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Die Taeuschung

Die Taeuschung

Titel: Die Taeuschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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stets ein noch waches
Interesse an Laura gewittert, und häufig waren die Gespräche
darüber in wütenden Vorwürfen eskaliert. Entnervt und wütend
hatte Peter dann immer wieder angedroht, die Beziehung zu
Nadine zu beenden.
»Weshalb tue ich mir das eigentlich an?« hatte er wütend
gebellt. »Ich könnte mit Christopher friedlich auf einem Schiff
sitzen und in den Sonnenuntergang segeln! Statt dessen muß
ich mir von dir zum hunderttausendsten Mal die ewig gleichen
Vorwürfe anhören. Ich bin nicht hierhergekommen, um noch
mehr Streß zu haben als im Büro. Das ist mein Urlaub, und ich
möchte mich erholen.«
Sie hatte große Angst gehabt, ihn zu verlieren, daher hatte
sie gelernt, sich mehr und mehr zurückzunehmen. Aber sie
hatte immer schlechter ausgesehen, so daß Henri sie häufig
drängte, doch einen Arzt aufzusuchen.
»Laß mich in Ruhe!« hatte sie dann gerufen und war in
Tränen ausgebrochen, hatte auf seine bohrenden Fragen aber
immer nur den Kopf geschüttelt.
Der schlimmste Moment in der ganzen Beziehung war jener
Märztag vor zweieinhalb Jahren gewesen, als sie erfahren
hatte, daß Laura ein Kind erwartete. Vielleicht, dachte sie
manchmal, war es sogar der schlimmste Moment ihres ganzen
bisherigen Lebens gewesen. Laura und Peter waren zu einem
zweiwöchigen Urlaub in die Provence gekommen, und schon
am zweiten Tag hatte Peter Nadine angerufen und um ein
Treffen gebeten. Sie hatte den Strand vorgeschlagen, jenen
Strand, an dem sie auch heute saß und über ihr Leben grübelte,
das ihr verpfuscht und sinnlos erschien.
Es war ein ziemlich warmer, sonniger Tag gewesen, und sie
hatte ein leichtes Sommerkleid angezogen und auf
Unterwäsche verzichtet, weil es ihr das Gefühl gab, sexy zu
sein. Sie hoffte, daß sie miteinander schlafen würden, denn in
der körperlichen Vereinigung wenigstens gehörte er ihr, und
sie fieberte auf diese Momente hin. Sie hatte Rouge und
Lippenstift aufgelegt, in größeren Mengen als sonst, aber sie
hatte immer noch sehr verhärmt ausgesehen.
Allerdings wirkte Peter nicht gerade fröhlich. Er war schon
da, als sie den geheimen Pfad hinuntergeklettert kam, saß auf
einem flachen Felsen und warf Kieselsteine ins Wasser. Er
bemerkte sie nicht sofort, und sie konnte einen Moment lang
seine Gesichtszüge studieren. Seine Mundwinkel waren nach
unten gezogen, und zwischen seinen Augen stand eine tiefe
Falte; er wirkte mürrisch und fast ein wenig aggressiv. Sie
wußte plötzlich, daß die Begegnung keinesfalls angenehm
verlaufen würde.
Sie ahnte jedoch nicht, wie unangenehm sie werden sollte.
Sie mußte dicht an ihn herantreten, ehe er sie bemerkte. Er
war so in seine Gedanken vertieft gewesen, daß er
zusammenzuckte, als sie plötzlich neben ihm stand. Er erhob
sich, trat auf sie zu und küßte sie auf beide Wangen. Er schien
vollkommen leidenschaftslos.
»Wie schön, daß du da bist«, sagte sie, zärtlich, aber auch
ängstlich, weil sie wußte, das irgend etwas geschehen war.
Er setzte sich wieder auf den Felsen, wies einladend neben
sich. »Komm, setz dich. Hattest du ein Problem, zu kommen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Henri macht keine Probleme. Und
ich hätte mich sowieso nicht aufhalten lassen.«
»Laura ist in unserem Haus. Sie fühlt sich nicht besonders
wohl. Ich habe gesagt, ich fahre zum Einkaufen, aber allzu
lange kann ich nicht wegbleiben, das würde zu sehr auffallen.«
Sie nickte. »Immerhin. Wenigstens ein paar Momente haben
wir.«
»Wir kommen heute abend zum Essen zu euch. Ich weiß, du
magst das nicht so gern. Aber Laura wollte unbedingt, und ich
wußte nicht, was ich hätte einwenden sollen. Ich kann sie nicht
zwei Wochen lang vom Chez Nadine fernhalten. «
»Nein, natürlich nicht.«
Sie haßte solche Abende. Peter und Laura zusammen zu
sehen bereitete ihr beinahe körperliche Schmerzen. Vor allem
dann, wenn Laura nach seiner Hand griff, wenn sie ihn
anstrahlte, wenn sie zärtlich mit dem Finger seine Wange
berührte.
»Wann kommt ihr?« fragte sie.
»Gegen acht Uhr. Laura wollte jetzt bei Henri anrufen,
während ich weg bin. Sie wird den Tisch bestellen.«
»Sehe ich dich noch mal allein, während du hier bist?«
Er antwortete nicht auf ihre Frage, sondern begann wieder,
Steine ins Wasser zu werfen.
Schließlich sagte er: »Ich möchte nicht, daß du erschrickst
heute abend. Laura ist schwanger.«
Es war, als hätte er ihr mit einem schweren Gegenstand auf
den Kopf geschlagen. Sie war völlig

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