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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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ihr Essen w artete, sah sie auf den dichten Verkehr und die modernen Häuser auf der anderen Straßenseite, die den Jugendstil kopierten. Im Erdgeschoss waren elegante Boutiquen.
    Die frische Pasta m it Schinken-Käse-Sauce duftete herrlich. Ein erstklassiger grüner Salat und das fast alkoholfreie Bier waren noch d a s Tüpfelchen auf d e m i. Den Grappa vor dem Essen schlug sie aus. Ihr prote s tantis c hes Gewis s en f l üste r t e ihr i n s Ohr, dass ein Drink zum Mittages s en verwerflich sei. Eben d eshalb war sie einen Augenblick lang sehr versucht, besann sich dann aber eines Besseren. Luther hatte Recht. Eine Er m ittl e rin durfte keine Fahne haben, wenn sie je m anden befragte, denn das stärkte nicht gerade das Vertrauen.
    Nach dem Essen trank sie m ehrere Tassen Kaffee, und deswegen war es auch fast halb zwei, als sie Ti m s W erkstatt b e tr a t .
    Ei n Mädch e n , da s k a u m älte r al s fünfz e h n sei n konnt e , sa ß m i t off e n e m Mun d da . E in junge r Man n m i t schwarz gefä r bt e m Haar , da s bi s zu r Taill e ging , hatt e ih r e Zunge gepackt . Dami t si e ih m nich t e n tgleite n würde , hatt e e r sie mi t eine m Stofffetze n umwickel t . Mi t ein e m g r oßen, zangen ä hnl i che n Instrumen t knip s t e e r i n di e Zungen s pitze.
    »Ah«, sagte das Mädchen.
    Der Mann ließ los und reichte ihr einen Spiegel. Sie hielt ihn sich vors Gesicht und st r eckte die Zunge heraus. Fast ganz vorne auf der Zungenspitze glänzte eine Silberkugel.
    »Schuper«, sagte das Mädchen begeistert.
    »Cool«, pflichtete ihr der junge Mann bei.
    Ein paar Scheine wechselten den Besitzer, und das Mädchen rauschte aus der Tür. Er s t jet z t sc h i en Tim Irene zu be m erken. Diese betrachtete ihn schon seit gerau m er Zeit f aszi n i e rt.
    E r wa r fas t s cho n kleinwüchsi g z u n e nne n un d außerd e m spindeldürr . A n de n Füß e n hatt e e r krä f tig e Lederstie f el , die z u seine r G r öß e siche r mehrer e Z e nt i m ete r bei t rugen . Die schwar z e n Lederhose n saße n en g u m sein e dünne n Oberschenke l un d wurd e n vo n ein e m b r eite n Gürte l gehalten. Vermutlic h wa r e s ei n Glück , das s di e Hose n s o en g waren, sons t hätt e s i e da s G e wi c h t de s Gürte l s nac h unte n gezogen. E r wa r m i t großen , spitz e n Niete n be s etzt , un d di e Schnalle i n Fo r m e i ne s Totenkopf s hatt e eine n Dur c h m e sse r von siche r zeh n Zent i m etern . Auc h di e r i esig e Lede r w est e war vo n Niet e n übersät . Darunte r tru g e r ei n s c hmutzige s T- Shir t m i t de r Au f schri f t » F u c k you« . Se i n e A r m e waren vo n Tätowi e runge n b e d e ckt . Au c h das , wa s vo m Hal s zu sehe n wa r , z iert e ei n a b s trakte s Mus t er . Au f di e Stir n war ei n indianische s Ban d i n Ro t un d Schwar z tä t owiert . I n jed e m Oh r hatt e e r m indesten s z e h n verschi e de n große Ring e . Di e ein e Br au e wa r v o n m ehrere n Silberstäben durchbohrt , di e au f beide n Seite n de r Einstichs t elle n von kleine n Silberplättche n gehalte n wurden.
    Aber es war die Partie un t er dem Mund, die Irene den Atem verschlug. Es sah aus, als hätte er dort noch einen weiteren Mund aus spitzen Nadeln. Sicher war es nicht ratsa m , ihm spontan einen Kuss zu geben.
    » W as wollen Sie ? «, fragte er feindselig.
    »Irene Huss. Kri m inalpolizei. Ich würde Sie gerne was fragen.«
    Sie wollte gerade das Bild d e s Drachen hervorziehen, als sie pl ö t zlich erstarrte, weil er m it hei s erer, üb e rschlagen d er Stim m e kreisc h t e: » V erschwinden Sie! Das ist m ein Laden. Raus hier!«
    » W ieso? Ich wollte Sie n ur um Hilfe bitten.«
    Um ihn neugierig zu machen, sagte sie noch: »Es geht um einen Mord.«
    Er ließ s i e n i cht aus d en Augen, schwieg aber beharrlich. Davon ermuntert, m einte Irene: »Sie haben doch sicher von den Leichenteilen g ehört, die in Killevik a u fgetaucht sind. W i r w i ssen nicht, wer das Opfer ist, nur dass es sich um einen Mann handelt, der diese Tätowierung auf der rechten Sc h ulter hatte.«
    Sie reichte Tim die Kopie, und dieser nahm sie widerwillig entg e gen. Ire n e b e m erkte, dass er zu s ammenzuckt e , als er das B ild sah. Nach eingehender Betrachtung sagte er: »Verdam m t gute Arbeit.«
    »Kann je m a nd in Göteborg das gemacht haben?« Er schüttelte den Kopf.
    »Unwahrscheinlich.«
    »Ich habe mit dem Inhaber von M C -Tattoo gesprochen. Er m eint, dass die Tätowierung

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