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Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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schlecht ging,
stimmte. Im nachhinein wenigstens, viel später, als er mit ihr
ins Ausland gehen wollte, hatte sich herausgestellt, daß er nicht
gelogen hatte. Das Wasser stand ihm wohl wirklich bis zum
Hals.
Allerdings, dachte sie jetzt, hat er bestimmt schon damals
gewußt, daß das keine Frage von ein, zwei Jahren werden
würde. Und er hatte unerwähnt gelassen, daß es da noch
zweihunderttausend Mark gab, Geld, das er an der deutschen
Steuer vorbei in der Schweiz deponiert hatte. Damit hatte er
ihnen beiden den Start in Argentinien ermöglichen wollen.
Weshalb so spät? Weshalb nicht sofort?
Sie hatte sich an jenem Abend auf ihn eingelassen, auf das
Spiel einer geheimen, verbotenen Liebe, bei dem es immer
einen Verlierer geben mußte, und hatte in Kauf genommen,
daß sie selbst dieser Verlierer sein könnte. Ihre Begegnungen
seither waren konspirativ und romantisch gewesen, hastig oft,
und sie hatte den trostlosen Moment der Trennung nur allzu
häufig erleben müssen. Ganz für sich hatten sie nur die eine
Woche im Herbst, während Laura glaubte, Peter sei mit
Christopher unterwegs. Peter hatte in seinem und Lauras Haus
gewohnt, und er hätte es gern zu einem Liebesnest für sich und
Nadine gemacht, aber nur dreimal hatte sie sich dort mit ihm
getroffen, als es so heftig regnete, daß man sich nicht im Freien
aufhalten konnte. Sie fühlte sich zwischen Lauras Möbeln nicht
wohl, aber sie hatte Angst, in ein Hotel zu gehen: Sie war in
der Gegend als Henris Frau zu bekannt. Meist machten sie also
Ausflüge, in die Berge oder mit einem gemieteten Boot in
verschwiegene Buchten, liebten einander dort stundenlang oder
saßen nur Hand in Hand im Gras oder auf den Felsen, schauten
in die Ferne und wechselten manchmal ganze Nachmittage
über kaum ein Wort. Irgendwann hatte sich Christopher nicht
länger bereit erklärt, Peter zu decken, und in jenen letzten
Herbstferien war Peter nervös und unruhig gewesen, und
Nadine hatte stets das Gefühl gehabt, Laura sei anwesend,
zumindest in seinen Gedanken. Aber auch vorher schon hatte
sie jenen allabendlich wiederkehrenden Augenblick gehaßt,
wenn Peter sein Handy nahm, ihr ein entschuldigendes Lächeln
zuwarf und das Restaurant verließ, in dem sie zusammen aßen
– und das sie jeden Tag wechselten, um niemandem als Paar
aufzufallen. Von irgendeiner verschwiegenen Ecke aus rief er
Laura an und schwärmte ihr von dem herrlichen Segeltag mit
Christopher vor.
Wenn er dann zu ihr zurückkam, konnte sie sich eine bissige
Bemerkung meist nicht verkneifen. »Und? Ist alles in Ordnung
mit der holden Gattin? Oder langweilt sie sich in dem noblen
Luxusdomizil, das du ihr finanziert hast und wegen dem wir
nicht zueinanderkommen können?«
Manchmal hatte sie gemeint, vor Wut keine Luft mehr zu
bekommen, wenn er Laura dann verteidigte. »Nadine, du
kennst sie doch. Sie ist nicht die gelangweilte Ehefrau, die in
ihrer Villa sitzt und Däumchen dreht. Sie würde sehr gern
wieder in ihrem Beruf als Photographin arbeiten, aber ich möchte das nicht. Sie ist keine Luxuspuppe!«
»Dann laß sie doch arbeiten. Vielleicht verbessert sich dann
eure finanzielle Lage, und du kannst dich schneller scheiden
lassen.«
Über der Frage, daß Laura wieder arbeiten könnte, waren sie
regelmäßig in Streit geraten; eine Ironie, wie Nadine oft
dachte, denn genau darüber stritt er sicherlich auch mit Laura
selbst häufig. Peter hatte einmal gesagt, er wolle nicht, daß
Laura in ihren Beruf zurückkehre, weil sie mit allzu
leichtlebigen Menschen dabei in Berührung komme. »Künstler,
Journalisten, Photographen ... ich kenne schließlich die
Branche. Ein flatterhaftes Volk, das es mit der Treue nicht
allzu ernst nimmt. Und wenn ich mir vorstelle, sie könnte sich
mit ihrer Freundin Anne wieder zusammentun ... Himmel, da
wird mir ganz schlecht. Du solltest sie sehen! Eine durch und
durch ausgeflippte Person!«
»Ja, und? Das kann dir doch völlig egal sein! Du sagst doch
immer, du liebst Laura eigentlich schon längst nicht mehr. Du
willst dich von ihr trennen. Was interessiert es dich dann noch,
ob sie mit leichtlebigen Menschen herumtut oder gar durch
fremde Betten tanzt? Das dürfte eigentlich keine Bedeutung
mehr für dich haben!«
»Sie ist immer noch meine Frau. Wenn wir geschieden sind,
kann sie machen, was sie will, aber vorher können mir ihr
Umgang und ihr Lebenswandel nicht ganz gleichgültig sein.«
Hinter seinen Worten hatte Nadine

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