlossen. Er öffnete im m er erst um 13 Uhr, stand auf d e m Pappschild, das m it Klebestreifen innen am Türfenster befestigt war. Dafür wurde dann auch erst um 21 Uhr geschlossen. Irene beschloss, vor ihrem Gespräch m it die s em Tim Mittag es sen zu geh e n.
An der Linnégatan liegen ei n e Menge g e mütlich e r Lokale. Irene entschied sich für einen kleinen Italiener. Sie bekam einen winzigen Tisch am Fenster. W ährend sie auf
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