Die Tätowierung
tun. Sie wür d en sich nur über ihn lustig m achen und seine Glaubwürdigk e it in Fra g e stellen. Aber Irene glaubte an ihn, denn er hatte Marcus T osscander wirklich geliebt, jetzt m ussten sie nur noch herausfinden, wer Marcus gewesen war. Es hatte den Anschein, als hätte er einige ge f ährliche Bekannte gehabt.
An diesem Donnerstag leite t e Irene die morgendliche Besprechung d a m it ein, dass sie ihren Kopenhagenbesuch referierte. Ei ne zensierte Version.
»Gute Arbeit. Es hat den Ans c hein, als hätten wirklich Teile von Marcus Tosscander in den Säcken gelegen«, m einte Kom m issar Andersson.
Jonny unterbrach ihn: »Was sind das für Dummheiten, nicht darü b er sprechen zu wollen, wo du die Angaben herhast?«
Verärgert s a h er Irene a n. Sie hatte gewusst, dass diese Frage kom m en würde, und sie war nicht direkt erstaunt darüber, wer sie ihr stellte.
»Ich habe m einem Infor m anten absolute Verschwiegenheit g ara n ti e rt. Nur ich kenne s e ine Identit ä t. S onst hätte ich überhaupt nichts erfahren. Die Hauptsache ist doch wohl, dass wir jetzt endlich einen N a m en haben, m it dem wir arbeiten können«, erwiderte sie ruhig.
Jonny sah aus, als wolle er noch etwas sagen, aber der Kom m issar kam ihm zuvor.
»Genau. Hannu und Jonny haben gestern schon angefangen. Es spricht einiges dafür, dass es wirklich Tosscander ist, auf den wir uns konzentrieren sollten. Hannu kann beginnen.«
Hannu nickte leicht und las von seinem Block ab.
»Marcus E m anuel Tosscander wurde am 18. März 1968 in Askim g e boren, ist also einunddreißig. Die Mutter starb vor zehn Jahren. Der Vater ist Oberarzt, pensioniert. Keine Geschwiste r . Fün f jähri g es Studium an der Hochschule für Design und Kunsthandwerk. Gründete sofort nach dem Studium eine eigene Fir m a. V o r vier Jahren bezog er die Räu m lichkeiten am Kungsportsplatsen. Nach seinen Steuererklärungen der letzten f ünf Jahre zu urteilen, liefen die Geschäfte glänze n d. Die Fir m a machte über eine Million Gewinn, und er selbst zahlte sich ein Jahresgehalt von einer halben Million. Er wohnt in der Jenny Lindsgatan in Lunden. Ledig. Keine Kinder. Fährt einen direkt aus den USA i m portierten Pontiac Cab, Modell 95.«
Hat er doch tat s ächlich auch noch daran gedacht, bei der Zulassungsstelle nachzufragen, überlegte Irene. Aber m ittlerweile kannte sie Hannu und glaubte s o gut wie alles, was er sagte. W o war der W a gen jetzt? Wahrscheinlich hatte ihn Marcus nach Kopenhagen m itgenommen.
»Jonny hat gestern m it dem Vater gesprochen«, sagte Andersson zu Irene.
Jonny bereitete sich dar a uf vor, das Wort zu überneh m en. Er setzte sich gerade hin und begann: »Gestern n ach dem Mittages s en bin ich zu Papa Tosscander gefahren. V orher konnte er m i ch nä m lich nicht e m pfangen, denn er wollte z u m Golf. Obwohl ich dem Alten bei meinem Anruf am Morgen gesagt hatte, es ginge um seinen Sohn. Golf war also wichtiger. Er wohnt in einem riesigen Schuppen am Meer, direkt neben der Hovas Golfbahn. Offenbar haben der Alte und sein Sohn überhaupt keinen Kontakt. Er wollte über Marcus auch gar nichts wissen, hatte es den Anschein. ›Mein Sohn lebt sein Leben, und ich lebe m eins‹, sagte er m eh r m als.«
»Hat er in den letzten Monaten von Marcus gehört ? «, fragte Irene.
»Ich habe ihn so verstanden, dass sie nicht m ehr m iteinander gesprochen h a ben, seit Marcus nach Kopenhagen gezogen ist.«
»Aber das war doch schon zu Neujahr!«, rief Irene.
»Tja. Aber offenbar ist es so.«
»Merkwürdig. Mit seinem einzigen Kind fünf Monate lang nicht zu sprechen …«
Irene unterbrach sich. Marcus hatte zu Tom Tanaka gesagt, dass er überlege, ganz nach Kopenhagen überzusiedeln. W a r diesem Entschluss ein Bruch m it dem Vater vorausgegangen? Ihr kam ein weiterer Gedanke. Der Vater war Arzt. In Göteborg. Sie beschloss, bei Gelegenheit selbst m it i h m zu sprec h en.
»Hat nie m and Marcus als ver m isst ge m eldet ? « , fragte Birgitta.
»Nein«, erwiderte Hannu.
»Viell e icht wussten d i e m eisten L e ute n i chts v on sei n er Tätowierung. Marcus Tosscander hat sie in Kopenhagen m achen lassen. Sie war er s t ei n e W oche vor seinem Verschwinden fertig. Wahrsch e inlich hatte noch nie m and hier in der S t adt Marcus’ neuen Körpersch m uck gesehen«, schlug Irene vor.
»Du m einst, auch wenn Leute angefangen haben, Marcus zu ver m issen, so gibt es doch nie m and e n, der sein Verschwin d en m it den
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