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Die Tätowierung

Die Tätowierung

Titel: Die Tätowierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Tursten
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anderen. Jetzt droht die Alte damit, das Männchen bei uns abzuladen, wenn wir nicht jemanden finden, der es nimmt.
    Küsse! Krister
     
    Ein Seufzer und ein leises Knurren vor der Küchentür brachten Irene dazu, sich u m zudrehen. In der Tür stand S a m m ie, den Kopf a uf die Seite gelegt. Mit seinen braunen Augen sah er sie e r wart u ngsvoll an. Frauchen hatte doch sicher ebe n falls Lust auf einen langen und erfrisc h enden Spazier ga ng?

KAPITEL 8
    Isabell war weg. W i e vom E r dboden verschluckt. Irene hatte das ganze große Haus durc h sucht. Sie war durch unendlich dunkle Korridore gegangen und hatte all die ver f alle n en Zimmer durchsucht. Bei jedem Schritt, den s i e m achte, wirbelte S t aub auf. Spinnweben schlu g en ihr i n s Gesicht. I h re Schritte wurden im m er schwerer, aber die Kraft der Verzweiflung zwang sie vorwärts. Nur sie konnte Isabell finden, ehe es zu spät war. Denn es war ihre Schuld, dass Isabell weg war. Bell war nur ein kleines Kind, und jetzt hatte Irene sie verloren. In dem düsteren Haus wurde es immer wär m er. Die Zeit war fast abgelaufen. Irene m erkte, dass ihre Panik immer größer wurde. Die Decke kam i m m er näher, und die W ände bogen sich nach innen. Bald würde das ganze Haus i m plodieren. Alle, die sich darin befanden, würden erdrüc k t werden. Verzweifelt versuchte Ire n e Isabells N a m en zu rufen, aber sie bekam keinen Ton über die Lippen. Plötzlich m erkte sie, dass sich der Boden unter ihr zu bewegen begann, und sah ein, dass es zu spät war.
     
     
    Sammi e wa r z u ih r in s Bet t g e sprunge n un d hat t e e s zum Schaukel n gebracht . Iren e erwacht e schweißgebade t und mi t ras e nd e m Her z klopfen . Di e Leu c htanzeig e d e s Weckers stan d au f 03.3 7 Uhr . Kr i ste r la g nebe n ih r un d s chnarchte f riedlich . Sammi e hatt e e s sic h b e reit s a m Fußend e des Bette s bequ e m g e ma c ht . E r lag , m i t de n Pfote n i n de r Luft, au f d e m Rü c ke n un d sch l ie f s cho n wieder.
    Irene ging ins Badezimmer, um einen Schluck W a sser zu trinken, und hoffte, dass sich ihr Herzklopfen legen würde. Der Angstschweiß klebte auf ihrer nackten Haut. Nach einer W eile begann sie zu frösteln. Sie kehrte ins Schlafzimmer z u rück, u m ihr e n Bade m antel zu holen, und hüllte sich in das flauschige Frottee. Auf nackten Sohlen schlich sie sich hinunter in die Küche und setzte sich m it einem Glas kalter Milch an den Tisch.
    Das Küchenfenster ging nach Osten. Am Horizont verfärbte die Sonne den H i m m el bereits rosa und türkis. Die wenigen W olken glänzten g o lden. Es w ürde ein schöner Tag werden.
    Irene hatte Mühe, den Traum abzuschütteln, es fiel i h r jedoch nicht schwer, ihn zu deuten. Sie hatte Schuldgefühle, weil Isabell verschwunden war, und sie m achte sich Sorgen, dass ihr et w as zugestoßen sein könnte.
    Das Telefongespräch m it Monika Lind vor knapp sechs Stunden war nicht einfach gew e sen. Zu erzählen, dass sie sie gefunden, jedoch nicht ang e tro f fen hatte, war ihr nicht leicht gefallen. Das Schlim m ste w a r jedoch gewesen, zu beric h ten, wie Isa b ell i h r Geld verdiente. Monika war am Boden zerstört gewesen, als ihr aufgegangen war, dass sich Isabell prostit u ierte. Auf diesen Gedanken war sie nicht gekommen. Dass ihre hüb s che kleine Tochter sich abrackerte, um Foto m o dell zu werden, hatte si e ihr oh n e weiteres abgenommen, und dass die Wahrheit ganz anders aussah, wollte sie nic h t akzept i eren. Vielleicht schä m t e sie sich auch. Am Ende des Telefon g esprächs war sie fa s t aggressiv geworden und hatte begonnen, Irenes Auskünfte in Frage zu stellen. Vi el leic h t h a tte diese s i ch ja bei dem Bild in der Touristenbroschüre getäuscht? Vielleicht war das ja gar nicht Bell! Auch wenn die E s c o rt Agency Scandinavian Models hieß. Schließlich konnte es m ehrere Agenturen geben, die so hießen. Schließlich hatte Irene sie jedoch so weit ge b racht, sich der Realität zu s t ellen. Das verschwundene Mädchen war Isabell, sonst niemand.
    Von d e m Verdacht, den sie und T o m Tanaka hegten, hatte Irene nichts gesagt. Sie verstand immer noch nicht ganz, warum ihr Auftauchen in Kopenhagen m it dem Verschwinden von Isabell zusam m enhängen sollte. Das wirkte weit hergeholt.
    Am Küchentisch entsc h loss s i e sic h , die Ide n tität Tom Tanakas nie m and e m g e genüber preiszugeben. Sie verließ sich voll und ganz auf i hn, aber das würden ihr Chef und ihre Kollegen nie

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